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Buddenbrooks

Buddenbrooks

Titel: Buddenbrooks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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bieten und ich würde nicht denken an Prolongation, nicht einmal daran denken, mein Lieber! … Seit Gebrüder Westfahl in Bremen auf die Nase fielen, sucht für den Augenblick Jeder seine Interessen von der bewußten Firma abzuwickeln und sich sicherzustellen … Wie gesagt, ich bin für rechtzeitigen Verkauf. Ich habe Ihre Unter {226} schriften behalten, so lange Johann Buddenbrook zweifellos gut war … mittlerweile konnte ich ja die rückständigen Zinsen zum Kapitale schlagen und Ihnen die Prozente steigern! Aber man behält eine Sache doch nur so lange als sie steigt oder wenigstens solide feststeht … wenn sie anfängt zu fallen, so verkauft man … will sagen, ich verlange mein Kapital.«
    »Kesselmeyer, Sie sind schamlos!«
    »A-ahah, schamlos finde ich höchst spaßhaft! … Was wollen Sie überhaupt? Sie müssen sich ja so wie so an Ihren Schwiegervater wenden! Die Kreditbank tobt, und im Übrigen sind Sie doch auch nicht grade fleckenlos …«
    »Nein, Kesselmeyer … ich beschwöre Sie, hören Sie jetzt mal ruhig zu! … Ja, ich bin offen, ich gestehe Ihnen unumwunden, meine Lage ist ernst. Sie und die Kreditbank sind ja nicht die Einzigen … Es sind mir Wechsel vorgelegt worden … Alles scheint sich verabredet zu haben …«
    »Selbstverständlich. Unter diesen Umständen … Aber da ist es doch ein Aufwaschen …«
    »Nein, Kesselmeyer, hören Sie mich an! … Thun Sie mir doch die Liebe, noch eine Cigarre zu nehmen …!«
    »Ich bin ja mit dieser noch nicht zur Hälfte fertig?! Lassen Sie mich mit Ihren Cigarren in Ruhe! Bezahlen Sie …«
    »Kesselmeyer, lassen Sie mich jetzt nicht fallen … Sie sind mein Freund, Sie haben an meinem Tische gesessen …«
    »Sie vielleicht nicht an meinem, mein Lieber?«
    »Jaja … aber kündigen Sie mir jetzt Ihren Kredit nicht, Kesselmeyer …!«
    »Kredit?
Kredit
auch noch? Sind Sie eigentlich bei Troste? Eine neue Anleihe? …«
    »Ja, Kesselmeyer, ich beschwöre Sie … wenig, eine Kleinigkeit! … Ich brauche nur nach rechts und links ein paar Aus- und Abschlagszahlungen zu machen, um mir wieder Respekt und Geduld zu verschaffen … Halten Sie mich, und Sie werden {227} ein großes Geschäft machen! Wie gesagt, eine Menge Angelegenheiten befinden sich in der Schwebe … Alles wird sich zum Guten wenden … Sie wissen, ich bin rege und findig …«
    »Ja, ein Geck, ein Tapps sind Sie, mein Lieber! Wollen Sie nicht die übergroße Güte haben, mir zu sagen, was Sie jetzt noch ausfindig machen wollen? … Vielleicht irgendwo in der weiten Welt eine Bank, die Ihnen auch nur einen Silbergroschen auf den Tisch legt? Oder noch einen Schwiegervater? … Ach nein … Ihren Hauptcoup haben Sie doch wohl hinter sich! Dergleichen machen Sie nicht noch einmal! Alle Achtung! Na – hein, meine höchste Anerkennung …«
    »Sprechen Sie doch leiser in Teufels Namen …«
    »Ein Geck sind Sie! Rege und findig … ja, aber immer nur zu Gunsten anderer Leute! Sie sind gar nicht skrupulös und doch haben Sie noch niemals Vorteile davon gehabt. Sie haben Spitzbübereien begangen, Sie haben sich Kapital ergaunert, nur um mir statt 12 Prozent 16 zu zahlen. Sie haben Ihre ganze Ehrlichkeit über Bord geworfen, ohne den geringsten Nutzen davon zu haben. Sie haben ein Gewissen wie ein Schlachterhund und sind doch ein Pechvogel, ein Tropf, ein armer Narr! Es giebt solche Leute; sie sind höchst, höchst spaßhaft! … Warum haben Sie eigentlich solche Angst, sich endgültig mit der ganzen Geschichte an den Bewußten zu wenden? Weil Sie sich nicht ganz wohl dabei fühlen? Weil es damals vor vier Jahren nicht Alles in Ordnung war? nicht Alles ganz säuberlich zugegangen ist, wie? Fürchten Sie, daß gewisse Dinge …«
    »Gut, Kesselmeyer, ich werde schreiben. Aber wenn er sich weigert? Wenn er mich fallen läßt? …«
    »Oh … ahah! Dann machen wir einen kleinen Bankerott, ein höchst spaßhaftes Bankeröttchen, mein Lieber! Das ficht mich gar nicht an, nicht im Allermindesten! Ich persönlich bin durch die Zinsen, die Sie hie und da zusammengekratzt haben, schon ungefähr auf meine Kosten gekommen … und bei der Kon {228} kursmasse habe ich die Vorhand, mein Teurer … Und passen Sie auf, ich werde nicht zu kurz kommen. Ich weiß hier Bescheid bei Ihnen, mein Verehrter! Ich habe die Inventaraufnahme schon zum Voraus in der Tasche … ahah! ich werde schon dafür sorgen, daß auch kein silbernes Brotkörbchen und kein Schlafrock bei Seite

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