Buerokrankheiten
Rush-Aua
Behandlungsmöglichkeit:
Erstens: Wer einen Raum betritt, grüßt!
Zweitens: Auf dem Gang grüßt der, der den anderen zuerst entdeckt!
Weitere Informationen zum Thema entnehmen Sie bitte der Aufklärungsbroschüre »Über den Umgang mit Menschen« des Freiherrn Adolph Franz Friedrich Ludwig Knigge aus dem Jahr 1788 .
[Krankheitsverzeichnis]
Hatschie
(lat. infectiose fontaenus)
Beschreibung:
In der Vorstellung der Betroffenen oft tödlich verlaufende Erkrankung der Atemwege; landläufig auch »grippaler Infekt« oder »Schnupfen« genannt
Verbreitung:
Tritt vorwiegend (und über alle Hierarchiestufen hinweg) bei männlichen Kollegen auf.
Symptome:
Obwohl die Infizierten ihrer Ansicht nach dem sicheren Tode geweiht sind, schleppen sie sich mit leicht erhöhter Temperatur oder stark verstopfter Nase ins Büro. Schließlich wollen sie die laufenden Projekte noch erfolgreich zu Ende bringen, um ihren Nachfolgern ein bestelltes Feld zu hinterlassen. Für diesen heldenhaften Einsatz erhoffen sie sich von den Kollegen im Gegenzug ein gewisses Maß an Mitleid, das ihnen von der Liebsten zuhause trotz ihres schier unendlichen Leids leider verwehrt bleibt.
Die Erkrankten lassen deshalb keine Gelegenheit aus, auf ihre angespannte gesundheitliche Situation hinzuweisen – sei es durch unvermitteltes Anniesen der Kollegen (ohne vorgehaltene Hand und direkt ins Gesicht), eine unappetitliche Darth-Vader-Geräuschkulisse beim Atmen oder das gezielte Liegenlassen vollgerotzter Taschentücher an fremden Arbeitsplätzen bzw. in der Kantine.
Kommt es infolgedessen zu einer unternehmensweiten Massenepidemie, weisen die (mittlerweile auf wundersame Weise gesundeten) Hatschie-Patienten jegliche Schuld von sich. Kollegen, die sich deshalb eine krankheitsbedingte Büro-Auszeit gönnen, bezeichnen sie despektierlich als »Jammerlappen« und »Weicheier«.
Verwandte Krankheiten:
Mitleids-Defizit-Syndrom, Wochenendtkräftung
Behandlungsmöglichkeit:
Einfach mal zuhause bleiben
[Krankheitsverzeichnis]
Heimweh
(engl. sick building syndrome, lat. desiderium patriae)
Beschreibung:
Quälende Sehnsucht nach den eigenen vier Wänden oder dem eigenen Balkon; beginnt in der Regel mit dem Betreten des Firmengebäudes.
Ursachen:
Kollegen, Vorgesetzte, dauerklingelnde Telefone, muffige Büroluft durch flächendeckenden Amtsschimmelbefall
Symptome:
Leichte Ausprägung: schlechte Laune
Mittlere Ausprägung: extrem schlechte Laune
Starke Ausprägung: Gewalt- und Zerstörungsfantasien
Verstärkende Faktoren:
Schönes Wetter und sportliche Großereignisse während der Arbeitszeit
Verwandte Krankheiten:
Illuminationsinsuffizienz
Behandlungsmöglichkeit:
Home-Office, Urlaub, Vorruhestand, Lottogewinn
[Krankheitsverzeichnis]
Hek-Tick
(lat. tempopenie)
Beschreibung:
Durch chronischen Zeitmangel hervorgerufene Sprach- und Verhaltensstörung, häufig in Kombination mit Bluthochdruck und Hyperaktivität
Symptome:
Augenscheinlichstes Merkmal des Hek-Ticks ist die pathologische Unfähigkeit der Erkrankten, angefangene Sätze zu vollenden. Sie platzen gerne unangemeldet in fremde Büros und werfen dort – wild mit den Armen herumrudernd – Satzfragmente wie »Wo sind …«, »Bis wann …« oder »Ich hab doch …« um sich. Für weitere Nachfragen stehen sie nicht zur Verfügung, denn so schnell, wie sie das Büro betreten haben, sind sie auch schon wieder weg. In vielen Fällen stellt sich später heraus, dass sie die Kollegen einfach nur verwechselt haben.
Abgesehen davon zeigen sich die Symptome regelmäßig während Meetings (wobei die Erkrankten gerne mit einer Verspätung von über zwanzig Minuten in den falschen Besprechungsräumen auftauchen), am Telefon (beispielsweise durch unvermitteltes Auflegen während laufender Gespräche) oder per E-Mail (Nachrichten ohne Betreffzeilen, willkürlich ausgewählte Empfängerkreise). In der Mittagspause vertilgen sie ihre Mahlzeiten bereits beim Anstehen an der Kantinenkasse.
Verwandte Krankheiten:
Abkürzungswahn, Cholerie, Grußstörung, Rush-Aua
Behandlungsmöglichkeit:
In leichten Fällen Baldrian; bei akuter Ausprägung Ritalin oder Valium
[Krankheitsverzeichnis]
Helfersyndrom
(lat. besserwisseritis)
Beschreibung:
Irrglaube, der einzige Mensch auf Erden zu sein, der sich mit irgendetwas auskennt, gepaart mit dem Drang, dieses unverzichtbare Wissen an andere weitergeben zu müssen
Symptome:
Gleich einem Spürhund sind die Erkrankten den lieben langen
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