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Buerokrankheiten

Buerokrankheiten

Titel: Buerokrankheiten
Autoren: Raymund Krauleidis
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die Erkrankten tatsächlich einmal eine wichtige Mail (zum Beispiel mit einer irrsinnig dringenden Anfrage aus der Geschäftsführung), liest diese kein Mensch, da das genervte Umfeld ihre Nachrichten mittlerweile ungelesen in den Papierkorb befördert.
    Verwandte Krankheiten:
    Desinformanie, PDFilie, Trivialie
    Behandlungsmöglichkeit:
    Spreu vom Weizen trennen!
    [Krankheitsverzeichnis]
    Innerei
    (gr. politis correcta, dt. Schwarzer-Leiden)
    Beschreibung:
    Krankhafter Zwang, es in der schriftlichen Kommunikation allen Geschlechtern recht machen zu müssen; dehnt sich in schlimmeren Fällen auch auf die mündliche Verständigung aus.
    Symptome:
    Von: A. Weißer (Gleichstellungsbeauftragte)
    An: Alle Mitarbeiter
    Betreff: GISELA
    Liebe Kolleg(en)Innen,
    im Rahmen des Projekts GISELA (»Gleichberechtigte Integration sichert erfolgreiches Leben und Arbeiten«) haben sich die beteiligten MitgliederInnen mehrheitlich dafür ausgesprochen, das bislang im Unternehmen übliche generische Maskulinum durch eine modernere, gendergerechte Sprache zu ersetzen – und zwar vom/von der TopmanagerIn bis hin zur Reinigunsgsfachkr(a)äftIn!
    Dies bedeutet, dass Kolleg(en)Innen fortan als Kolleg(en)Innen bzw. MitarbeiterInnen als MitarbeiterInnen anzureden sind – zumindest wenn mehrere Kolleg(en)Innen bzw. MitarbeiterInnen angesprochen werden sollen. Dabei ist es unerheblich, ob der Kreis der Angesproch(en)Innen lediglich aus (augenscheinlich) weiblichen oder (augenscheinlich) männlichen Kolleg(en)Innen bzw. MitarbeiterInnen besteht – schließlich ist es nicht auszuschließen, dass sich Transidentität(en)Innen hierunter befinden!
    Betrifft die Anrede hingegen nur eine einzige Person, so obliegt es ausschließlich dieser, über ihr (bzw. sein) gefühltes Geschlecht zu entscheiden (zum Beispiel: »Sehr geehrte(r) Frau/Herr [Nichtzutreffendes bitte streichen]«).
    Wir bitten Sie/ihn, dies bei Ihrer/seiner täglichen Arbeit zu berücksichtigen!
    Mit freundlichen Grüß(en)Innen,
    Alice Weißer
    (Gleichstellungsbeauftragte(r))
    PS : Im nächsten Schritt beschäftigt sich die Projektgruppe mit den Piktogrammen an den Toilettentüren. Die Vorstellung, dass nur (augenscheinlich) männliche Kolleg(en)Innen Hosen bzw. (augenscheinlich) weibliche Röcke tragen, gilt mittlerweile als überholt.
    Verwandte Krankheiten:
    Trivialie, Verbaler Durchfall
    Behandlungsmöglichkeit:
    Hormonbehandlung
    [Krankheitsverzeichnis]
    ISO-Manie
    (lat. normose neurotica, dt. Zertifizierungszwang)
    Beschreibung:
    Aberglaube, Dilettantismus durch die Einführung eines »Qualitätsmanagements« übertünchen zu können
    Symptome:
    Immer mehr Topmanager entscheiden sich dafür, »ihre« Unternehmen nach den strengen Anforderungen der Internationalen Organisation für Normung ( ISO ) zertifizieren zu lassen. Hiermit soll den Kunden unter anderem vorgegaukelt werden, die Firma wäre ernsthaft an der kontinuierlichen Verbesserung ihrer Produkte und Arbeitsabläufe interessiert.
    Tatsächlich geht es den an der ISO -Manie erkrankten Führungskräften jedoch nur darum, hübsche Zertifizierungssiegel auf der Unternehmenshomepage oder den Firmenbriefbögen präsentieren zu dürfen. In Einzelfällen nehmen diese dabei bis zu 50 % des zur Verfügung stehenden Platzes ein.
    Erscheinungsformen:
    ISO 9000 (Grundlagen): Macht irgendjemand im Unternehmen irgendwas?
    ISO 9001 (Mindestanforderungen): Sind mindestens 20 % der Mitarbeiter in der Lage, bis mindestens 3 zu zählen?
    ISO 9004 (Total-Quality-Management): Hat die Unternehmensführung schon einmal von den Buchstaben »T«, »Q« oder »M« gehört?
    ISO 19011 (Umweltmanagement): Steht auf dem Firmengelände ein Baum?
    Folgeerscheinungen:
    Im Laufe des mehrwöchigen, schweineteuren Untersuchungsverfahrens (im Fachjargon »Audit« genannt) kommt es bei der Belegschaft regelmäßig zu Erschöpfungs- und Stresserscheinungen. Grund hierfür ist die Anweisung der Geschäftsführung, während der Anwesenheit der Auditoren »ausnahmsweise alles anders zu machen als sonst«. Die Kosten für das Unterfangen werden selbstverständlich auf die Kundschaft umgewälzt, zum Beispiel durch unverschämte Preiserhöhungen.
    Verwandte Krankheiten:
    Kundenkontaktallergie, Papiertigerei
    Behandlungsmöglichkeit:
    Mut zur Wahrheit, selbst wenn diese mit »Qualität« rein gar nichts zu tun hat

[Krankheitsverzeichnis]
    Jahresabschuss
    (gr. amnesia celebratis, engl. hangover)
    Beschreibung:
    Bedenkliche Erinnerungslücken nach dem Besuch der
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