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Buehne frei Prinzessin

Titel: Buehne frei Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot Katarina Ganslandt
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nur fünfzig Minuten lang sind.

    Von wem will Lana die größeren Spiegel im Mädchenklo bezahlen lassen? Und hat sie mal daran gedacht, dass
    • weniger Hausaufgaben dazu führen würden, dass wir weniger gut auf die Uni vorbereitet sind, auf die manche von uns vielleicht anschließend gehen wollen?
    • ein größeres Sportangebot bedeuten würde, dass an anderer Stelle gespart werden müsste, z.B. beim Kunstunterricht?
    • kein Mensch einen Studienplatz an einer Eliteuni garantiert bekommt – noch nicht mal die Kinder von Leuten, die selbst dort studiert haben?
    • die Auswahl in den Süßigkeiten- und Getränkeautomaten vom Angebot der Großhändler abhängt?
    Anscheinend nicht.
    Aber das war ihr wahrscheinlich auch egal. Genau wie ihren Wählern, denn als sie fertig war, kreischten die sich die Lunge aus dem Leib und trommelten mit den Füßen begeistert auf den Tribünenboden. Ich sah,wie Ramon Riveras aufstand und seinen Blazer über dem Kopf durch die Luft wirbelte, um die Menge weiter anzuheizen.
    Mrs Gupta blickte etwas schmallippig drein, als sie ans Mikrofon trat. »Öh, ja, vielen Dank, Lana. Mia, möchtest du darauf antworten?«
    Mir war speiübel. Ehrlich. Obwohl ich zum Frühstück keinen Bissen heruntergebracht hatte und nichts Ausspeibares im Magen hatte, außer den fünf Kaubonbons, die Lilly mir gegeben hatte, einem halben Schokoriegel von Boris, drei Tic-Tacs von Lars und einer Cola.
    Aber als ich auf mein Pult zuging – meine Knie zitterten so, dass es mich wunderte, wie ich mich überhaupt noch aufrecht halten konnte -, passierte etwas mit mir. Ich weiß nicht, was es genau war. Oder weshalb es passierte.
    Vielleicht lag es an den vereinzelten Buhrufen. Vielleicht lag
es auch daran, dass Trisha auf meine Springerstiefel zeigte und verächtlich kicherte.
    Oder daran, das Ramon Riveras die Hände wie einen Trichter um den Mund legte und »PiP! PiP!« brüllte, was nicht so klang, als wäre es nett gemeint.
    Aber als ich meinen Blick dann über das Meer aus Gesichtern schweifen ließ und mittendrin Perin sitzen sah, die lächelte und gleichzeitig mit aller Kraft klatschte, war es, als würde der Geist von Rosagunde – Genovias erster Fürstin – plötzlich Besitz von mir ergreifen.
    Entweder das, oder meine Schutzheilige Amelie kam mit ihrer Axt vom Himmel herab, um mir etwas von ihrem Mumm abzugeben. Denn obwohl mir immer noch speiübel war, als ich zum Pult schlich, erinnerte ich mich plötzlich daran, wie Grandmère mich mit ihren Anweisungen, mich bloß nicht aufzustützen, gequält hatte, und ich tat etwas in den Rededuellen zur Schulsprecherwahl an der Albert-Einstein-Schule noch nie Dagewesenes:
    Ich zog das Mikrofon aus seiner Halterung und stellte mich damit VOR das Rednerpult.
    Ja, richtig gelesen. DAVOR. Zwischen meinem Körper und den Leuten im Saal war nichts, das mich schützte.
    Nichts, wohinter ich mich verstecken konnte.
    Nichts, das mich von meinem Publikum trennte.
    Und als alle erstaunt verstummten, entfuhr es mir mit durchdringender Stimme – wobei ich ehrlich zugebe, dass ich keine Ahnung habe, wo diese Worte plötzlich herkamen: »Gebt mir eure müden, eure armen, eure geknechteten Massen, die danach lechzen, frei zu atmen.« Dieser Satz steht auf dem Sockel der Freiheitsstatue. Es ist das Erste, was Millionen von Einwanderern gelesen haben, als sie zum ersten Mal amerikanischen Boden betraten. Es ist die Zusicherung, dass ALLE Menschen in dem riesigen Schmelztiegel unserer Gesellschaft willkommen sind, egal welcher sozio-politischen Clique sie angehören, welche
Haarfarbe oder was für Freunde sie haben, ob sie sich die Beine rasieren, Kaltwachs benutzen oder es einfach sprießen lassen und ob sie Sport treiben oder nicht.
    »Ich frage euch«, rief ich. »Ist eine Schule nicht auch so eine Art gesellschaftlicher Schmelztiegel? Sind wir nicht auch ein bunt zusammengewürfelter Haufen von Menschen, die jeden Tag acht Stunden miteinander verbringen müssen und so gut wie möglich versuchen zu überleben? Aber wenn wir hier an der Albert-Einstein-Schule das Spiegelbild unserer Gesellschaft sind, wieso verhalten wir uns dann nicht so? Ich sehe nur, dass sich die Menschen zu ihrem eigenen Schutz in Cliquen zusammenrotten und totale Angst haben, andere – die geknechteten Massen, die danach lechzen, frei zu atmen – in ihre ausgewählten kleinen Gruppen aufzunehmen. Was ja wohl echt scheiße ist.«
    Ich ließ meine Worte wirken und sah, wie eine kleine Welle der

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