Brut des Teufels
Aber? Da ist doch ein Aber, oder?«
Nightingale nickte. » Ja.« Er seufzte erneut. » Die Sache ist die. Robyn behält ihre Seele, aber sie stirbt an ihrem dreiunddreißigsten Geburtstag. In zwei Jahren.«
Jenny öffnete verblüfft den Mund.
» Ich hatte keinen Manövrierraum. Er wollte es so. Das oder die Abmachung wäre geplatzt. Er sagte, wenn ich nicht einverstanden sei, würde er einen der beiden ihre Seele nehmen lassen, und zum Teufel mit den Folgen.«
Jenny stand mit flammenden Augen auf. » Du hast das Leben deiner Schwester weggegeben? Wie konntest du nur?«
» Ich habe doch gar nicht darüber verfügt und konnte es also auch nicht weggeben, Jenny. Verstehst du das denn nicht? Wenn ich nichts unternommen hätte, wäre sie ohnehin in zwei Jahren gestorben. Nur dass sie dann auch noch ihre Seele verloren hätte. So aber ist wenigstens…«
» Wenigstens was, Jack? Sie hat noch zwei Jahre zu leben? Weiß sie Bescheid?«
Nightingale schüttelte den Kopf. » Und sie wird es auch niemals erfahren. Ich weiß ja nicht mal, ob ich sie wiedersehe.«
» Wo befindet sie sich?«
» Ich weiß es nicht. Und so lange jeder denkt, dass sie diese Kinder ermordet hat, möchte ich es auch nicht wissen.«
» Sie bleibt also abgetaucht, lebt zwei Jahre und stirbt dann? Wieso soll das eine gute Abmachung für sie sein?«
» Sie behält ihre Seele.«
» Wir wissen doch nicht einmal, was eine Seele ist, Jack. Wir wissen nicht einmal, ob es Seelen gibt.«
» Wenn es die nicht gäbe, worum ginge es dann bei all dem hier?«
» Ich wünschte, das wüsste ich«, erwiderte Jenny. » Aber eines weiß ich: Keiner hat dir das Recht gegeben, Gott zu spielen.«
» So war es doch gar nicht.«
» Doch, genau so war es. Du hast eine Abmachung mit einem Teufel getroffen, und als Ergebnis dieser Abmachung wird deine Schwester in zwei Jahren sterben.«
» Du spielst mit Worten.«
» Nein, Jack, das ist dein Vorrecht. Ich erkläre dir nur, wie ich es sehe. Du hast deine Schwester verraten und verkauft.«
» Ich habe eine Abmachung getroffen, um ihre Seele zu retten.«
» Du hattest kein Recht, so etwas zu tun. Du hättest zuerst mit deiner Schwester reden sollen.«
» Das war nicht möglich. Ich konnte nicht anders, ich musste das machen.«
» Wie immer steht Jack Nightingale im Mittelpunkt des verdammten Universums.«
» Jenny…«
Jenny schüttelte den Kopf und hob die Hand. » Genug.«
» Du verstehst es nicht.«
» Nein, ich verstehe es wirklich nicht. Das ist ja das Problem. Ich bin hier weg.«
» Jenny!«
Sie blickte sich nicht um und verließ den Raum.
Nightingale fluchte, und in diesem Moment kam eine rundliche, westindische Krankenschwester herein. Sie lächelte ihn schalkhaft an. » Ärger mit Ihrer Freundin, Süßer?«, fragte sie.
» Sie ist nicht meine Freundin«, antwortete Nightingale.
» Da ist ein Funke«, meinte die Schwester mit einem Blick auf sein Krankenblatt. » Eindeutig ein Funke.«
» Sie ist immer so, kurz bevor sie in Flammen aufgeht«, sagte Nightingale. » Apropos, ich brauche wirklich eine Zigarette.«
» Das hier ist ein Krankenhaus, Süßer.«
» Das weiß ich. Aber es gibt doch bestimmt ein Raucherzimmer?«
Sie lachte. » Sie wissen doch, dass Rauchen schlecht für Sie ist, oder?«
» Eine Menge Dinge sind schlecht für einen. Das Leben ist schlecht für einen. Letztendlich ist es so, dass jeder einmal stirbt.«
Die Schwester runzelte die Stirn und legte das Krankenblatt weg. » Was hat Sie denn so zynisch gemacht, Süßer? Man soll das Leben genießen, und dann hat man eine Ewigkeit mit dem Herrn vor sich.«
» Wie heißen Sie?«
» Mary-Louise.«
» Glauben Sie das, Mary-Louise?«
» Natürlich.«
» Obwohl Sie hier im Krankenhaus arbeiten? Sie müssen doch jeden Tag Menschen sterben sehen.«
» Ich sehe Menschen, die ihrem Schöpfer entgegengehen. Und ich sehe Wunder. Wenn Sie die Augen offen hielten, würden Sie sie ebenfalls sehen.«
» Und was ist mit Engeln? Haben Sie schon Engel gesehen?«
Sie lächelte ihn mit blitzenden Augen an. » Ich habe gesehen, wie Ärzte Leute nach Hause geschickt haben, die zum Sterben hierhergekommen waren, und ich habe gesehen, wie sie leidenden Menschen die Qual genommen haben. Wenn das nicht das Werk von Engeln ist, was dann? Wie steht es mit Ihnen, Mr Nightingale, haben Sie Engel gesehen?«
» Noch nicht«, antwortete er.
» Nun, halten Sie weiter nach ihnen Ausschau, denn sie sind da.«
Nightingale schwang die Beine aus dem
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