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 Bufo & Spallanzani

Bufo & Spallanzani

Titel: Bufo & Spallanzani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rubem Fonseca
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er nur tot. Von einem Fünfundvierziger mit Dumdumpatronen wird er zerfetzt.«
    »Was ist eine Dumdumpatrone?« fragte ich.
    Die beiden Männer sahen sich an und lachten verächtlich.
    »Guter Mann, Sie sind wohl Laie, haben keinen blassen Schimmer. Da nimmt man das Metall von der Spitze ab, damit das Blei zum Vorschein kommt. Dann macht man ein Kreuz ins Blei. Beim Aufprall spritzt das Blei auseinander. Was das anrichtet, können Sie sich vielleicht denken?«
    »Fünfundvierziger mit Dumdum«, sagte ich.
    Der Mann öffnete einen Schrank und holte eine riesige schwarze Pistole heraus. »Magazin mit sieben Schuß, dazu eine Patrone vor dem Schlagbolzen«, sagte er. »Geladen wird durch den Kolben, so. Wenn Sie ziehen, führen Sie eine Patrone in die Kammer ein. Jetzt müssen Sie nur noch auf den Abzug drücken.« Der Mann erklärte mir auch, wie die Sicherung funktionierte. »Wenn Sie die Waffe nicht benutzen, drücken Sie auf den Verschlußhebel, der sperrt den Hahn und den Spannhebel. Automatische Waffen sind sehr tückisch.«
    Bevor ich ging, fragte ich: »Und dieser Revolver ist wirklich gut, kann ich mich auf den verlassen?«
    »Das ist eine Pistole, kein Revolver. Ein Revolver hat eine Trommel, einen Zylinder. Sehen Sie an dieser Waffe irgendwo eine Trommel?« Der Mann schüttelte den Kopf. Als ich den Raum verließ, hörte ich, wie er zwischen den Zähnen knurrte: »Scheißtyp, einen Revolver mit ‘ner Pistole verwechseln!«
    Zu Hause angekommen, legte ich den Revolver, ich meine, die Pistole, auf den Tisch neben den TRS-80 und sah mir die beiden Geräte an. Die Pistole schien mir schöner zu sein, und aus irgendeinem Grund inspirierte sie mich, weckte in mir Lust zu schreiben.
    Ich schaltete den TRS-80 ein. Zuerst den an den Computer angeschlossenen Printer Epson FX-80. Dann schob ich den Superscripsit in das Laufwerk 0 und in das Laufwerk 1 eine Floppy disk zum Abspeichern. Die roten Lämpchen über den Laufwerken gingen abwechselnd an und aus, während der TRSDOS geladen wurde. Monat, Tag und Jahr, ENTER, Stunde, Minuten, Sekunden, ENTER, während die roten Lämpchen bei beiden Laufwerken an- und ausgingen. READY. Ich schrieb: SS. ENTER. Das Programm-Menü erschien auf dem Bildschirm. Ich drückte O.
    Name of document to open?
    Ich schrieb: Bufo.
    ENTER.
    Auf dem Bildschirm Open Document Options:
    Document name: Bufo: 1
    Author: Gustavo Flávio
    Operator: GF
    Comments: Roman
    Printer type: LP8
    Lines per page: 54
    Pitch: P
    Line spacing (to 3 +,“+“ = ½): 1
    1st page to include header: 1
    1st page to include footer: 1
    Wieder: ENTER
    Dann erschien die screen page: die tab line mit dem ghost Cursor und der Status line und den Druckangaben für das Dokument. Am oberen Rand der »Seite« blinkte der cursor. Fertig zum Schreiben.
    Während ich schrieb, formten sich die Wörter auf dem Bildschirm.
    Archivmaterial. Spallanzani hält Bufo für ein stumpfsinniges Geschöpf. Bufos sexueller und gastronomischer Appetit. Bufo und ich. Parallele. So many writers, Conrad for instance, have been aided by being brought up in a metier utterly unrelated to literature. Englisch ist das Latein der modernen Zeit. Lévi-Strauss: Ich bin in der Tat nicht sehr optimistisch in bezug auf die Zukunft der Menschheit, die sich so schnell reproduziert, daß sie zu einer Bedrohung für ihr eigenes Überleben geworden ist, noch ehe die für sie wesentlichsten Elemente wie Luft, Wasser, Raum anfangen knapp zu werden. Ich blicke auf den Revolver, ich meine, die Pistole, hier neben mir. Schluß mit dem Quatsch.
    Ich hörte auf zu schreiben.
    Print command: Ich betätigte die Taste CONTROL und drückte auf P. Ich hörte mir das ratternde Hämmern des Epson an. Dann zog ich das Blatt mit den Buchstaben, die darauf geschrieben standen, heraus und warf es in den Papierkorb. (»Des Schriftstellers bester Freund«: Singer.) Wozu dieses Zeug im Computer speichern? Ich beendete die Einheit durch Betätigung der Tasten CONTROL und X. In der Status line erschien:
    Delete Copy Move Adjust Search Freeze Hyph Print Linespace?
    Ich drückte auf die Taste D, das bedeutete Delete, Löschen.
    In der Status line: You have asked to remove this block. Are you sure? (Y oder N)? Sie wollen diese Einheit löschen lassen. Sind Sie sicher? (Ja oder Nein)? Der Superscripsit ist immer sehr vorsichtig, wenn man mehr als einen Absatz löschen will. Ich drückte auf Y für Ja, und im nächsten Augenblick verschwand der ganze Haufen von Buchstaben vom Bildschirm und

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