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 Bufo & Spallanzani

Bufo & Spallanzani

Titel: Bufo & Spallanzani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rubem Fonseca
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hatte, ihren Mann zu töten, und ich wollte dieses Geheimnis auch nicht lüften – ein Vorsatz, in dem mich der pathetische Anblick der an Marias Schulter weinenden Euridíce bestärkte.
    »Kann ich gehen?« fragte der Einsiedler. Die Frage war an Guedes gerichtet.
    »Lassen Sie mich erst mit dem Kommissar in Pereiras sprechen, damit der Haftbefehl gegen Sie aufgehoben wird.«
    Als Guedes sich anschickte, in den Raum mit dem Funkapparat zu gehen, über den Trindade mit Pereiras Verbindung hielt, sagte ich zu ihm: »Sagen Sie Trindade, er soll den Anhänger fertig machen. Ich möchte so schnell wie möglich von hier weg.«
    »Wir auch«, sagten die anderen Gäste.
    Ich ging mit Minolta zum Bungalow. Wir packten die Koffer.
    »Bist du nicht erleichtert?« fragte Minolta.
    »Nein. Guedes macht mir Sorgen.«
    »Sorgen? Wieso? Verheimlichst du mir irgend etwas?«
    »Was könnte ich dir schon verheimlichen?«
    »Kümmere dich nicht um diesen dämlichen Polypen«, sagte Minolta.
    »Der ist nicht dämlich.«
    Der Anhänger mit dem Kommissar erschien erst nach dem Mittagessen, das an diesem Tag ziemlich karg, indes schmackhaft war. Dona Belinha, die in der Küche arbeitete, hatte beschlossen, zu kündigen und zu dem Einsiedler in den Wald zu ziehen; sie war den ganzen Vormittag mit Packen beschäftigt. Die Nachricht, daß Euridíce, der gegenüber sie in der kurzen Zeit, in der die junge Frau in ihrer Obhut gewesen war, zärtliche Muttergefühle entwickelt hatte, eine Mörderin war, hatte Rizoleta derart aus der Bahn geworfen, daß sie einen Nervenzusammenbruch bekam und sich ins Bett legen mußte. Das Mittagessen war von Trindade zubereitet worden, der zum Glück gut kochen konnte, wenn auch nicht ganz so gut wie seine Frau, versteht sich. Jedenfalls brachte er sehr schmackhafte Schweinekoteletts, geröstetes Maniokmehl mit Wurstscheiben sowie ebenfalls sehr schmackhaftes Gürteltier mit Blattkohl à la Mineira zustande.
    Der Protokollant nahm die Aussage des Einsiedlers im Haupthaus des Reftigio auf. Der Kommissar wollte eigentlich den Einsiedler mit nach Pereiras nehmen. »Lebendig kriegen sie mich da nicht hin, Doktor«, sagte der, und der Kommissar merkte, daß es dem Mann ernst war, und ließ den Protokollanten die Aussage an Ort und Stelle aufnehmen.
    Suzys Schmuck war schließlich doch nicht verschwunden. Alle Stücke lagen in einer Tasche in einem Koffer. Der Kommissar stellte ein Verzeichnis der Schmuckstücke auf und bat mich, als Zeuge zu unterschreiben. Das lehnte ich ab. Ich wollte so wenig wie möglich mit der Polizei zu tun haben.
    Bevor wir alle zusammen im Anhänger nach Pereiras hinunterfuhren, gelang es Guedes, für ein paar Augenblicke mit mir allein zu sein. Wir standen in der Anrichte; ich hatte mir von dort einen Kaffee holen wollen.
    »Als ich ankam, herrschte hier diese ganze Aufregung, und ich konnte nicht sagen, was ich Ihnen sagen wollte.«
    »Sagen Sie es.«
    Er sagte es. Mir zitterten die Beine, als Guedes zu Ende gesprochen hatte.
    »Das ist nicht wahr«, sagte ich. »Das ist absurd.«
    »Soll ich Ihnen erzählen, wie ich das herausbekommen habe?«
    »Ach, da bist du«, rief Minolta vom anderen Ende des Speiseraums, »alle warten nur auf dich. Der Traktor fährt gleich los.«
    Während der Fahrt im Anhänger redeten Guedes und ich nicht miteinander. Ich sprach übrigens mit niemandem.
    »Was hast du?« fragte Minolta.
    Ich antwortete nicht. Was ich hatte …? Ich dachte: Bis zum Tod kann niemand mit Gewißheit sagen, daß sein Leben glücklich ist … Der sophokleische Schmerz … Mir kam in den Sinn: Ich will nicht, daß der Tod mich findet und mir dieses schmutzige, schmerzhafte und demütigende Ende bereitet, das er für mich ausgesucht hat … Der Tod ist immer schmutzig, hatte der Arzt zu mir gesagt, als ich zu ihm gegangen war, vielleicht ist er nicht schmerzhaft, vielleicht auch nicht einmal demütigend, aber schmutzig ist er immer … Valentudinis adversae impatientia …
    Wir kamen noch rechtzeitig in Pereiras an, um in den Bus nach Cruzeiro umzusteigen, von wo aus Anschlüsse nach Rio und São Paulo bestanden.
    »Was haben Sie mit meiner Geschichte gemacht?« fragte Roma mich in Cruzeiro.
    »Nichts. Nur gelesen, wie Sie es wollten.«
    »Ich mußte mir das von der Seele schreiben«, sagte Roma. »Alles hat sich genau so abgespielt, wie ich es beschrieben habe.«
    »Auch der Zungenkuß der Kröte?«
    »Alles ganz genau so. Nicht zu fassen, daß Sie mir ausgerechnet dieses Thema geben

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