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Buerokrankheiten

Buerokrankheiten

Titel: Buerokrankheiten
Autoren: Raymund Krauleidis
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Raupe-Nimmersatt-Syndrom
    Behandlungsmöglichkeit:
    Anonyme Alkoholiker, Betty-Ford-Klinik
    [Krankheitsverzeichnis]
    Fleckfieber
    (gr. pyriasis klecksis)
    Beschreibung:
    Fehleinschätzung, wichtige Papierdokumente erlangten erst durch massives Beschmutzen ihre Gültigkeit.
    Symptome:
    Kaffeeränder auf Buchungsbelegen, Fettflecken auf Urlaubsanträgen, Schokoladenreste auf Projektplänen, durch ausgelaufenes Wasser verwischte Wörter auf Entscheidungsvorlagen, Leberwurst in Unterschriftsmappen …
    …………………………………………………
    (Raum für eigene Verschmutzungen)
    Psychologische Betrachtung:
    Einige Psychodiagnostiker gehen davon aus, dass sich der Patient in den Schmutzklecksen selbst darstellt und mittels Material und Form unbewusst seine Empfindungen zum Ausdruck bringt (projektives Verfahren, Rohrschachtest). So soll etwa ein Himbeermarmeladenstrich auf verborgene Konflikte mit dem Vorgesetzten hindeuten oder ein Kreis aus grober Leberwurst (Hausmacher Art) auf den unterdrückten Wunsch nach mehr Gehalt. Andere Wissenschaftler behaupten hingegen, die Erkrankten wären einfach nur unfähig, ihre Nahrung ordentlich aufzunehmen.
    Verwandte Krankheiten:
    Futtermal, Messie-Syndrom
    Behandlungsmöglichkeit:
    Fasten
    [Krankheitsverzeichnis]
    Fliptomanie
    (gr. graffitiasis neurosis)
    Beschreibung:
    Zwanghaftes Beschmieren von Schreibtafeln mit Tafelschreibern
    Verbreitung:
    Tritt insbesondere während Vorträgen, Referaten, Besprechungen oder Gruppenarbeiten auf.
    Symptome:
    Der Anblick eines Flipcharts übt auf die Erkrankten eine unerklärliche Faszination aus. Wie von Geisterhand gesteuert, bewegen sie sich (meist mit mehreren verschiedenfarbigen Tafelschreibern bewaffnet) auf selbiges zu, um das eben Gesagte nochmals für alle Anwesenden zu visualisieren – unabhängig davon, ob gerade überhaupt etwas gesagt wurde oder dem Gesagten so etwas wie ein Aussagegehalt innewohnt.
    Bevorzugt bringen die von Fliptomanie Betroffenen dabei Kreise, Dreiecke oder Quadrate zu Papier, die mithilfe diverser Striche und Pfeile (sowie bar jeglicher Logik) miteinander verbunden werden. Im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit kommen überdies exotischere Formen wie Wolken, Zylinder, Prismen oder Oktaeder zum Einsatz.
    Am Ende lichten sie ihre Meisterwerke mit stolz geschwellter Brust ab, um sie anschließend als »Fotoprotokoll« an alle Anwesenden zu versenden.
    Ursachen:
    Psychologen machen insbesondere die sogenannte »Sublimierung« für das Ausbrechen dieser Bürokrankheit verantwortlich. Nicht erfüllte Triebwünsche werden demnach durch gesellschaftlich höher bewertete Handlungen ersetzt und somit befriedigt (zum Beispiel das Interesse an moderner Kunst durch ein Studium der Wirtschaftswissenschaften).
    Verwandte Krankheiten:
    Chartwahn, Mal- und Kritzelseuche
    Behandlungsmöglichkeit:
    Aufbaustudiengang »Contemporary Arts«
    [Krankheitsverzeichnis]
    Floskelie
    (lat. phrasus dreschus)
    Beschreibung:
    Maßlose Verwendung inhaltsleerer Sprachhülsen, oft in Kombination mit pathologischer Unlustigkeit
    Symptome:
    Damit am Ende des Tages die schwarze Null steht, machen die Erkrankten bevorzugt Knöpfe dran, selbst wenn sie den Hut gar nicht aufhaben. Gerne gratulieren sie ihren Kollegen mit den Worten »Herzlichen Glühstrumpf« zum Burzeltag, berechnen die Märchensteuer, stücken ein Rück oder gehen für kleine Königstiger auf die Siebzehn. Dabei holen sie gerne noch weitere Kollegen mit ins Boot. Mahlzeit!
    In Sachen Produktivität haben die Betroffenen so gut wie keine Aktien drin. Sie verbringen ihre Arbeitstage zum Bleistift damit, grüne Wiesen auf dem Schirm zu haben, Klarheiten zu beseitigen und gemeinsam mit anderen Pfarrerstöchtern Projekte einzutüten. Manchmal schreiben sie auch – aber nur, um zu bleiben.
    Klappen die Erkrankten gegen 17 Uhr ihre Schlepptops endlich zu, verabschieden sie sich wahlweise mit »Tschüssikowski!«, »So long, Hongkong!«, »Tschö mit ö« oder »Wirsing!«. Ihren Feierabend verbringen sie damit, sich neue verbale Foltermethoden für die kommenden Arbeitstage auszudenken.
    Verwandte Krankheiten:
    Dönekenie, Spaßneurose, Verbaler Durchfall
    Behandlungsmöglichkeit:
    Heftpflaster
    [Krankheitsverzeichnis]
    Frühvogelei
    (lat. carpe noctem)
    Beschreibung:
    Fehleinschätzung, durch spätnächtliches Erscheinen am Arbeitsplatz einen frühen Feierabend heraufbeschwören zu können
    Symptome:
    Zu erkennen sind die Erkrankten daran, dass sie bereits an ihren
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