Buehne frei Prinzessin
eigentlich noch irgendwelchen Querschnittsgelähmten zuhören, die uns erzählen, dass es gefährlich ist, betrunken Auto zu fahren? Hallo??? Wir haben’s begriffen, danke!). Und außerdem gärt in mir schon lange der Verdacht, dass diese Veranstaltungen bloß eine willkommene Gelegenheit für die Lehrer sind, sich vor dem Unterrichten zu drücken. Gerade eben hab ich Mrs Hill dabei ertappt, wie sie vor der Turnhalle heimlich eine Zigarette geraucht hat. Ich glaub, wir brauchen nicht nur am Vordereingang Überwachungskameras.
Es weiß doch jeder, dass Ärger vorprogrammiert ist, wenn man tausend Jugendliche in einem Raum zusammenpfercht. Mrs Gupta musste die Mädels von der Lacrosse-Mannschaft schon böse zusammenstauchen, weil sie die Leute aus der Theater-AG mit Gummibärchen beworfen haben, obwohl die ausnahmsweise mal gar nichts gemacht hatten... also, außer so auszusehen, wie sie nun mal aussehen, mit ihren schwarz gefärbten Haaren und Gesichtspiercings.
Und gerade hab ich mitgekriegt, wie sich zwei Typen aus der Computer-AG unter die Tribüne geschlichen haben. Den Ausdruck auf ihren Gesichtern kann ich nur als »diabolisch« beschreiben.
Es würde mich nicht überraschen, wenn die da unten gerade ihren Killer-Roboter auspacken, der darauf programmiert ist, die Weltherrschaft an sich zu reißen und Terror zu säen.
Unsere Direktorin Mrs Gupta hat uns gerade versichert, wie froh sie ist, uns alle wieder an der Schule zu sehen, als Lilly neben mir plötzlich den Arm in die Höhe riss. »Nicht jetzt, Lilly«, hat Mrs Gupta gesagt und einfach weitergeredet. Lilly brummelt genervt vor sich hin.
Tina, die auf der anderen Seite neben mir sitzt, spielt mit Boris das Galgenspiel. Bis jetzt hat sie erst ein E erraten und Boris hat ihren Galgen schon aufgebaut und es baumelt auch schon ein Kopf und der Körper dran.
- – - – - – - E- -
Echt nicht zu fassen, dass sie nicht auf das Lösungswort kommt. Aber ich helfe ihr nicht. Was sie mit ihrem Freund macht, ist ihre Sache. So wie es MEINE Sache ist, was ich mit MEINEM Freund mache. Oder zumindst WÄRE, wenn ich etwas mit ihm machen WÜRDE. Was ja nicht der Fall ist. Und was anscheinend ein Riesenproblem ist, das dazu führen wird, dass er mit mir Schluss machen wird, um sich irgendeine Studentin zu suchen, die bereit ist, ES mit ihm zu machen. Aber wieso mache ich es eigentlich nicht? Ich meine, hey, das ist schließlich was ganz Normales und wird ständig von allen möglichen Leuten gemacht. Ich säße jetzt zum Beispiel gar nicht hier, wenn meine Mutter und mein Vater …
Na super, jetzt ist mir total schlecht. Wieso musste ich mir das auch vorstellen? Wie Mom und mein Vater es miteinander GEMACHT haben. Iiihhh. Iiihhh. Iiihhh! Das ist ja noch schlimmer als die Vorstellung, wie Mom und Mr G…
Okay, jetzt ist mir wirklich kotzübel. BLÖÖÖÖÖÖRGH!!!!!!!
Gerade schwärmt Mrs Gupta von den tollen Arbeitsgemeinschaften, die an der Albert-Einstein-Schule angeboten werden, und wie sehr sie hofft, dass wir das tolle Angebot alle auch wahrnehmen. Lilly hat schon wieder versucht, sich zu melden, aber Mrs Gupta hat auch diesmal gesagt: »Jetzt nicht, Lilly.« Keiner hört ihr zu. Tina hat immerhin einen zweiten Buchstaben erraten. Der Zettel sieht inzwischen so aus.
- – - – - A – E – -
Boris hat dem Männchen zwei Arme an den Rumpf gezeichnet. Wieso versucht Tina es nicht mal mit einem L? Die macht mich echt noch wahnsinnig.
Mittlerweile ist Mrs Gupta dazu übergegangen, Teilnehmer der einzelnen AGs persönlich vorzustellen, um zu zeigen, wie breit die Angebotspalette ist. Aha. Der neue Schüler, der jetzt Joshs Spind benutzt, ist Austauschschüler aus Brasilien und heißt Ramon Riveras. Er spielt bei den AES-Lions Fußball.
Da werden sich die Fußballer-Mütter, die ihre Söhne zu den Spielen begleiten, aber freuen. Besonders wenn sich Ramon nach den Spielen das Trikot über den Kopf zieht und in der Luft herumwirbelt, wie es Josh immer gemacht hat.
Ramon sitzt bei Lana und Trisha und den anderen Leuten aus der In-Clique. Hä? Woher hat er das gewusst? Ich meine, er kommt doch nicht mal von hier. Woher hat er gewusst, wer an unserer Schule die Stars sind und dass er dazugehört und bei ihnen sitzen darf? Ist das bei den In-Leuten etwa ein angeborener Instinkt? So eine Art sechster Sinn dafür, wer sonst noch zu den Auserwählten gehört?
Jetzt redet Mrs Gupta von der Schülermitverwaltung und bittet uns alle, uns aktiv zu
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