Buehne frei Prinzessin

mich nicht, wieso -, auch Lana könnte sich im Laufe der Sommerferien verändert haben. Wie Boris. Nur eben nicht äußerlich, sondern innerlich... sozusagen im Herzen.
    Dabei hätte ich wissen müssen, dass so eine Veränderung unmöglich ist. Um sich im Herzen zu verändern, müsste Lana ja erst mal eins haben, und das hat sie ganz offensichtlich nicht. Als ich nämlich vorsichtig sagte: »Ja. Michael und ich sind noch zusammen«, fragte sie: »Ist er jetzt nicht an der Uni?«
    »Doch. An der Columbia«, sagte ich, nicht ohne Stolz, weil sich MEIN FREUND im Gegensatz zu ihrem EX-FREUND nämlich entschieden hat, in derselben Stadt zu studieren, in der ich wohne.
    »Habt ihr es denn schon gemacht?«, wollte Lana wissen, und das klang bei ihr so beiläufig, als würde sie sich erkundigen, wo ich mir meine Strähnchen färben lasse.
    »Was denn?«, fragte ich unschuldig, weil ich – ich SCHWÖRE
– keine Ahnung hatte, wovon sie sprach. Ich meine, wer fragt denn so was?????
    »Na ES, du Dummie!« Lana prustete los und sah Trisha an und dann kriegten beide einen hysterischen Lachkrampf.
    Und da kapierte ich erst, was sie meinte.
    Ehrlich, ich konnte richtig spüren, wie ich rot anlief. Ich glaub, am Ende war ich so knallrot wie Lanas Nagellack. Und bevor ich es verhindern konnte, entfuhr mir ein total geschocktes: »NATÜRLICH NICHT!«
    Ich war aber auch wirklich geschockt. Ich meine, hey, das ist ein Thema, über das ich selbst mit meinen engsten FREUNDINNEN kaum spreche. Ich hätte niemals damit gerechnet, mit meiner TODFEINDIN darüber sprechen zu müssen und dann auch noch in der Kassenschlange in der Schulcafeteria.
    Aber bevor ich mich aus meiner Schockstarre lösen konnte, machte Lana schon wieder den Mund auf.
    »Tja, wenn du noch länger mit ihm zusammen sein willst, solltest du dich lieber ranhalten«, empfahl sie mir, und hinter ihr hörte ich Trisha kichern. »Studenten erwarten nämlich von ihren Freundinnen, dass sie es mit ihnen machen.«
    Studenten erwarten nämlich von ihren Freundinnen, dass sie es mit ihnen machen.
    Das waren Lanas Worte. Mitten in der Kassenschlange.
    Und während ich noch dastand und sie voller Entsetzen anstarrte, bohrte sie mir einen Zeigefinger in die Rippen und zischte: »Hast du eigentlich vor, das Eis zu bezahlen, oder willst du noch länger blöd rumstehen?«, und erst da begriff ich, dass sich die Schlange mittlerweile vorwärts bewegt hatte und ich mit meinem schmelzenden Sandwich-Eis vor der Kasse stand.
    Ich legte der Kassiererin meinen Dollar hin, ging zu unserem Tisch, wo Lilly, Boris, Tina, Shameeka und Ling Su saßen, setzte mich und saß wie versteinert da, bis es klingelte. Und niemandem ist etwas an mir aufgefallen.

    Studenten erwarten nämlich von ihren Freundinnen, dass sie es mit ihnen machen.
    Ob das stimmt? Ich meine, okay, ja. Ich hab schon viele Filme und Fernsehserien gesehen, in denen Studenten von ihren Freundinnen erwartet haben, dass sie es mit ihnen machen. In »Die Supertrottel« zum Beispiel oder bei »Dismissed« auf MTV.
    Aber diese Studenten waren mit Mädchen zusammen, die auch schon studierten. Keiner von denen hatte eine Freundin, die erst in der Zehnten ist. Und die befürchten muss, in Geometrie durchzufallen. Und Prinzessin von einem kleinen europäischen Fürstentum ist. Und einen 1,95 m großen Bodyguard hat.
    O Gott, ob Michael wirklich erwartet, dass ich mit ihm SCHLAFE??? JETZT SCHON??????
    Natürlich war mir klar, dass wir es eines Tages tun werden. Aber ich dachte immer, dieser eine Tag läge weit entfernt in der Zukunft. So weit entfernt in der Zukunft wie der Tag, an dem wir in See stechen, um für Greenpeace Walfangschiffe aufzuhalten. Bis jetzt sind wir ja gerade mal bis Phase zwei gekommen und selbst das erst ein einziges Mal, und das war auf dem Abschlussball, und ich hab noch nicht mal was davon gespürt, weil mein trägerloser BH aus lauter Drahtbügeln bestand.
    Heißt das, dass er womöglich denkt, ich würde mich schon die ganze Zeit innerlich darauf vorbereiten, ES bald mit ihm zu machen, oder was? Ich bin nämlich kein bisschen innerlich darauf vorbereitet. Glaub ich jedenfalls nicht. Ich würde ja noch nicht mal wollen, dass Michael mich im Badeanzug sieht, geschweige denn NACKT…
    O MEIN GOTT!!! Gerade fällt mir ein, dass er mich gestern gefragt hat, ob ich Samstag vorbeikomme, um mir anzuschauen, wie er und Doo Pak ihr Zimmer eingerichtet haben!!!!!

    WAR DAS IN WIRKLICHKEIT EINE EINLADUNG, VOR-BEIZUKOMMEN, UM MIT