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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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bringen kann. Jens Dahle ist nicht der erste Lustmörder, der Frau und Kinder hat. Häufig ist die Familie ein Teil der Kulisse ihres Schauspiels, aber es kommt auch vor, dass sie selbst irgendwann als Opfer enden. Ein Soziopath ist unberechenbar und grenzenlos. In Fernsehserien oder Filmen sehen wir oft, dass sie einem bestimmten Plan folgen, einen festen Modus Operandi haben oder am Tatort irgendwelche Signaturen hinterlassen. Das ist aber nicht immer so. Ein Soziopath hat nämlich keine Persönlichkeit, wie wir uns das vorstellen. Er passt sich der Situation an. Es ist für ihn keine große Sache, irgendetwas zu ändern. Man muss sich nur ansehen, wie das im Knast läuft. Viele der Gefangenen sind die reinsten Musterknaben, als könnten sie kein Wässerchen trüben.«
    Sie redete wie ein Wasserfall, was für beide wie eine mentale Vorbereitung war. Als könnte ihr Wissen sie auf das einstimmen, was sie in Jens Dahles Hütte erwartete. Singsaker schaltete in den zweiten Gang runter. Während Felicias Vortrag hatten sie ein Wäldchen durchquert und einen Felshügel umrundet, der unten am Wasser endete. Hinter dem Strand lag eine Wiese, auf der die Hütte stand. Sie sah relativ neu aus. Braun gebeizt und einfach, rechteckige Grundfläche, ebenerdig mit Satteldach. Zur Straße hin gab es nur ein kleines Fenster, das durch eine dunkle Gardine verdeckt war. Auf der Uferseite führte ein Anleger ins Wasser, an dem ein Boot ver täut war. Der Motor wirkte viel zu groß für das kleine, kaum fünfzehn Fuß lange Boot. Singsaker und Stone brauchten nichts zu sagen. Sie sahen sich an, und Singsaker fürchtete, dass sie das, was sie noch nicht über soziopathische Täter wuss ten, gleich mit eigenen Augen zu sehen bekommen würden.
    »Was meinst du – ist er in der Hütte?«, fragte Felicia.
    »Kaum«, erwiderte er. »Das Auto ist nirgends zu sehen. Und das Boot liegt wahrscheinlich seit dem Wochenende dort unten. Er ist Montagmorgen mit dem Auto gekommen.«
    »Wie kommen wir rein?«
    »Hoffen wir, dass wir durch eins der Fenster etwas sehen können«, sagte er. »Wir haben hierzulande etwas, das wir als hinreichenden Tatverdacht bezeichnen. Ich glaube, das gibt es bei euch auch.«
    Sie nickte.
    »Wir gehen nur rein, wenn es irgendein Anzeichen einer Straftat gibt. Falls nicht, rufen wir die örtliche Polizeidienststelle zu Hilfe und gehen streng nach Vorschrift vor, also mit Durchsuchungsbeschluss und allem Drum und Dran. Haben wir Grund zur Annahme, dass Dahle in der Hütte ist, ziehen wir uns gleich wieder zurück. Es gibt auch hier bei uns Sachen, die wir nur mit Dienstwaffe machen.«
    Er beugte sich nach hinten zur Rückbank und nahm die Brechstange, die er aus Silvia Freuds Auto mitgenommen hatte, bevor er in Austrått weggefahren war. Eine seiner Schultern hatte Bekanntschaft mit diesem Werkzeug gemacht.
    Durch die Gardine am Fenster auf der Straßenseite war nichts zu erkennen, also gingen sie zur Vorderseite der Hütte. Dort gab es eine Tür und zwei weitere Fenster, auch diese klein. Offensichtlich hatte Dahle keinen Sinn für die tolle Aussicht auf die Mündung des Trondheimfjords. Hinter beiden Fenster hing die gleiche, blickdichte Gardine. Nur das kleine Fenster in der Tür war nicht zugezogen.
    Singsaker trat vorsichtig einen Schritt vor und warf einen Blick hinein.Was er drinnen sah, drehte ihm den Magen um. Er musste sich vorbeugen und tief durchatmen. Er hörte Felicia hinter sich. Sie sagte etwas, aber er verstand sie nicht. Dann richtete er sich auf und blickte noch einmal durch das Fenster in den Raum. Die Tür führte direkt in den Aufenthaltsraum.An der Schmalseite waren Türen, die vielleicht in Schlafzimmer führten. Der große Hauptraum war nach oben offen, sodass die Deckenbalken sichtbar waren. Eine Stehlampe erhellte den ganzen Raum. Die einzigen Möbelstücke waren ein grober Tisch, eher eine Art Werkbank ohne Stühle, eine Pritsche an der Wand, ein Bücherregal und ein Sessel in einer Ecke des Raumes.Aber kein Möbelstück der Welt hätte seinen Blick von dem Leichnam ablenken können, der kopfüber am mittleren Deckenbalken hing. Er trug eine braune Cordhose. Der Oberkörper war von der Hüfte bis zum Hals gehäutet. Dieses Mal war der Kopf nicht entfernt worden, und er erkannte Jon Vattens lockige Haare.
    Vielleicht hätte er in dem Moment kehrtmachen sollen, als er die Hand auf die Klinke legte und feststellte, dass die Tür unverschlossen war. Stattdessen trat er ein und machte einen Schritt

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