Buch des Todes
Stone und lachte.
»Ja, immer«, log er.
»Es stimmt natürlich, dass ich hier keine Befugnis habe, aber ich habe ja einen gültigen Pass und kann mich folglich frei bewegen«, sagte sie mit einem verschmitzten Lächeln.Von diesem Augenblick an zweifelte er endgültig nicht mehr daran, dass er sie mochte, mehr als gut war.
Ein Kellner brachte ihnen beiden Kaffee und ihr den Toast.
28
F elicia Stone stand auf dem oberen Deck der Fosenfähre vor der Cafeteria. Sie lehnte sich an die Reling über dem offenen Autodeck und blickte rückwärts in Richtung Trondheim, das sich inzwischen aber hinter einer Landzunge versteckte. Ihre schwarzen Haare tanzten im Wind und entblößten einen weißen, schlanken Nacken. Unter ihrer dünnen Haut waren die Adern zu erkennen. Die Temperaturen waren im Laufe der Nacht auf die für den September üblichen Werte gefallen, aber sie schien sich auf das kalte Norwegen vorbereitet zu haben und trug einen knabenhaften, grünen Allwetteranorak. Nur die Kapuze hatte sie abgeknöpft.
Singsaker kam mit zwei Tassen schwarzem Kaffee und zwei Papptellern mit svele aus der Cafeteria.
»Norwegischer Fährensnack«, sagte er und reichte ihr einen Pappteller.
»Danke, ich habe schon gefrühstückt, und ich bin auch kein sonderlicher Freund von Pfannkuchen, und bestimmt nicht von solchen kalten Dingern ohne Sirup«, sagte sie und blickte skeptisch auf die Svele mit Butter und einer dünnen Schicht Zucker.
»Das ist kein Pfannkuchen, das ist Svele. Eine norwegische Spezialität«, sagte er und spielte den Beleidigten.
»Danke, trotzdem, mir ist Ehrlichkeit wichtiger als Neugier«, sagte sie lachend.
»Aber auch wichtiger als unser norwegisches Nationalgefühl?«, fragte er, legte lachend beide Svele übereinander zu einem Doppeldecker und nahm einen Bissen. Es passierte ihm selten, dass er so schnell Zugang zu einem anderen Menschen fand. »Aber geschieht uns nur recht, dass Sie unser norwegisches Nationalgefühl mit den Füßen treten – das ist aufgeblasen wie ein Fußball«, fügte er hinzu.
»Hört, hört, ein Meister des Wortspiels«, sagte sie lächelnd, nahm den Kaffee entgegen und ließ ihren Blick wieder über den Fjord schweifen. »Irgendwie erinnert die Landschaft mich an Alaska. Besonders heute, wo die Temperaturen nicht mehr so hoch sind«, sagte sie. »So viele Berge und Wälder.«
»Sie sind mal in Alaska gewesen? Oder darf ich du sagen?«
»Klar, gerne … Und Alaska? Ja, ich bin vor langer Zeit einmal dort gewesen«, sagte sie. »Ich musste damals mein Leben für eine Weile auf Eis legen.«
»Ich hoffe, es ist danach wieder aufgetaut?«
»In gewisser Weise schon.Aber du weißt ja, wie das mit aufgetauter Gefrierkost ist«, sagte sie und grinste schief. »Eine Sache verwirrt uns an diesem Fall«, fuhr sie fort, offensichtlich bestrebt, das Thema zu wechseln. »Offiziell suchen wir nicht nach einem Serientäter, irgendwie aber doch.«
»Wie meinst du das?«
»Diese Morde haben etwas Persönliches. Ich glaube, dass der Mörder beide Opfer gut kannte. Besonders Gunn Brita Dahle. Bei ihr hat er nicht den Umweg gemacht, das Opfer erst bewusstlos zu schlagen, sondern hat ihr gleich die Kehle durchtrennt.Vermutlich, während er sie von hinten festhielt. Das ist viel intimer, als jemanden mit einer Brechstange oder einem Eisenrohr niederzuschlagen. Ich bin überzeugt, dass es für beide Morde ein privates Motiv gibt.Andererseits können wir nicht ignorieren, dass der Mörder verdammt viel aus den Morden herausgeholt hat. Töten gibt ihm etwas. Ich denke, wir haben es mit einem Mörder mit einer abweichenden Persönlichkeit zu tun. Mit jemandem, der aus Lust mordet.Außerdem wissen wir ja, dass er mehr als nur eine Person getötet hat. Das FBI definiert einen Serienmörder als einen Mörder, der mindestens drei Personen ermordet hat, mit Zwischenräumen, in denen sich sein Gemüt abgekühlt hat. In unserem Fall haben wir nur zwei Morde; jedenfalls wissen wir nur von zweien.Aber auch der Sohn und die Frau von Vatten kommen als Opfer infrage, was uns über die magische Zahlengrenze heben würde.«
»Lassen wir die Familie Vatten noch einmal außer Acht und halten uns an die Morde, die wir haben. Gunn Brita Dahle und Efrahim Bond. Ich bin mir nicht so sicher, dass der Mörder zu Dahle eine engere Beziehung hatte als zu Bond. Die unterschiedliche Vorgehensweise muss nichts anderes bedeuten, als dass Dahle einfach leichter zu überwinden war, oder dass der Mörder bei ihr schon
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