und der verwüstete Abschiedsraum zu sehen waren, wurde ein kleines Bild von Lenz eingeblendet, was er aber schon nicht mehr registrierte, denn er war im Sitzen eingeschlafen.
*
Um Viertel nach 1 Uhr klingelte der Wecker seines Telefons und beendete seinen von Albträumen durchzogenen Schlaf. Er zog sich so umständlich an, wie seine beiden verbundenen Hände es ihm geboten, rief ein Taxi und ließ sich zum Klinikum chauffieren. Pünktlich um 2 Uhr kam er mit einer Flasche Sekt unter den Arm geklemmt auf der Intensivstation an.
»Hallo, Mr. Smith«, wurde er von Anne Wolters-Richling empfangen, von der Flasche befreit und herzlich gedrückt. »Ich hab dich heute im Fernsehen gesehen.«
»Ach«, machte er.
»Ja, du bist der Held der Stunde.« Sie sah auf seine verbundenen Hände und seinen dick umwickelten Kopf. »Obwohl, eigentlich brauchst du Hilfe, als dass du sie geben könntest.« Ihr Gesicht wurde ernst. »Stimmt es, was sie im Fernsehen gesagt haben? Dass du schon im Ofen gesteckt hast?«
Er streckte ihr seine Hände entgegen. »Sieht so aus, oder?«
»Ja, sieht tatsächlich so aus. Was ist dir dabei passiert?«
»Nur Verbrennungen. Und viele blaue Flecken.«
»Hast vermutlich Glück gehabt, oder?«
»Ja. Wenn mein Kollege ein klein wenig später gekommen wäre, hätte es böse ausgehen können.«
Sie fing an zu grinsen. »Na, ich bin jedenfalls froh, dass sie dich nicht geröstet haben. Dann kann ich dir später bei einem Glas Sekt vielleicht noch erzählen, dass ich heute mit meinem Mann gesprochen hab. Und was dabei rausgekommen ist.«
»Das machen wir. Davor würde ich aber gerne unserer Patientin einen Besuch abstatten, wenn nichts dagegen spricht.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, geh nur rein. Heute Nacht hast du noch sturmfreie Bude, ab morgen wird das leider anders, weil ich dann keinen Nachtdienst mehr habe.«
»Schade«, entgegnete er.
»Ja. Aber jetzt los. Und viel Spaß.«
Lenz betrat vorsichtig das Zimmer, in dem Maria Zeislinger lag. Noch immer piepsten leise die Geräte, die mit ihrem Körper verbunden waren. Er trat neben das Bett, griff nach ihrer Hand und streichelte sie. Zu seiner großen Überraschung öffnete sie wie in Zeitlupe die Augen und lächelte ihn matt an.
»Hallo, Paul.«
»Hallo, Maria. Wie geht es dir?«, fragte er mit tränenerstickter Stimme.
»War schon besser. Aber was ist denn mit dir passiert? Hattest du auch einen Unfall?«
Er machte eine verneinende Geste mit dem rechten Zeigefinger.
»Was denn?«
»Erzähle ich dir, wenn du wieder gesund bist.«
»Dann dauert es wohl noch eine Weile, wenn ich den Aussagen der Ärzte Glauben schenken kann.«
»Kannst du, ja.«
Sie hob langsam ihre Hand, legte sie auf seinen Arm und streichelte ihn. »Wie kommt es, dass du hier bist?«
Er lächelte. »Hier gibt es einen Engel auf der Station, der hat mich in den letzten Nächten zu dir gelassen, ohne zu fragen, wer ich bin.«
»Aber …«
»Alles in Ordnung. Sie weiß quasi was von uns, und ich weiß quasi was von ihr, aber es ist alles im Lot. Kein Grund sich aufzuregen. Das würde dir bestimmt nicht guttun.«
»Das mag sein.« Sie betrachtete eingehend sein Gesicht. »Du siehst wirklich scheiße aus.«
»So fühle ich mich auch. Aber im Vergleich zu dir bin ich richtig gut in Form.«
Maria holte tief Luft, was ihr augenscheinlich große Schmerzen bereitete. »Ich würde gerne mit dir nach Hause gehen und in deinem Arm einschlafen.«
»Machen wir, wenn du wieder gesund bist.«
»Versprochen?«
»Versprochen.«
Impressum
Besuchen Sie uns im Internet:
www.gmeiner-verlag.de
© 2010 - Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 07575/2095-0
[email protected]Alle Rechte vorbehalten
1. Auflage 2010
Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Herstellung / Korrekturen: Daniela Hönig / Doreen Fröhlich, Sven Lang
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Bildes von fotolia.com / Weiße Calla Lilie © Linleo
ISBN 978-3-8392-3446-4
ebook Erstellung - April 2010 - TUX
Ende