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Buerokrankheiten

Buerokrankheiten

Titel: Buerokrankheiten
Autoren: Raymund Krauleidis
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Schreibtischen sitzen, während sich ihre Vorgesetzten und Kollegen noch genüsslich im Bett umherwälzen und von neuen Arbeitgebern oder Lotteriegewinnen träumen.
    Sehr wohl bemerkt wird, wenn sie sich nach über zehn Stunden Arbeit gegen 16 Uhr tatsächlich schon vom Acker machen wollen – wobei die Betonung meist auf »wollen« liegt: Plötzlich fällt dem Chef ein, dass er noch dringend einen wichtigen Report oder eine Vertretung für die Projektsitzung von 18 : 00 Uhr bis 19 : 30 Uhr benötigt. Schließlich ist das Wetter viel zu schön, um sich als Vorgesetzter bis halb acht im Firmengebäude aufzuhalten. Gelingt den Betroffenen dennoch die Flucht, mutiert der Weg zur Tiefgarage aufgrund wüster Beschimpfungen der Kollegen (»Faulpelz!«, »Teilzeitkraft!« etc.) regelmäßig zum Spießrutenlauf.
    Folgeerscheinungen:
    Am Ende des Monats droht den Erkrankten aufgrund zu vieler Überstunden und schwerwiegender Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz nicht selten ein »ernstes Gespräch« mit ihren Vorgesetzten oder dem Betriebsrat. Der frühe Vogel fängt eben doch nicht den Wurm, sondern meistens die Arschkarte.
    Verwandte Krankheiten:
    Parkplatzpanik, Überstundung
    Behandlungsmöglichkeit:
    Ausschlafen
    [Krankheitsverzeichnis]
    Futtermal
    (lat. maculiasis vestiti)
    Beschreibung:
    Klein- bis großflächige Verfärbung der Oberbekleidung
    Verbreitung:
    Tritt in der Regel zwischen Kantinenbesuchen und wichtigen Anschlussterminen auf (zum Beispiel Meetings mit dem Vorstand, Kundengesprächen etc.).
    Erscheinungsformen:
    Leichte Form: Karottensaft auf orangefarbener Krawatte, Schokopudding auf braunem Halstuch
    Mittlere Form: Spargelcremesuppe auf schwarzem Sakko, Senf auf beigefarbenem Blazer
    Schwere Form: Bolognese-Soße auf weißem Hemd, Gulasch auf cremefarbener Bluse
    Umgang mit den Erkrankten:
    Kommt drauf an: Sind Sie dem betroffenen Kollegen gegenüber wohlgesonnen, empfiehlt es sich, die Auswirkungen der Krankheit, so gut es geht, zu ignorieren. Steht er hingegen nicht allzu hoch in Ihrer Gunst: pausenlos draufstarren!
    Verwandte Krankheiten:
    Kantinenbruch, Fleckfieber
    Behandlungsmöglichkeit:
    Vorsorgemaßnahmen: Bunt gemusterte Blusen, Hawaiihemden; Experten sprechen hierbei von »All-you-can-eat-Bekleidung«.
    Reha-Maßnahmen: Umziehen

[Krankheitsverzeichnis]
    Garderobenschwäche
    (lat. vestitopenie, engl. fashion insufficiency)
    Beschreibung:
    Unfähigkeit, sich den Bürogegebenheiten angemessen zu kleiden bzw. beim Kauf von Bekleidungsstücken auf die richtige Größe zu achten
    Symptome:
    Die Erscheinungsbilder der Garderobenschwäche variieren nach Geschlecht. Während bei Frauen häufig extreme Missverhältnisse von Körperumfang und Kürze (bzw. Enge) der Beinkleider zu beobachten sind, fallen Männer regelmäßig durch Hochwasserhosen und/oder zu kurz gebundene Krawatten negativ auf.
    Auch bei der Wahl der Schuhe treten die teilweise dramatischen Ausmaße dieser Krankheit zutage. Zum einen durch Stilettos, deren Absätze man problemlos als Grillspieße verwenden könnte, zum anderen durch mit weißen Tennissocken kombinierte Sandalen oder Pantoletten. Die Erkrankten sind sich ihres Problems vielfach überhaupt nicht bewusst und wundern sich ernsthaft darüber, dass sie in Meetings oder auf Konferenzen von ihren Mitmenschen nur müde belächelt werden.

    Verwandte Krankheiten:
    Garderobenschwäche fördert in der Belegschaft häufig den Ausbruch der hinterhältigen Lästeritis .
    Behandlungsmöglichkeit:
    Sprechen Sie die betroffenen Kollegen direkt auf ihre Erkrankung an. Zum Beispiel mit »Gibt’s das auch in deiner Größe?« oder »Seit wann arbeiten wir in der IT ?«.
    [Krankheitsverzeichnis]
    Gelbsucht
    (gr. ikterus mimicri, dt. [vulg.] Chinesenkrankheit)
    Beschreibung:
    Regelmäßiges Fernbleiben von der Arbeit ohne triftigen Grund, vielfach durch einen »gelben Urlaubsschein« ärztlich legitimiert
    Erscheinungsformen:
    Leichte Form: entzündete Haarwurzeln, leichtes Ziehen im kleinen Zeh
    Mittlere Form: Arbeitsallergie
    Schwere Form: keine
    Verbreitung:
    In einer europaweit durchgeführten Studie aus dem Jahr 2010 gaben 15 % der Befragten an, ihren Hausarzt bei der letzten Krankschreibung angelogen und das vermeintliche Leiden lediglich vorgetäuscht bzw. extrem dramatisiert zu haben. Weitere 55 % gestanden im Nachhinein, dass sie bei der Beantwortung dieser Frage ebenfalls nicht ganz ehrlich waren.
    Folgeerscheinungen:
    Eingestaubte Tastaturen, verdorrte Büropflanzen und
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