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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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dem rechten Fuß gegen den Sargdeckel, der herunterrutschte und mit lautem Poltern auf dem Boden aufschlug. Der Polizist begann zu husten, weil er jede Menge des weißen Pulvers in seine Lungen gesogen hatte, griff jedoch trotzdem mit beiden Händen in die rauchende Holzkiste, zog seinen Kollegen an der Jacke heraus und schleifte ihn ins Freie. Dort beugte er sich über den zappelnden Hauptkommissar und begann, beruhigend auf ihn einzureden.
    »Hey Paul, ich bin’s, Thilo. Thilo! Es ist vorbei.«
    Sein Chef stöhnte, hustete, röchelte und schüttelte sich am ganzen Körper. Hain legte ihm behutsam eine Hand auf die Schulter, mit der anderen löste er vorsichtig das Klebeband, mit dem sein Mund verschlossen war.
    »Es ist gut, Paul. Es ist gut.«
    Da tauchte Kronberger in der Tür auf. Er warf einen kurzen Blick auf die beiden Polizisten, dann hetzte er an ihnen vorbei zu seinem Auto. Erst im letzten Moment erkannte er, dass eine Flucht mit diesem Wagen nicht möglich war, weil in seiner linken vorderen Tür formatfüllend ein kleines japanisches Cabriolet steckte. Mit einem lauten Fluch ließ er den Schlüssel fallen und fing an zu rennen. Hain, der dabei war, Lenz von dessen Augenbinde zu befreien, ließ ihn einfach laufen.
    »Ich muss kurz telefonieren, Paul«, erklärte er seinem Boss danach, ohne den Arm von seiner Schulter zu nehmen, und griff zu seinem Telefon. Kurze Zeit später hörten sie die ersten Sirenen.
     
    *
     
    Der zweite Mann, den Hain nie in seinem Leben gesehen hatte, saß noch immer in der Ecke es Abschiedsraumes, nun jedoch mit Handschellen gefesselt. Hain trat auf ihn zu und musste sich zusammenreißen, dem Kerl nicht die Visage zu polieren.
    »Wer sind Sie?«, pflaumte er ihn an.
    »Langer«, schluchzte er. »Roland Langer.«
    »Stehen Sie auf, los.«
    Der Mann wuchtete sich ungelenk vom Boden hoch, ohne den Polizisten anzusehen.
    »Und was haben Sie mit der ganzen Sache hier zu tun?«
    »Eigentlich gar nichts. Dieser Kronberger hat mich da reingezogen.«
    »Am Arsch hängt der Hammer! Sie wollten doch vorhin hier den Feuerteufel geben und meinen Kollegen grillen, mit allem Drum und Dran.«
    Nun brach Langer völlig zusammen. »Ich erzähle Ihnen alles, wirklich, aber ich will hier weg. Ich will nicht, dass meine Kollegen mich so zu Gesicht kriegen.«
    In diesem Moment dämmerte es Hain, wo er den Namen des Mannes schon einmal gehört hatte. Während ihres letzten Besuches im Krematorium, als der alte, ausscheidende Mitarbeiter ihnen die Zusammenhänge des Krematoriumsneubaus in Hofgeismar erklärt hatte, war auch der Name Langer gefallen.
    »Sie wollten in Hofgeismar anfangen, als Betriebsleiter.«
    Langer warf erneut die Hände vors Gesicht und begann, hemmungslos zu weinen.
    Hain gab zwei Uniformierten, die ein wenig abseits standen, mit dem Kopf einen Wink. »Bringt ihn weg, Männer. So viel Selbstmitleid halte ich um diese Uhrzeit noch nicht aus.«
    Die beiden, ein Mann und eine Frau, kamen auf Hain und Langer zu und packten den Gefangenen rechts und links am Arm.
    »Wie geht es Hauptkommissar Lenz?«, fragte die Frau, auf deren Brust der Name Brede zu lesen war.
    »Danke, es geht ihm den Umständen entsprechend. Seine Haare sind ein bisschen angesengt, an den Händen hat er ein paar Brandblasen und rundum blaue Flecken. Und eine leichte Rauchvergiftung. Wenn man überlegt, was ein paar Sekunden später alles los gewesen wäre, ist er damit doch richtig gut weggekommen.«
    »Stimmt. Richten Sie ihm einen schönen Gruß von mir aus, wenn Sie ihn sehen.«
    Hain sah noch einmal auf das Namensschild auf ihrer Brust und nickte.
    »Das mache ich gerne, vielen Dank. Und jetzt bringt dieses Arschloch hier weg, sonst vergesse ich wirklich noch meine gute Kinderstube.«
     
     

37
    Lenz trat durch die offene Tür ins Büro seines Freundes Uwe Wagner. Seine rechte Hand steckte in einem großen, weißen Verband, die linke war mit Pflastern übersät. Auch um den Kopf trug er einen dicken Verband.
    »Moin«, begrüßte er den Kollegen.
    »Hey, Paul«, erwiderte Wagner erfreut, kam um den Schreibtisch herum und nahm den Hauptkommissar in die Arme. »Haben sie dich etwa rausgelassen? Ich hab mir extra eine Stunde freigeschaufelt, um dich später im Krankenhaus zu besuchen.«
    »Nein, alles klar mit mir. Nur das Atmen fällt noch ein bisschen schwer. Krieg ich einen Kaffee?«
    »Nichts lieber als das. Setz dich.«
    Der Pressesprecher befüllte einen großen Becher mit der braunen Brühe und stellte

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