Buch des Todes
Schminke, was ihm sofort unamerikanisch erschien, und ihre Augen waren groß und braun. Sie war ihm auf Anhieb sympathisch.
Er steckte das Handy in die Tasche, ging zu ihr und bot sich an, ihren Koffer zu tragen.Als sie ihm ihr Gepäck gegeben hatte, reichte sie ihm die Hand, und er schlug mit links ein, statt ihren Koffer abzusetzen, und stellte sich vor. Selbst ihm fiel auf, wie unbeholfen ihr Auftritt war, woraus er schloss, dass sie beide verunsichert waren und nicht recht wussten, was sie zuerst tun oder sagen sollten.
»Ich bin Felicia Stone«, sagte sie schließlich.
»Ich habe draußen einen Wagen stehen«, sagte er.
Sie gingen auf den Ausgang zu.
»Ein verrückter Fall, nicht wahr?«, sagte sie, nicht wirklich überzeugt, mit dieser Einleitung ein Gespräch in Gang setzen zu können.
»Ein verrückter Fall, ja«, stimmte er nickend zu.
Erst nachdem er ihr Gepäck im Kofferraum verstaut hatte, sie eingestiegen und er losgefahren war, kam Singsaker ins Reden.
Er unterrichtete sie über alles, was seit ihrem Telefonat geschehen war.
»Kann ich mal das Bild sehen, das Sie von dem Akademiker gemacht haben, der sich mit Silvia Freud getroffen hat«, bat sie, als er zum Ende gekommen war.
Er holte sein Handy heraus und suchte, immer ein Auge auf der Straße, nach dem Foto. Dann reichte er ihr das Telefon. Sie erkannte ihn sofort:
»Das ist er. Das ist John Shaun Nevins. Den haben wir unter Verdacht, unseren Mord begangen zu haben«, sagte sie. Und fügte dann wie eine Nebensächlichkeit hinzu: »Wenn er nicht ein so wasserdichtes Alibi hätte.«
»Ich hasse wasserdichte Alibis«, sagte Singsaker.
Sie lachte das schwarze Lachen, das er schon am Telefon gehört hatte.
»Aber dass er etwas mit der Sache zu tun hat, liegt wohl auf der Hand. Ich hatte gehofft, dass Sie mir etwas berichten können, das uns weiterhilft, stattdessen verknoten sich die Fäden immer mehr ineinander«, sagte sie.
»Stimmt, dieser Fall ist verdammt verfilzt«, erwiderte Singsaker, unsicher, ob er auf Englisch die richtigen Worte fand. »Erzählen Sie mir von ihm. Er ist Akademiker, nicht wahr?«
»Im Grunde genommen macht er das Gleiche wie Silvia Freud.«
»Buchbinder?«
»Konservator. Nevins arbeitet für die Universitätsbibliothek in Virginia, aber privat ist er als großer Büchersammler bekannt. Einen Teil seines Vermögens hat er mit dem Kauf und Verkauf seltener Bücher gemacht. Das meiste hat aber wohl seine verstorbene Frau dazu beigetragen. Alter Tabakadel.«
»Dann hat er Geld? Vielleicht sogar genug, um einen soliden Betrag in ein Buch zu investieren, das nie wieder an die Öffentlichkeit kommen darf?«
»Wundern würde mich das nicht. Er ist der Typ. Ich kann mir gut vorstellen, dass ihm so etwas einen Kick geben würde, genau das Machtgefühl, das feige, reiche Männer wie er brauchen, vermischt mit dem kindlichen Verlangen, etwas zu besitzen, das niemand sonst hat.«
Singsaker hatte das unangenehme Gefühl, dass sie das Ganze zu persönlich nahm.
»Aber was hat man davon, wenn man nie mit seinem Besitz prahlen darf?«, fragte er.
»Hm, wenn man selbstverliebt genug ist, braucht man nicht die Bewunderung der anderen, denke ich.« Wieder dieses dunkle Lachen.
Er stellte fest, dass er sich gegen seinen Willen mindestens genauso für Felicia Stone interessierte wie für ihr Gespräch.
»Ich habe übrigens eine schlechte Nachricht für Sie. Sie hat mich unterwegs erreicht. In den letzten Wochen ist kein Jon Vatten in die USA eingereist oder ausgeflogen.Aber er war da, Anfang des Sommers. Das gilt übrigens auch für Gunn Brita Dahle. Sie war im Frühling bei uns.«
»Das wissen wir bereits. Ich habe noch ein paar weitere Namen, die Sie überprüfen lassen sollten«, sagte Singsaker und nannte ihr die Namen. Er kritzelte sie Buchstaben für Buchstaben auf einen Notizblock, der an seinem Armaturenbrett klebte, ohne die Straße aus den Augen zu lassen. Sie sah auf die Namen und nickte.
»Ich werde Richmond darüber informieren.Aber vielleicht sollten wir uns jetzt erst einmal auf unsere beiden heißesten Kandidaten konzentrieren. Fangen wir mit unserem Favoriten an oder mit Ihrem?«, fragte sie seufzend.
»Unser Mann ist verschwunden«, sagte er.
»Und ich kann auch nicht genau sagen, wo meiner sich befindet. Eigentlich sollte er in Frankfurt sein.«
»Er kann inzwischen überall sein. Mit oder ohne Johannesbuch . Ich glaube, wir sollten an einem anderen Ort beginnen.«
»Und wo?«
»Das ist nur so eine
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