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Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)

Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)

Titel: Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leander Haußmann
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bin paranoid. Und zwar hochgradig. Aber, nur weil ich paranoid bin, heißt das noch lange nicht, dass man mich nicht verfolgt. Tatsächlich ist es nämlich so, dass man mich zeit meines Lebens immer besonders bestraft hat. Dass die Konsequenzen meines Tuns für mich immer besonders hart waren. Die Einschätzung meiner Leistung war immer besonders kritisch …«
    Der Psychologe will etwas sagen, doch ich unterbreche ihn und gehe dabei direkt an ihn heran, sodass meine Nasenspitze nur noch einen Fingerbreit von seiner Nasenspitze entfernt ist. »Da, wo andere immer durchkommen, gibt es für mich die Bestrafung, da, wo andere offensichtlich lügen und man ihnen das Lügen durchgehen lässt, obwohl jeder weiß, dass es eine Lüge ist, ich aber die Wahrheit sage, da bestraft man mich dafür.«
    »Denken Sie da an jemanden Bestimmten?«
    »Wie? In welchem Zusammenhang?«
    »Sie sagten eben, dass Sie als Wahrheitsliebender verfolgt werden, während die anderen, von Ihnen der Lüge bezichtigt, belohnt werden.«
    »Das ist Ihre Interpretation.«
    »Nein. Ich kann es Ihnen vorlesen, wenn Sie wollen.« Er wackelt bedrohlich mit dem Ringblock.
    »Eins zu null«, sage ich. »Paranoia kann auch sehr hilfreich sein, sie schärft die Sinne.«
    »Ja, aber sie macht nicht glücklicher.«
    »Kann sein.«
    Wir lächeln uns ausnahmsweise mal an.
    »Es geht doch immer um Liebe«, sage ich.
    »Da haben Sie recht«, sagt er.
    »Es ist natürlich auch so, dass ich viel Hass auf mich ziehe, und dafür übernehme ich auch die Verantwortung.«
    »Ihre spöttische Art?«
    »Ja, und natürlich meine große Fresse. Wer so eine große Fresse hat, der muss damit rechnen, dass er eine draufkriegt. Frank Castorf hat mal zu mir gesagt, nach der Premiere meines dritten Sommernachttraums am BE  …«
    »Wer ist Frank Castorf?«, fragt mich der Psychologe.
    »Das ist der Leiter der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz.«
    »Und was ist das BE ?«
    »Das ist das Berliner Ensemble, das Theater am Schiffbauerdamm.«
    »Wir kommen leider so selten ins Theater«, sagt der Psychologe.
    »Jedenfalls hat Castorf zu mir am Berliner Ensemble gesagt: ›Mensch Leander, du willst immer nur jeliebt werden, wa?‹«
    »Ja okay, aber was wollen Sie damit sagen?« Der Psychologe ärgert sich, dass ich die Führung übernommen habe und unserem Gespräch eine anekdotische Richtung gebe. Er hält das, und damit hat er absolut recht, für ein Ablenkungsmanöver.
    »Es geht um das große Bravo und das ebenso große Buh«, sage ich und rutsche in eine bequeme Sitzhaltung. »Das große Bravo ist eine erstrebenswerte Emotion im Zuschauerraum. Es hat zwei wunderbare Vokale und ist zweisilbig, ein Vokal je Silbe. Aber nicht nur darum ist es ein so schönes Wort. Es drückt so viel Schönes aus, so viel Wertvolles, in ihm ist alles enthalten, wonach wir streben. Wenn wir aber danach streben, dann bekommen wir es nicht.«
     
    Die Türen des Zuschauerraums im Schillertheater knallen zu, wir hören Schlösser rasseln, die über den Ton eingespielt werden. Das ist eine Regie-Idee. Die Zuschauer sollen sich fühlen wie in einem großen Gefängnis. Rio Reisers Musik entwickelt sich aus einem stampfenden Rhythmus, der das Schlagen des Herzens symbolisiert, langsam zu einer furiosen Ouvertüre. Während des Einlasses dreht sich auf der dunklen Bühne einsam eine Kerze. Eine Windmaschine springt an und bläst die Kerze aus, Herbstlaub, dann Schnee, eine einsam fahrende Schauspielertruppe (ich komme heute noch ins Schwärmen, wenn ich an dieses Bild denke) stemmt sich gegen Wind und Wetter und arbeitet sich zu der anschwellenden Musik zur Bühnenrampe hin. Während dieser Bewegung entsteht vor uns das Bühnenbild von Bernhard Kleber: Schwarze Hänger fahren hoch und gemaltes inquisitorisches Feuer, Rauch und bemalte Gaze-Tücher fahren nach unten, Projektionen, am Ende Türen, unser Aranjuez. Die Tür geht auf, Don Carlos und Marquis Posa betreten, nach dem circa zehnminütigen Anfang, die Bühne. Marquis Posa holt Luft. »Die schönen Tage von Aranjuez sind nun zu Ende«, will er sagen, doch dazu kommt er nicht.
    »Jetzt fühlt ihr euch wohl janz doll?!«, kommt es aus dem Zuschauerraum. Die Zuschauer lachen. Die zwei Schauspieler stehen etwas hilflos herum, das Spiel steht still.
    »Stoooop!«, brülle ich, stürme die Bühne und stelle mich breitbeinig an die Rampe. »Wer war das?«, frage ich streng.
    Eine Zuschauerin zeigt auf den Schuldigen. »Der da.«
    »Wie viel haben Sie für die

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