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Brunftzeit

Brunftzeit

Titel: Brunftzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Humfrey Hunter
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hatte (wohlgemerkt ohne ihn zu betrügen!), sondern auch damit, dass sie Mr. Wrong offenbar so wenig bedeutete, dass er ihm nicht einmal von ihr erzählt hatte. Für Mr. Right ist Rebecca die Frau, mit der er alt werden will. Für Mr. Wrong war sie ein flüchtiges Abenteuer. Das muss sich widerlich anfühlen, und in meiner Eigenschaft als Mann muss ich sagen, dass er mir unendlich leidtut.
Was wurde aus Rebecca und Mr. Right?
    Jetzt kommt mein Lieblingsteil dieser Geschichte. Es stellte sich nämlich heraus, dass Mr. Right ein ganz besonderer Mann war. Er war stark, hatte Prinzipien und begriff sehr schnell, dass er mit Rebecca eine ganz tolle Frau gefunden hatte; daran änderte auch sein angeschlagenes Ego nichts. Im Gegenteil: Nachdem er darüber nachgedacht hatte, was sie beide verband, liebte er sie nur umso mehr. Er blieb nicht nur bei ihr, sondern er tat auch alles dafür, ihre Beziehung zu festigen. Das, was seinerzeit mit Mr. Wrong geschehen war, hatte nicht die geringste Bedeutung.
Eine Geschichte, die mich auch heute noch verblüfft
    Ich bin der Meinung, dass man niemandem für seine Vergangenheit vergeben muss, für Erlebnisse aus einer Zeit vor der gemeinsamen Geschichte. Würde ich jedoch von dem Menschen betrogen, den ich liebe, könnte ich wahrscheinlich, wie die meisten Leute, nur sehr schwer darüber hinwegkommen. Genau aus diesem Grund hat mich die folgende Geschichte ungeheuer verblüfft und tut es noch heute. Sie ist so gut und so unglaublich, dass ich sie hier unbedingt loswerden muss. Es geht um die Vergangenheit einer Person, um Untreue und um Vergebung unter den unwahrscheinlichsten Umständen.
    Genug der Vorrede, hier ist die Geschichte.
Die Geschichte
    Sharon und Shaun wurden im Alter von 27 Jahren ein Paar. Zwei Jahre verdächtigte Sharon Shaun, sie zu betrügen. Sie sprach ihn darauf an und er gestand, fremdgegangen zu sein. Und zwar mehr als einmal. Es stellte sich sogar heraus, dass er während ihrer Beziehung in regelmäßigen Abständen mit sechs anderen Frauen geschlafen hatte. Sharon war verständlicherweise völlig verstört.
    Bedeutete das jetzt das Ende für dieses Paar?
    Beinahe.
    Aus Gründen, die für mich nicht den geringsten Sinn machen, ließ Sharon Shaun zwischen zwei Optionen wählen. Entweder, sie würden sich hier und jetzt und sofort trennen, oder Shaun sollte zu Sharons Vater gehen und ihm genau das erzählen, was er Sharon gebeichtet hatte – er sollte seine Untreue also dem Vater der Frau gestehen, die er betrogen hatte.
    Sehr kreativ, dachte ich. Und eine ziemlich gute Strafe. Ich war beeindruckt. Aber Shaun würde so etwas doch nie tun, oder? Wie viel Erniedrigung würde er für eine Frau ertragen, die er so wenig liebte, dass er sie mit sechs anderen betrogen hatte? Keine, so dachte ich.
    Aber ich sollte mich täuschen.
    Shaun tat es.
    Er rief Sharons Vater an, bat ihn um ein Treffen, fuhr zum Haus seiner Schwiegereltern, setzte sich in einen Sessel und erzählte ihm alles. Wäre ich Sharons Vater gewesen, so hätte ich vermutlich etwas ganz anderes erwartet, wenn der Mann, mit dem meine Tochter seit zwei Jahren zusammen ist, mich um eine Unterredung unter vier Augen bittet. Dass er nämlich um die Hand meiner Tochter anhält, um genau zu sein. Nie im Leben würde ich damit rechnen, dass eben jener junge Mann mir gesteht, was er meiner Tochter angetan hat. Und zwar gleich mehrfach. Eigentlich überrascht es mich fast, dass Sharons Vater nicht sofort zur Pistole griff.
    Aber Sharons Vater hörte Shaun zu und brachte es fertig, ihn nicht windelweich zu prügeln (was mich beeindruckt). Sharon und Shaun sind inzwischen schon einige Jahre verheiratet, und soweit ich weiß, ist er ihr seither immer treu geblieben.
    In Zeiten allgegenwärtiger Untreue ist das eine bemerkenswerte Sache. Ich habe keine Ahnung, wie Sharon über Shauns Seitensprünge hinweggekommen ist. Ich weiß auch nicht, ob einem Mann das überhaupt gelungen wäre. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ich je wieder das Gleiche für meine Freundin empfinden würde wie vorher, wenn sie mir eröffnen würde, dass sie während der vergangenen zwei Jahre mit sechs anderen Männern geschlafen hätte. Und ich glaube, damit stünde ich nicht allein. Ich nehme an, Sharon ist die eine unter Tausend, die da anders denkt.
    Ehrlich gesagt kann ich weder seine noch ihre Handlungsweise wirklich verstehen. Warum haben sie nicht einfach Schluss gemacht? Glücklicherweise war ich nie in einer solchen Situation und

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