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Buerokrankheiten

Buerokrankheiten

Titel: Buerokrankheiten
Autoren: Raymund Krauleidis
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Arbeitstag auf der Suche nach potenziellen Opfern, denen sie mit ihren profunden Fachkenntnissen sowie ihren pädagogischen (Un-)Fähigkeiten auf die Nerven gehen können. Sie selbst interpretieren sich hingegen als eine Art Büro-Superman, der es auf wundersame Weise immer wieder schafft, genau dort aufzuschlagen, wo er gerade am nötigsten gebraucht wird.
    Gerne verwendet der Erkrankte Sätze wie »So wird das nix!«, »Das würde ich anders machen« oder »Komm, ich zeig dir das mal eben …«. Anschließend bemächtigt er sich ungefragt der Computermaus des vermeintlich hilfsbedürftigen Kollegen, und binnen weniger Klicks ist das angebliche Problem auch tatsächlich gelöst.
    Dumm nur, dass es anfangs gar kein Problem gab. Dafür funktioniert nach der Heldentat des Besserwissers rein gar nichts mehr: Das Tabellenkalkulationsprogramm seines Opfers hat sich aufgehängt, die Datei mit der Vorstandspräsentation ist verschwunden, und im schlimmsten Fall droht gar ein Systemabsturz mit anschließendem Bluescreen. Natürlich weist Superman jegliche Schuld von sich. Wird er vom genervten Kollegen kurze Zeit später aus dem Büro geschmissen, spricht der Erkrankte von »Undankbarkeit« und zieht enttäuscht zum nächsten Opfer weiter.
    Verwandte Krankheiten:
    Beraterie, Pfusch
    Behandlungsmöglichkeit:
    Sieht schlecht aus. Schließlich wollen sie selbst helfen und nicht, dass ihnen jemand hilft.

[Krankheitsverzeichnis]
    Illuminationsinsuffizienz
    (dt. Mehr Licht!)
    Beschreibung:
    Durch permanenten Lichtmangel hervorgerufene Apathie
    Verbreitung:
    Tritt insbesondere in den Herbst- und Wintermonaten auf (in fensterlosen Büros ganzjährig).
    Ursachen:
    31 % aller Büroangestellten beklagen sich über mangelhafte Lichtverhältnisse an ihren Arbeitsplätzen. Dies liegt einerseits an permanent flackernden Neonröhren oder dem ungemütlichen Licht von Energiesparlampen sowie zum anderen an vollautomatischen Jalousien, die bereits bei der geringsten Sonneneinstrahlung herunterfahren, um die Mitarbeiter vor schädlicher UV -A-Strahlung zu schützen. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, verhaken sich die Dinger dabei oft auch noch so, dass sie sich ohne fachmännische Hilfe (und das kann dauern!) gar nicht mehr öffnen lassen.

    Symptome:
    Das Fatale für die Betroffenen: Während das Schlafhormon Melatonin bei schlechter Beleuchtung langsamer abgebaut wird als im Normalfall, vermindert sich gleichzeitig die Produktion des stimmungsaufhellenden Hormons Serotonin. Illuminationsinsuffizienz gilt somit als einer der Hauptverursacher des sogenannten »Büroschlafs«, der – wie neuere Untersuchungen bestätigen – oftmals weder von ihren Mitmenschen noch von den Erkrankten selbst bemerkt wird. So gaben im Rahmen einer Studie des Arbeitsmedizinischen Instituts Bottrop 37 % aller interviewten Büroarbeiter an, sich regelmäßig nach Feierabend zu fragen, was sie eigentlich den ganzen Tag über gemacht haben. Landläufig wird hier auch von »schlafwandeln« (medizinisch: Somnambulismus) gesprochen.
    Bei 2 % der Befragten war die Krankheit sogar so stark ausgeprägt, dass sie die Existenz der Sonne mittlerweile für ein bloßes Gerücht hielten. Abgesehen davon leiden viele der betroffenen Kollegen an Aufmerksamkeitsstörungen, Gleichgültigkeit oder Leichenblässe. Und das, wo sie noch nicht einmal in der IT arbeiten.
    Verwandte Krankheiten:
    Heimweh, Netzhaut
    Behandlungsmöglichkeit:
    Derzeit tappen die Arbeitsmediziner leider noch im Dunkeln.
    [Krankheitsverzeichnis]
    Informanie
    (lat. informatosis vulgaris, engl. overload)
    Beschreibung:
    Überfrachtung der Kollegen mit nutzlosen Informationen; führt regelmäßig zu überfüllten E-Mail-Postfächern.
    Symptome:
    Im Rahmen einer offenen Unternehmenskultur ist es für die Erkrankten selbstverständlich, die Kollegen stets über alles Wesentliche auf dem Laufenden zu halten. An für sich eine löbliche Einstellung – wenn sie es nicht schon für »wesentlich« halten würden, dass sie soeben zwei Zahlen in Excel eingetippt, von irgendjemandem eine Präsentation zu irgendwas erhalten oder im Intranet gerade einen superinteressanten Beitrag zum Thema Mülltrennung entdeckt haben.
    Infolgedessen penetrieren sie ihre Umwelt nahezu minütlich mit neuen E-Mails, die häufig Betreffzeilen wie »Wichtige Info« oder »Dringend« tragen und trotz nicht vorhandener Relevanz stets mit der Priorität »hoch« versendet werden.
    Das Problem an dieser Informationsoffensive: Verschicken
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