Bullet Boys
Wunder gewesen.Vier Uhr nachmittags. Ich gucke aus dem Fenster des Zuges. In der Ferne sehe ich eine lilafarbene Moorlandschaft, aber es ist nicht Dartmoor, sondern es sind die Yorkshire-Moore, meine neue Heimat.
Alex arbeitet, wie zu erwarten war, mit seinem Vater in der Geflügelzucht. Tim wollte gerne, dass er an die Uni geht, aber Alex hat abgelehnt. Ich sehe ihn vor mir, wie er in einer Senke in dem verdammten Moor liegt, das Zielfernrohr am Auge, aber nicht um zu töten, sondern um die kleinen Vögel zu beobachten, die in den Dachrinnen vom Strangeways-Hof herumhüpfen. War schon komisch, wie Sasha und Alex nach dem Feuer förmlich aufeinander zu flogen, ohne dass das groß beredet worden wäre. Es gab keine Formalitäten, nichts haben sie offiziell gemacht. Aber nachdem alles vorbei war, verbrachten sie einfach immer mehr Zeit miteinander. Jetzt arbeitet Sasha mit Alex zusammen, hilft während der Jagdsaison, kocht Eintöpfe für die Jäger und die Treiber. Sie sagt, wenn Sammy ein bisschen größer ist, wird sie sich vielleicht was anderes suchen, aber noch macht es ihr Freude, jeden Tag hoch ins Moor zu fahren und mit Alex zusammen zu sein, gemeinsam mit ihrem Kind. Es würde mich nicht überraschen, wenn die beiden es eines Tages schafften, den Strangeways-Hof zurückzukaufen. Ich kann mir gut vorstellen, wie Sasha und Alex gemeinsam einen Bauernhof bewirtschaften. Eines Tages wird dort, wo heute Soldaten ihre Munition verballern und für den Krieg üben, Speck schmurgeln.
Die im Sumpf versteckten Waffen waren Millionen wert. Es lagerten dort Handgranaten, Granatwerfer, Waffen aller Art, sorgfältig in Öltücher und Plastik verpackt. Furzey hatte sie in größter Eile dort verstecken müssen, weil der abgelegeneAußenposten in Bodmin, wo er seine Geschäfte bis dahin abgewickelt hatte, verkauft worden war. Alle Waffen waren gestohlen und geschmuggelt. Ein langjähriges, schmutziges, geheimes Geschäft direkt unter den Augen der militärischen Führung. Hauptfeldwebel Furzey, vermutlich der Dreh- und Angelpunkt eines gewaltigen kriminellen Netzwerkes, wird unter aufwendigen Sicherheitsvorkehrungen in einem Militärgefängnis festgehalten.
Jahrelang hatte er seine Kameraden hintergangen. Die Waffen, die mit seiner Hilfe an illegale Gruppen und Terrororganisationen verkauft wurden, sind möglicherweise gegen seine eigenen Männer eingesetzt worden. Ich kann mir vorstellen, dass er’s schwer hat im Gefängnis.
Ich ziehe am Gurt meines Koffers. Werde ich das hier überleben? Wie soll ich die sechzehn Wochen durchstehen, wenn die anderen herausfinden, wer ich bin, was ich getan habe? Werden sie dem Richter glauben?
Dads Reaktion hat mich total umgehauen. Er sagte, er sei froh, dass ich überlebt hätte, und als er erfuhr, dass ich die Kugel, die für Simon gedacht war, auf mich genommen habe, hat er geweint (!). Das allein war schon ein Schocker, aber dann hat Mutter mich tatsächlich umarmt. Nicht zu fassen! Einen Moment lang waren wir eine ganz normale Familie und das Ganze war eher peinlich.
Eine Stunde später halte ich krampfhaft meinen Koffer fest und gehe über den Parkplatz. Ich folge anderen Jungs, einige haben ihre Eltern dabei (ich meine natürlich nicht). Ich betrete ein niedriges graues Gebäude und warte, bis ich dran bin. Das Ganze fühlt sich an wie ein Traum – ob er gut oder schlecht endet, wird man sehen.
Der Mann am Schreibtisch blickt zu mir hoch. »Name?«
»Max Cosgrove.«
Ich warte, aber es passiert nichts Schlimmes.
Der Mann reicht mir ein Blatt Papier. »Ich brauche Ihre Unterschrift. Hier, bitte.«
Bevor ich es mir anders überlegen kann, schreibe ich meinen Namen auf die gepunktete Linie.
»Willkommen bei der Armee«, sagt der Mann.
DANKSAGUNG
Ich danke
ACIO Tauton für die Beantwortung meiner sehr
merkwürdigen Fragen über das Leben in der Armee
David Welch
Sheila Braine
Anna Solemani und allen anderen des begabten und
wunderbaren Teams von Marion Lloyd Books.
Alle Fehler bezüglich der Armee habe ich zum größten
Teil selbst zu verantworten.
(Ich fürchte, der Terminus »militärische Präzision«
trifft auf diese Seiten nicht zu …)
Help for Heroes ist eine Wohltätigkeitsorganisation
für diejenigen, die in den gegenwärtigen Einsätzen
Großbritanniens verwundet wurden:
www.helpforheroes.org.uk
Informationen zum Buch
Alex ist ein Meisterschütze. Er weiss ganz genau, was der Umgang mit Waffen bedeutet.
Levi würde eigentlich lieber Mädchen
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