Brunftzeit
violetten Kleid interessiere. Ein koketter Tanz und häufiger Blickkontakt bestärkten mich zudem in meiner Ansicht, dass ich bei ihr zum Zug kommen könne. Keine Chance, meinte Mareike. Sie ist lesbisch. Das gefiel mir zwar weniger, aber da der Abend ansonsten wirklich lustig war, machte es mir nichts aus, ohne Frau zum Anbaggern auskommen zu müssen.
Die Nacht verbrachte ich bei Max und Mareike auf dem Sofa. Am nächsten Morgen erkundigte Mareike sich, warum ich nicht versucht hätte, bei der Frau im violetten Kleid zu landen. Ich musste lachen.
»Natürlich, weil sie lesbisch ist«, sagte ich.
»Was redest du denn da?«, fragte sie.
»Nun, du hast doch behauptet, sie sei lesbisch. Also habe ich sie in Ruhe gelassen.«
Mareike blickte mich verwirrt an.
»Aber das stimmt doch gar nicht. Ich habe gesagt: Ich glaube, sie mag dich.«
Und mir wurde schlagartig klar, was passiert war. Mein benebelter Kopf hatte mich die Chance verstreichen lassen, bei der Frau im violetten Kleid zu landen, weil ich statt: »Sie mag dich« verstanden hatte: »Sie ist lesbisch.« Ich fühlte mich wie ein ausgemachter Idiot, was meinen Kater noch verschlimmerte.
Später erzählte ich B die Geschichte. Er schimpfte mich einen Idioten, der vermutlich nicht einmal eine Nutte im Puff erfolgreich anbaggern könnte – ein Kommentar, der nur entfernt das widerspiegelte, was ich eigentlich zu hören gehofft hatte. Außerdem wettete B mit mir, dass ich es nicht wagen würde, die Story samt Pub-Name in meiner Kolumne zu veröffentlichen und zusätzlich, in einem letzten verzweifelten Versuch (oh ja, ich muss zugeben, ich war verzweifelt, aber ich hasse es auch, Wetten zu verlieren) die Situation zu retten und die Frau im violetten Kleid ausfindig zu machen und um ein Treffen zu bitten.
B verlor seine Wette. Ich setzte die ganze Geschichte in die Zeitung und lud die Frau im violetten Kleid in aller Öffentlichkeit ein, Kontakt mit mir aufzunehmen. Warum ich das tat? Vor allem, um B das Maul zu stopfen.
Ob ich irgendetwas von ihr gehört habe?
Nein.
Von der Zeitung mit meiner jämmerlichen Geschichte wurden 600.000 Exemplare gedruckt.
Ein frohes neues Jahr beginnt anders.
Zurück zur Eifersucht
Ein bisschen Eifersucht schadet meiner Meinung nach nicht unbedingt. Winzige Stiche hier und da sind einfach nur normal. Vielleicht hilft es sogar, den Partner oder die Partnerin nicht für selbstverständlich zu halten – zumindest, solange dem Stich immer gleich dieses angenehm warme Prickeln folgt, weil man seinem Partner blind vertraut und weiß, dass er ebenso empfindet. Dann ist man vielleicht sogar stolz darauf, mit jemandem glücklich zu sein, der auch von anderen begehrt wird. Und sofort kann man wieder lächeln. Eifersucht ist also nicht grundsätzlich schlecht.
Ein Wort zur Unsicherheit der Männer
Vor einigen Jahren hatte ein Sänger namens Jimmy Soul mit If you wanna be happy einen Hit, in dem er Männern Ratschläge für ein zufriedenes Leben gibt. Seine Weisheit gipfelt in den Zeilen Never make a pretty woman your wife (Nimm nie ein schönes Mädchen zur Frau) und Get an ugly girl to marry you (Bring ein hässliches Mädchen dazu, dich zu heiraten). Jimmy rät Männern zur Vermeidung von Stress, der seiner Meinung nach notgedrungen durch die Ehe mit einer hübschen Frau erfolgt – zum Beispiel die Aufmerksamkeit, die andere Männer ihr zollen.
Auch wenn er ein Mann ist und ich eigentlich aufseiten der Männer stehen sollte – wenn Jimmy Soul wirklich glaubt, was er da singt, dann spinnt er komplett. Man(n) soll eine Frau zurückweisen, weil sie zu hübsch ist? Ich kenne niemanden, der das tun würde oder je getan hat.
Der Song ist übrigens nett. Gute Mucke.
Eine letzte Bemerkung zur Eifersucht
Wenn ein Mann eine Frau liebt, und zwar wirklich liebt, wird er sie oft anschauen und dabei denken, wie wunderbar sie doch ist. Vielleicht fürchtet er dann, dass kein anderer Mann bei ihrem Anblick etwas anderes empfinden könnte. Es gibt also Zeiten – je nach Persönlichkeit unterschiedlich häufig –, in denen ein Mann sich gewissermaßen bedroht fühlt. Sie sollten das als Kompliment auffassen. Ärgern Sie sich nicht darüber, denn es ist ein Beweis für seine Hochachtung. Was soll daran schlecht sein? Gar nichts.
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Rat eines Singles:
Eifersucht muss nicht immer schlecht sein.
Wenn ein Mann allzu eifersüchtig ist, obwohl Sie ihm Ihre Zuneigung wieder und wieder versichert und ihn weder betrogen noch verraten haben, dann
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