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 Bufo & Spallanzani

Bufo & Spallanzani

Titel: Bufo & Spallanzani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rubem Fonseca
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Messer erstechen? Zu Tode trampeln? Totbeißen? (Totbeißen selbstverständlich nicht. Erstens hatte ich nicht die Angewohnheit, Menschen zu beißen, nicht einmal in Notwehrsituationen; zweitens, wenn man einen Menschen mit Bissen töten will, muß man ein Tiger oder ein tollwütiger Hund sein.) Erschießen. Das war der beste Weg. Dabei würde ich Eugênio nicht berühren und keine Risiken eingehen. Immerhin war er sportlich, ein großer, muskulöser Mann, und konnte Widerstand leisten und kämpfen.
    Ich war kein Pflastertreter, so wie Guedes, der Polizist, aber im Stadtzentrum gab es viele Straßen, die mir besonders gut gefielen, wie die Rua República do Líbano, die Rua Constituição, die Rua Larga und noch ein paar andere. Ich sah mir gern die Auslagen der Geschäfte mit Musikinstrumenten und elektronischen Anlagen oder die Schaufenster der Trödler an, wo es selbst alte Nachttöpfe zu kaufen gab, aber vor allem die der Geschäfte für Jagd und Sportfischerei mit ihren Gewehren, Karabinern, Revolvern, Angelrollen, Unterwasserharpunen und die Schaufenster der Tierhandlungen, in denen man Fische, Schildkröten, Meerschweinchen, Hunde, Vögel, Katzen, Schlangen, Eidechsen, weiß der Teufel was kaufen konnte. Eines Tages stand ich vor einem Geschäft mit Jagd- und Fischereiartikeln und betrachtete ein Gewehr mit Zielfernrohr, da sprach mich ein Mann an. Er fragte, ob ich an einer Schußwaffe interessiert sei.
    »Bei mir kriegen Sie die für’n halben Preis. Hab’ viel auf Lager«, sagte er.
    »Ich sehe mir die nur an.«
    »Brauchen Sie auch nicht bei der Polizei anzumelden. Bleibt alles ganz geheim.«
    Vermutlich fand er, ich sähe wie ein Gangster oder Bankräuber aus.
    »Ich hab’ eine Maschinenpistole, eine Ina, mit Munition.«
    Ich ging schnell weiter und blieb nie wieder weder vor diesem noch vor einem anderen Waffengeschäft stehen.
    Und nun stand ich da und wartete darauf, daß vielleicht derselbe Kerl oder ein anderer kam und mir wieder so ein Angebot machte. Stundenlang trödelte ich von einem Geschäft zum nächsten. Vergeblich. Keiner kam.
     
    Kehren wir ein Stückchen zurück und sehen uns an, was geschah, kurz bevor Guedes mich am Pico do Gavião aufsuchte. Man hatte Agenor in Caxias (der Stadt, in der Roma Santinha ausfindig gemacht hatte, die ihren Mann, den Ballettänzer, vom Wahnsinn geheilt hatte) in der Nähe des Stundenhotels Luxemburgo neben der Avenida Brasil tot aufgefunden. Er war mit jeweils drei Schüssen in den Kopf, in die Brust und in den Bauch ermordet worden. Etwa fünf Meter weiter lag eine Frau, die die Polizei, als sie dort eintraf, ebenfalls für tot hielt. Die Frau hatte drei Schüsse in den Rücken bekommen, war aber trotz des Kalibers der Tatwaffe noch am Leben. Die Polizei war zu dem Schluß gekommen, daß die Täter zwei 45er-Pistolen benutzt hatten. Die Patronen hatten Hartmetallhülsen, und die von Zeugen gehörten Schüsse waren in schneller Folge abgefeuert worden, was auf eine automatische Waffe schließen ließ. Agenor war von Schüssen aus einer einzigen Waffe, vermutlich mit einem neunschüssigen Magazin, getötet worden.
    Guedes erfuhr erst zwei Tage später von Agenors Tod. Daraufhin fuhr er sofort nach Caxias, um mit dem Ermittlungsbeamten zu sprechen.
    »Die Frau war mit Agenor zusammen, vielleicht war sie aus dem Luxemburgo gekommen, aber die Angestellten des Stundenhotels verneinen das. Die Täter, mindestens zwei, wollten Agenor umbringen, die Frau hat’s nur versehentlich erwischt. Als sie weglief, bekam sie zwei Schüsse in den Rücken. Die haben sich nicht mal die Zeit genommen, nachzusehen, ob sie tot war. Der Kerl, der Agenor liquidiert hat, arbeitet sorgfältig; er hat ihm jeweils eine Kugel in die Schläfen geschossen und noch eine ins rechte Auge, für den Fall, daß die Kugeln womöglich von den Schädelknochen abgeprallt wären; so was kommt auch mal vor, wie Sie wissen. Außerdem hat er ihm noch dreimal in den Bauch geschossen. Selbst wenn er das auf einer Intensivstation gemacht hätte, wo ringsum Ärzte zum Einsatz bereit gestanden hätten, wäre Agenor hinüber gewesen. Die Frau hat Glück gehabt.«
    »Wo ist sie?«
    »Hier in Caxias im Krankenhaus. Man hat sie operiert, es geht ihr gut.«
    »Haben Sie sie schon vernommen?«
    »Ich geh’ heute hin. Wollen Sie mitkommen?«
    Als sie ins Krankenhaus kamen, wurden Guedes und Bráulio, der Polizist aus Caxias, ein Paraibaner, der wie ein Unteroffizier vom Marineinfanteriekorps aussah, von einem

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