Bucheckern
erkennungsdienstliche Aufnahmen zur Verfügung halten.
Kurze Zeit später griffen Polizeibeamte im gesamten Umland zu. Sie sicherten bei über hundert Betrieben der Galvanikbranche Unterlagen über die Entsorgung ihrer hochgiftigen flüssigen Abfallstoffe.
Fernsehteams drehten, wie Spezialisten der Kriminaltechnik auf dem Fabrikgelände von ›Blanco‹ Bodenproben entnahmen, in alten Fabrikhallen Spuren sicherten und verschiedene Fahrzeuge eingehend untersuchten.
Zwei Professoren der Technischen Universität begutachteten zusammen mit Beamten der Gewerbeaufsicht die Klär- und Recyclinganlagen des Industriebetriebes.
Bei der Pressekonferenz am frühen Abend verkündete der Leitende Oberstaatsanwalt Bodo Wolf, der zwischen einem kräftig gebauten Hauptkommissar und einem auffallend kleinen Staatsanwalt saß, erste Ergebnisse der Ermittlungen.
Der Karlsruher Kriminalpolizei sei es gelungen, einen Umweltskandal von noch nicht abschätzbarer Tragweite aufzudecken. Es bestehe der dringende Verdacht auf illegale Entsorgung großer Mengen giftiger Abwässer. Möglicherweise sei sogar die Trinkwasserversorgung aus verschiedenen Tiefbrunnen im ganzen Umland stark gefährdet. Die Wasserwerke seien in Alarmbereitschaft versetzt worden.
Oberstaatsanwalt Wolf zeigte mehrere Bilder. Ein alter Tankwagen und das Ende einer Rohrleitung, die aus der Backsteinwand einer Fabrikhalle ragte und mit einem verchromt glänzenden runden Deckel zugeschraubt war, wurden auf eine Leinwand projiziert.
Die mit Schwermetallen, Lösungsmitteln und einer Vielzahl weiterer hochgradig toxischer Stoffe belasteten Flüssigkeiten seien aus dem Tanklastwagen über ein Rohr durch die Hallenwand in ein stark bewachsenes unzugängliches Freigelände gepumpt worden, wo sie in dem sandigen Boden unbemerkt und schnell versickern konnten.
Weitere Bilder zeigten die Strömungsspuren der Abwässer im Grasbewuchs unterhalb des silbrig glänzenden Anschlussstutzens. Die Giftstoffe konnten identisch im Tankwagen, der Rohrleitung, in der Vegetation und in verschiedenen Bodenschichten eindeutig nachgewiesen werden. Welche Mengen tatsächlich in das Erdreich gelangt waren, müsste durch weitere Untersuchungen noch genau festgestellt werden.
Zwei Personen seien vorläufig festgenommen worden, weil dringender Tatverdacht gegeben sei. Nach einer weiteren Person werde europaweit gefahndet.
Weiter teilte Bodo Wolf mit, dass der Verdacht auf Beteiligung an weiteren schweren Straftaten bestehe und bereits intensiv geprüft würde.
Fernsehbilder zeigten später, wie zwei Männer zu einem Polizeifahrzeug gebracht wurden. Die Gesichter wurden durch hochgehaltene Aktenmappen vor den Fernsehkameras verdeckt. Der eine der beiden Festgenommenen, ein schlanker, etwa mittelgroßer, älterer Mann trug Anzug und Krawatte, der andere war auffallend muskulös gebaut und war im weiß-blauen Arbeitsanzug mit der Aufschrift ›Blanco‹ zu sehen.
Die Gegenüberstellung
„Jetzt geht die Kleinarbeit los, Herr Conradi.“ Lindt füllte dem Staatsanwalt dessen persönliche Kaffeetasse und lehnte sich pfeifestopfend an die Fensterbank.
„Lassen Sie uns die Verhöre erst morgen beginnen. Um den Geschäftsführer, Roland Behrens heißt er übrigens, richtig in die Zange zu nehmen, brauchen wir zuvor die Auswertung der beschlagnahmten Akten.
Eigentlich müssten wir den sauberen Herrn ja wieder laufen lassen, wenn wir ihm nicht schnell etwas beweisen können, aber mein Chef, der Wolf, versucht gerade den diensthabenden Richter von Flucht- und Verdunklungsgefahr zu überzeugen. Ich bin sicher, das gelingt ihm, auch wenn die Firma noch mal drei Rechtsanwälte herschickt. Es arbeiten fünf Beamte im Wirtschaftsdezernat an den Unterlagen, aber die brauchen noch mindestens zwei volle Tage.“
„Auch die Begutachtung der ganzen Klärtechnik wird sicher einige Zeit dauern“, gab Paul Wellmann zu bedenken.
„Richtig Paul“ meinte sein Chef, „aber die Umweltstraftaten sind ja nicht primär unser Bier, wir müssen die Verbindung zum Mordfall ›Patrick Berghoff‹ finden.“
„Denken Sie, dieser Muskelprotz könnte der Täter sein?“, wollte Conradi wissen.
Lindt musste etwas grinsen, denn er stellte sich vor seinem inneren Auge gerade den schmächtigen, kleinen Staatsanwalt neben dem verhafteten Bodybuildertyp vor.
Er blies einige Qualmwolken in die Luft. „Er heißt Katz, Kurt Katz und fährt auch den Tankwagen. Paul und Jan haben ihn dabei schon mal verfolgt.“
Lindt
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