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 Bufo & Spallanzani

Bufo & Spallanzani

Titel: Bufo & Spallanzani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rubem Fonseca
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diensthabenden Arzt zu dem Bett geführt, in dem die Frau lag. Sie hatte einen Schlauch im Arm und einen in der Nase.
    »Sie kann noch nicht sprechen«, sagte der Arzt.
    In diesem Augenblick schlug die Frau die Augen auf und sah zur Decke. Ihre Augen waren grau und matt. Hätte es an der Decke etwas zu sehen gegeben, sie hätte es nicht wahrgenommen. Die Frau war noch nicht identifiziert worden. Ihre Fingerabdrücke waren in keinem der überprüften Archive registriert.
    Nach Bráulios Ansicht waren die beiden auf dem Weg ins Stundenhotel; das war kein Ort, wo Leute, die woanders umgebracht worden waren, abgelegt, abgeladen wurden. Und die Leute, die im Haus wohnten, hätten bestimmt nicht einen toten Mann und eine lebende Frau herausgeschafft. Die beiden mußten auf dem Weg hinein gewesen und nicht herausgekommen sein; um in das Stundenhotel zu gelangen, mußte man an der Straße anhalten, an einer für die Mörder günstigen Stelle.
    Guedes meinte, wenn Brãulios Überlegungen richtig waren, dann war die Frau, die im Krankenhaus lag, vermutlich nicht Agenors Frau. »Mit der eigenen Frau ins Stundenhotel gehen, das ist was typisch Bürgerliches«, sagte der Polizist. In diesem Fall mußte Agenors Frau, die bestimmt viel wußte, noch am Leben sein und sich irgendwo versteckt halten. Guedes hielt es für klüger, Brãulio nichts von den Ermittlungen zu sagen, die er über Eugênio Delamare und Agenor Silva angestellt hatte.
    »Wie sieht sie aus?« fragte Brãulio.
    »Keine Ahnung.«
    »Dann ist es ja kein Problem«, antwortete Brãulio scherzhaft.
     
    Die Frau starb am Abend des Tages, an dem die beiden Polizisten bei ihr gewesen waren, ohne identifiziert zu werden und ohne irgend etwas mitgeteilt zu haben. Ihre Leiche wurde ins Gerichtsmedizinische Institut zur Autopsie gebracht. Dort würde sie eine Weile bleiben und dann auf einem Armenfriedhof begraben werden.
    Guedes hatte richtig gefolgert (ich würde gern das Adjektiv »intelligent« verwenden, aber die Aversion, die ich gegen diesen Polizisten habe, gestattet mir das nicht), daß die Mörder, die Agenor und die Frau umgebracht hatten, auch hinter mir her waren. Das war der wahre Grund, warum Guedes es so eilig hatte, zum Refúgio zu kommen. Nicht, weil mein Tod ihm etwas ausgemacht hätte, er wäre ihm nur in diesem Augenblick ungelegen gekommen und hätte ihn bei seinen Ermittlungen gestört. Aber das habe ich wohl schon gesagt.

6
     
    Zurück zu meinen Bemühungen, einen Revolver zu kaufen. Am zweiten Tag sprach mich ein kleiner, grünlicher Kerl vor einem Waffengeschäft an und fragte, ob ich an einer Waffe interessiert sei.
    »Ja.«
    »Folgen Sie mir.«
    Er ging los, ohne sich umzudrehen. Wir gingen in Richtung Rua Camerino. Als ich sie überquerte, sah ich das alte Gebäude meiner Schule. Plötzlich kam mir die bedrückende Erleuchtung, daß das die einzige glückliche Zeit in meinem Leben gewesen war. Tiefbetrübt stellte ich fest, wie unglücklich ich war, seit ich erwachsen war. Ich hatte nichts anderes getan als mich selbst zu täuschen, vor mir selbst davonzulaufen, mich in Sex und Essen zu flüchten.
    Ich dachte mir gerade die Geschichte eines epikureischen, hedonistischen et cetera Schriftstellers aus, der beschließt, sich durch Askese zu läutern, da schoß der grüne Mensch in den Eingang eines einstöckigen Hauses, an dem ein Schild verkündete: Photos – 5 Minuten.
    Als ich die Haustür erreichte, stieg der Mensch eine Holztreppe hinauf und stützte sich auf dem Handlauf ab. Ich hinterher. Auf dem Treppenabsatz wartete er auf mich.
    »Hier lang.«
    Wir betraten den Warteraum des Photographen. Der Mensch zog einen Schlüssel aus der Tasche und schloß eine Tür auf. Wir kamen in einen dunklen, unmöblierten Raum, und er klopfte mit den Fingern einen Code an eine dicke Tür, die gepanzert zu sein schien. In dem leeren Raum ging Licht an, in der schweren Tür öffnete sich eine Luke, und ein Augenpaar fixierte mich. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet, und wir betraten einen großen Raum mit einem Tisch, mehreren Holzschränken und Bürostahlschränken.
    »Er will einen Revolver«, sagte das grüne Männlein.
    »Kaliber 22, 38 oder 45?« fragte der Mann, der in dem Raum war.
    »Damit soll einer umgebracht werden«, sagte ich.
    »Wollen Sie ihn irgendwie ramponieren? Die Nase zerfetzen, die Zähne, die Schädeldecke einschlagen – nicht nur einfach umbringen?« fragte der Mann.
    »Wie geht das?« fragte ich.
    »Von einem Zweiundzwanziger ist

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