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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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Aker Brygge Trøndelags, doch Solsiden hatte dabei den Charme, der Aker Brygge in Oslo fehlte.Auf jeden Fall waren die Wohnungen etwas weniger überteuert, das Klientel der Kneipen an den Docks neben der alten mechanischen Werkstatt deutlich vielfältiger und die Boote im Nedre Elvehavn Jachthafen nicht so protzig. Die sporadischen Blueskonzerte auf der Bühne des Dokkhuset mitten im alten Hafen konnten auch an bleischweren Regentagen die Gedanken auf Reisen schicken und einen mitunter wenigstens mental aus dem nordischen Wohlstands materialismus ausbrechen lassen.
    Die Wohnung von Silvia Freud lag auf der anderen Seite der Brücke gegenüber vom Einkaufszentrum.Aus der Platzierung der Klingel am Haupteingang schloss er, dass sie im ersten Stock wohnte, eingeklemmt zwischen zwei größeren Blocks und damit ohne die kostbare Aussicht der Penthousewohnungen auf die Container und Lagerhäuser Brattøras und Munkholmen weit draußen im Fjord.
    Nachdem er fünf Mal geklingelt und zwischen jedem Klingeln gut dreißig Sekunden gewartet hatte, sah er ein, dass sie entweder nicht zu Hause war oder die Tür nicht öffnen wollte. Er schlenderte zurück zum Dock und setzte sich auf eine Bank mit Blick auf die nebeneinander platzierten Bars und Restaurants. Obgleich die Sonne mittlerweile untergegangen war, war es warm. Die Kneipen waren voll, und die Lichter der Lampen und Laternen tanzten auf dem Wasserspiegel des alten Hafens.
    Er suchte auf dem Handy das Bild heraus, das er am Mor gen aufgenommen hatte. Die Uhrzeit wurde mit 09.53 angegeben. Siri Holm musste unmittelbar nachdem er gegangen war, ins Egon gekommen sein. Er zweifelte keine Sekunde daran, dass sie gekommen war, um Silvia Freud und den unbekannten Mann zu treffen.Aber warum?
    Die noch dringlichere Frage war natürlich, ob das alles etwas mit dem Mord an Gunn Brita Dahle zu tun hatte.
    Von Solsiden aus ging er die wenigen Schritte über die Blomsterbroa zum Präsidium, schaute kurz im Dezernat vorbei, traf aber niemanden, mit dem er unbedingt sprechen musste. Dann lieh er sich einen Wagen. Er sollte um elf Uhr in Værnes sein.
    Als Brattberg ihn um halb elf aus Byåsen anrief, konnte er ihr mit einer gewissen Befriedigung mitteilen, dass er bereits die Mautstation in Ranheim passiert hatte. Sie fragte ihn, was er mit der Messerspitze gemacht habe, und er sagte ihr, dass diese noch immer zu Hause bei ihm auf seinem Schreibtisch läge.
    »Gut, dann schicke ich jetzt Grongstad vorbei«, sagte sie.
    »Was, ist der um diese Uhrzeit noch auf der Arbeit?«
    »Du kennst doch Grongstad«, antwortete sie lachend. »Frische Spuren haben bei ihm in etwa den gleichen Effekt wie Kokablätter auf einen Boten des Inkareichs.«
    »Oder eine Duracellbatterie auf ein Plüschkaninchen«, sagte er und fiel in ihr Lachen ein, obwohl er wusste, dass man über diese Art von Humor eigentlich nur lachte, wenn man überarbeitet oder übernächtigt war.

Teil 4
    Die Zurechnungsfähigkeitsmaske
    »Die Natur ist eine unendliche Sphäre, deren Zentrum überall und deren Umkreis nirgends ist.«
    Pascal, 1670

27
    A uf der letzten Strecke nach Trondheim saß sie zu allem Überfluss neben einer Mutter, die einen Säugling mit einer vollgeschissenen Windel auf dem Arm hielt.An Flucht war nicht zu denken, da die Turbulenzen so heftig waren, dass sie während des ganzen Fluges angeschnallt sitzen bleiben musste. Beim Landeanflug hatte sie versucht, durchs Fenster einen Blick auf Trondheim zu erhaschen, außer dunklen Bergen aber nichts gesehen. Unter ihr waren so gut wie keine Lichter oder Spuren von Menschen zu sehen. Felicia Stone kannte Landschaften wie diese aus ihrem Jahr in Alaska.
    Auch die Ankunftshalle des kleinen Flughafens entsprach ihren Erwartungen. Eine Klimaanlage schien es nicht zu ge ben, und die Temperaturen waren noch nachts um elf so hoch wie bei ihr zu Hause.
    Sie hatte keine Beschreibung des Polizisten, der sie abholen sollte, wusste aber trotzdem sofort, welcher Mann der richtige war. Ob das an dem müden Blick lag, den Schweißflecken an dem etwas überraschenden Seidenhemd, oder daran, dass er sich mit der rechten Hand an sein Handy klammerte wie ein Revolverheld an seinen Colt, wusste sie nicht zu sagen.
    Singsaker erkannte auch sie sofort, auch wenn die tiefe, überraschend feminine Telefonstimme so gar nicht zu ihrer schmächtigen Gestalt passte. Felicia Stone war eine Frau in den Dreißigern. Sie hatte dunkles, schulterlanges Haar und schneeweiße Haut. Sie trug keine

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