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Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Leather
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Alles«, antwortete Lucifuge Rofocale. » Ist dir das noch nicht klar geworden? Alles hat sich an dem Tag geändert, an dem sie gestorben ist, oder etwa nicht? Dein Leben hatte eine bestimmte Richtung, aber nachdem sie von diesem Balkon gesprungen war, war alles plötzlich anders, nicht wahr?«
    » Und?«
    » Es war also ein Wendepunkt. Und sie war der Mensch, der die Wendung bewirkt hat. Wäre sie nicht gestorben, hättest du niemals die Polizei verlassen und wärest niemals Privatdetektiv geworden. So viele Dinge wären anders gelaufen.«
    » Aber wir würden trotzdem noch hier stehen, oder?«
    » Vielleicht. Und vielleicht auch nicht.«
    Lucifuge Rofocale wedelte träge mit der Hand, und die Zeit faltete sich in sich selbst zurück. Dann stand plötzlich Sophie Underwood neben ihm, genauso gekleidet wie damals, als sie vom Balkon gesprungen war, und mit der Barbie-Puppe in der rechten Hand. Sie hielt den Kopf gesenkt, und das lange, blonde Haar verdeckte ihr Gesicht.
    Der Zwerg grinste sie lüstern an. » Ein hübsches kleines Ding, nicht wahr?« Er streckte eine mit Juwelen geschmückte Hand nach ihr aus und streichelte ihr Kleid.
    » Jack«, stöhnte sie. » Hilf mir. Hier gefällt es mir nicht.«
    » Das ist sie nicht«, flüsterte Nightingale. » Unmöglich.«
    » Warum sagst du das?«, fragte der Zwerg und strich ihr mit der Hand übers Haar.
    » Weil sie dreizehn Stockwerke nach unten gestürzt ist«, antwortete Nightingale.
    » Würdest du sie lieber so sehen?«, fragte Lucifuge Rofocale. Er wedelte wieder mit der Hand.
    Die Zeit faltete sich, und Sophies Kleid war blutdurchtränkt. » Jack…«, stöhnte Sophie. » Jack, es tut weh.« Sie drehte sich um und blickte zu Lucifuge Rofocale auf. Nightingale sah, dass die linke Seite ihres Gesichts zertrümmert war, der Augapfel quoll halb aus der Augenhöhle heraus. Ihr Kiefer war zerschmettert, und die Zähne waren herausgefallen.
    » Mach das nicht«, sagte Nightingale ruhig.
    Lucifuge Rofocale lächelte. » Was denn?«
    » Benutze sie nicht, um mir wehzutun. Auch wenn sie das letztlich gar nicht ist.«
    Sophie drehte sich um und sah ihn an. » Doch, ich bin es, Jack«, sagte sie. Nightingale zwang sich, sie nicht anzublicken. Er starrte Lucifuge Rofocale wütend an. » Mach, dass sie verschwindet.«
    » Jack, bitte, du musst mir helfen«, schluchzte Sophie. Sie streckte die linke Hand aus und trat einen Schritt auf ihn zu.
    » Wir sind fertig«, sagte Nightingale zu dem Zwerg. » Du kannst gehen.«
    » Wir sind fertig, wenn ich sage, dass wir fertig sind, Nightingale«, erklärte Lucifuge Rofocale, die Stimme so laut und donnernd, dass es Nightingale in den Ohren wehtat. Er wedelte mit der Hand, und Sophie erschlaffte. Ihre Arme hingen herunter, und das Haar fiel ihr übers Gesicht.
    Plötzlich war alles still, und Nightingale konnte seinen eigenen Atem hören. Er keuchte wie ein Pferd, das hart geritten worden ist, und er bekam sich nur mühsam unter Kontrolle.
    » Da ist noch etwas«, sagte Lucifuge Rofocale. » Bezüglich deiner Schwester.«
    » Wir haben uns geeinigt, wie du vorgehen wirst«, sagte Nightingale. Er fühlte sich, als wäre alle Kraft aus seinem Oberkörper gewichen, und seine Beine zitterten. » Keiner der beiden kann ihre Seele für sich beanspruchen, und so bleibt sie frei.«
    » Ja, du hast recht«, sagte Lucifuge Rofocale. » Ihre Seele wird von keiner der beiden Parteien eingefordert. Aber man bekommt nichts umsonst. Deine Schwester erhält ihre Seele zurück, und so muss ein Preis gezahlt werden.«
    » Von wem?«
    Lucifuge Rofocale fletschte die Zähne. » Von deiner Schwester natürlich.«

96
    Kerr rannte zu dem Wäldchen, von dem aus er Gosling Manor zu Beginn beobachtet hatte. Er stellte die leere Dose ab und holte seine Schachtel Streichhölzer heraus, zündete ein Streichholz an und schnupperte an dem Rauch, während er zum Haus hinüberblickte. Bisher war kein Anzeichen von Qualm zu sehen, und in den Fenstern flackerten keine Flammen. Der Korridor würde, wie er wusste, zuerst brennen. Die hölzernen Bodendielen würden Feuer fangen, dann die Türen, und dann würde das Feuer sich nach oben in den Dachboden ausbreiten und seitwärts in die Schlafzimmer. Es würde mindestens zehn Minuten dauern, bis das Feuer das Haus wirklich erfasste. Das Streichholz ging aus, und Kerr entzündete ein weiteres. Er spürte, wie er zwischen den Beinen hart wurde, und berührte sich dort mit der rechten Hand, während er zum Haus

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