Buehne frei Prinzessin
beteiligen, weil das doch eine tolle Gelegenheit sei, Engagement für die Schule zu zeigen, und außerdem würde es sich später auch sehr gut in unserer Schulakte
machen. Bei ihr klingt das so, als könnte jeder, der Lust hätte, Klassen- oder Schulsprecher werden. Was natürlich totaler Blödsinn ist, weil – wie jeder weiß – sowieso bloß Leute aus der In-Clique gewählt werden. Lilly lässt sich zum Beispiel jedes Jahr aufstellen und ist noch nie gewählt worden. Letztes Jahr hat sie haushoch gegen ein Mädchen verloren, das noch dazu dumm wie Brot war: Nancy di Blasi, Kapitänin der Cheerleaderinnen (und Lana Weinbergers Vorbild in Sachen Fiesheit), die ihr Amt als Schulsprecherin vor allem dazu genutzt hat, Kuchenverkäufe zu organisieren, um den Cheerleaderinnen einen »wohlverdienten« Ausflug zum Freizeitpark in Six Flags zu finanzieren, statt irgendetwas für die Schüler zu verbessern.
»Gibt es denn schon Vorschläge für Kandidaten oder Kandidatinnen für das Amt des Schulsprechers?«, hat Mrs Gupta gerade gefragt, und Lillys Hand ist wieder in die Höhe geschnellt. Diesmal hat Mrs Gupta sie gar nicht erst aufgerufen.
»Niemand?«, hat sie gefragt. »Wirklich niemand?«
Tina hat gerade zu Boris gesagt: »Hm, echt kniffelig – und was ist mit Y?«
»O Mann, Tina!« Ich konnte es mir echt nicht mehr verkneifen. Vielleicht zerrüttet mich der Gedanke an meine möglicherweise bald bevorstehende Entjungferung nervlich so sehr, oder es ist einfach die Trauer darüber, dass ich mit der Liebe meines Lebens in der Schule nicht mehr das Galgenspiel spielen kann, jedenfalls hab ich ihr zugezischt: »Das Lösungswort ist JOSHUA BELL, okay? JOSHUA BELL!«
Tina hat gestrahlt. »Stimmt. Du hast Recht!«
Ramon Riveras hat gerade über etwas gelacht, das Lana ihm ins Ohr geflüstert hat.
Lilly schwenkt den Arm wie eine Wahnsinnige. Sie ist die Einzige, die sich meldet. Mrs Gupta seufzt: »Lilly, das haben wir doch schon letztes Jahr zur Genüge durchgesprochen. Du
kannst dich nicht selbst zur Schulsprecherin aufstellen. Du musst von jemand anderem vorgeschlagen werden.«
Lilly steht auf, und aus ihrem Mund kommen folgende Worte: »Ich stelle mich dieses Jahr nicht selbst auf. Ich stelle MIA THERMOPOLIS auf!!!«
Dienstag, 1. September, in der Limo unterwegs zum Plaza Hotel
Mal ganz, ganz, ganz ehrlich: Wieso bin ich überhaupt mit ihr befreundet?
Dienstag, 1. September, im Plaza Hotel
Der erste Prinzessunterricht in diesem Schuljahr und Grandmère ist – Gott sei Dank – in ein Telefongespräch vertieft. Sie hat nur mit den Fingern geschnippt und auf den Couchtisch in ihrer Suite gezeigt. Als ich hinging, sah ich, dass ziemlich viele Faxe darauf lagen: Beschwerdebriefe von verschiedenen französischen Wissenschaftsorganisationen und von Mitarbeitern des ozeanografischen Instituts von Monaco.
Hm. Sieht aus, als wären die wegen der Schneckengeschichte ziemlich stinkig.
Na ja, mir egal. Ich hab momentan wahrlich schlimmere Probleme und keinen Nerv, mich mit einem Haufen angesäuerter Meeresbiologen herumzuschlagen. Anscheinend muss ich mit meinem Freund schlafen, wenn ich auch in Zukunft weiter mit ihm zusammen sein will – und als wäre das nicht schon hart genug, bin ich auch noch als SCHULSPRECHERIN aufgestellt. Ich weiß ehrlich nicht, was sich Lilly dabei gedacht hat. Hat sie sich ernsthaft eingebildet, ich würde einfach dasitzen und sagen: »Schulsprecherin? Hm. Jep. Okay. Mach ich glatt. Ich bin ja bloß Kronprinzessin eines ganzens Landes. Es ist ja nicht so, als hätte ich irgendwas zu tun.«
Pff!!!!! Ich hab sie stinksauer am Arm auf ihren Stuhl runtergezerrt und geflüstert: »SPINNST DU JETZT TOTAL? WAS SOLL DAS DENN????« Natürlich hatten sich alle tausend in der Turnhalle versammelten Schüler mit einem Ruck umgedreht und starrten uns nun an – und zwar wirklich alle, einschließlich
Perin, Ramon Riveras und des Typen, der es hasst, wenn Mais im Chili ist. Eigentlich hab ich gedacht, der hätte inzwischen seinen Abschluss gemacht, aber da hab ich mich anscheinend getäuscht.
» Keine Panik «, raunte Lilly mir zu. » Ich hab einen Plan. «
Lillys Plan bestand unter anderem daraus, Ling Su sehr fest gegen das Schienbein zu treten, bis sie quiekte: »Öh, ich!«, als Mrs Gupta verwirrt ins Publikum fragte: »Gibt es denn jemanden, der Mias Kandidatur unterstützt?«
Ich konnte echt nicht glauben, dass das alles wirklich passierte. Es war wie ein Albtraum, nur noch schlimmer, weil der
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