Buehne frei Prinzessin
ein Kondom mit sich herum?
Konzentrier dich, Lilly!
Ja, klar! Das sagt die Richtige. Was hast du überhaupt für eine Note? Wahrscheinlich eine Eins wie immer, was?
Ich hab aber auch verdammt lange daran geschrieben...
Ha! Das ist gar keine Eins!!!!! Ich hab dir ja gesagt, dass du dich lieber konzentrieren und mitmachen solltest, wenn du das mit der Schreiberei wirklich ernst meinst.
Mittwoch, 2. September, Franz
Ich verstehe es nicht. ICH VERSTEHE ES NICHT.
Ich kann gut schreiben. Das weiß ich genau. Ich hab es schon gesagt bekommen. Und zwar schon von mehr als einem Menschen. Ich sage ja gar nicht, dass ich nicht noch viel dazulernen muss. Ich weiß, dass ich keine Danielle Steel bin. Noch nicht. Ich weiß, dass ich noch sehr an mir arbeiten muss, bevor ich darauf hoffen kann, jemals den Booker Prize oder einen anderen Literaturpreis zu bekommen.
Aber eine Zwei???????
Ich hab noch nie in meinem ganzen Leben auf einen Aufsatz eine Zwei bekommen!!!!!!
Das muss ein Irrtum sein.
Ich stand erst mal so unter Schock, als ich meine Arbeit zurückbekommen hab, dass ich ziemlich lang einfach nur mit offenem Mund dasaß... so lang, bis sich der Pulk der Schüler, die sich um Ms Martinez’ Pult geschart hatten, so weit ausgedünnt hatte, dass sie mich irgendwann bemerkte und sagte: »Ja, Mia? Hast du vielleicht eine Frage an mich?«
»Das ist eine Zwei«, war alles, was ich krächzen konnte. Weil sich meine Kehle anfühlte wie zugeschnürt. Meine Handflächen waren verschwitzt. Meine Hände zitterten.
Weil ich nämlich noch nie zuvor in einem Aufsatz in Englisch eine Zwei bekommen hab. Noch nie, wirklich nie, nie, nie... »Du schreibst sehr flüssig, Mia«, sagte Ms Martinez zu mir. »Was dir fehlt, ist Disziplin.«
»Ja?« Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen, die sich wie zerknittertes Pergament anfühlten, weil ich so lange mit offenem Mund dagesessen hatte.
Ms Martinez nickte betrübt.
»Mir ist schon klar, dass du dafür nicht allein verantwortlich bist«, sagte sie. »Wahrscheinlich hast du deine Aufsätze immer in diesem slapstickartigen, humoristischen Stil geschrieben und mit oberflächlichen popkulturellen Anspielungen gespickt und bist dafür mit sehr guten Noten belohnt worden. Deine Lehrer waren bestimmt zu sehr mit den schwächeren Schülern beschäftigt, die gar nicht formulieren können, und hatten keine Zeit, auf Schülerinnen wie dich einzugehen, die zwar ganz klar Talent haben, es aber nicht voll ausschöpfen. Dein autobiografisch gefärbter, pseudowitziger Schreibstil steht einer ernsthaften literarischen Entwicklung nur im Weg, Mia, verstehst du? Wenn du nicht lernst, dich selbst zu disziplinieren, wirst du als Schriftstellerin niemals wachsen. Texte wie der, den du abgegeben hast, beweisen zwar, dass du mit Sprache umgehen kannst, aber sie beweisen nicht, dass du SCHREIBEN kannst.«
Ich hatte keine Ahnung, wovon sie redete. Ich verstand nur, dass sie mir eine Zwei gegeben hatte. Eine Zwei!!! In ENGLISCH!!!!
»Und wenn ich einen neuen Aufsatz schreibe?«, fragte ich. »Könnte ich die Zwei dann damit ausgleichen?«
»Wenn er gut genug ist«, sagte sie. »Ich will aber nicht, dass du wieder so einen überkandidelten Witztext abgibst, Mia. Ich möchte, dass du diesmal wirklich über das nachdenkst, was du schreibst. Ich möchte, dass du mich zum Nachdenken bringst.«
»Aber...«, wandte ich schwach ein. »Das wollte ich mit dem Text über die Schnecken doch auch.«
»Indem du deine Idee, zehntausend Schnecken im Mittelmeer auszusetzen, mit Pinks Weigerung verglichen hast, vor Prinz William aufzutreten, weil er auf die Fuchsjagd geht?« Ms
Martinez schauderte es sichtlich. »Nein, Mia. Damit hast du mich nicht nachdenklich gemacht. Höchstens traurig über den Zustand deiner Generation.«
Zum Glück klingelte es in diesem Moment, sodass ich gehen musste.
Was echt gut war, weil ich sonst quer über meinen Tisch gekotzt hätte.
Mittwoch, 2. September, Talent & Begabung
Michael hat in der Mittagspause angerufen. Während des Unterrichts müssen wir unsere Handys ausschalten, aber in den Pausen dürfen wir telefonieren.
Er wollte wissen, was gestern Abend los war, weil ich unseren Chat so abrupt abgebrochen hatte.
Ich: Ach so, ja. Tut mir Leid. Rocky ist aufgewacht und hat geschrien, und ich musste ihm was vorsingen, bis er wieder eingeschlafen ist.
Michael: Ach so. Und sonst ist alles okay?
Ich: Och, na ja, wenn man mal gnädig darüber
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