Bullet Catcher 1: Alex
nur den Kopf und rollte sich wie ein Embryo zusammen, starrte ins Leere. »Was habe ich mir bloß dabei gedacht, so jemanden zu heiraten, Luce?«
Lucy erinnerte sich noch genau an den verzückten Gesichtsausdruck, mit dem Valerie ihrem Traumprinzen bei der Trauung entgegengeschwebt war. »Du hast gar nichts gedacht. Du hast gefühlt.«
»Ich hatte keine Ahnung, dass er so … von Geldgier getrieben war.«
»Von Furcht«, korrigierte Lucy.
Val schnaubte nicht besonders damenhaft. »Miles hatte vor nichts und niemandem Angst.«
Das stimmt nicht, dachte Lucy, als sie zum Fenster des Gästeschlafzimmers ging und etwas Sonnenschein in Valeries Welt sickern ließ. Der Tod machte alles so … dunkel. »Er hatte Angst davor, wieder arm zu sein. Du wusstest doch von seiner Kindheit. Wir hätten es ahnen können.« Ihr ganzes Leben beruhte auf ihrer Fähigkeit, Menschen zu beurteilen, und doch hatte sie sich in Miles Yoder so geirrt. Die erste Wut war verraucht, aber Schuldgefühle schnürten ihr immer noch die Brust ab.
»Er hat gesagt, er würde so hart arbeiten, damit er alle meine Wünsche erfüllen könnte.« Valerie schüttelte den Kopf. »An dem Tag, als wir uns in Miami getroffen haben, hat er dasselbe wieder gesagt.«
»Dann bist du shoppen gegangen, hast dir deine Wünsche erfüllt, und er hat sich mit dem Hubschrauber davongemacht, um sicherzustellen, dass es auch in Zukunft so bleiben würde.« Oh Gott, warum hatte sie sein Spiel bloß nicht durchschaut.
Solche Fehler konnte sie sich einfach nicht leisten. Ihr letzter Fehler hatte dazu geführt, dass sie alles verloren hatte, was ihr lieb und teuer gewesen war.
Valerie atmete tief aus, ihr Gesicht war voller Schmerz. »Was soll ich nun tun, Luce? Ich habe mich von fast allen Bekannten zurückgezogen. Er mochte niemanden. Nur bei dir war es anders, er hat immer behauptet, er habe dich gern.«
Er hat mich benutzt. »Du tust einfach, was getan werden muss, Val. Das alte Lied, einen Fuß vor den anderen setzen.« Lucy setzte sich auf die Bettkante und strich über Valeries seidenglattes blondes Haar. Trotz aller Sorgen sah Valerie so stark und jung aus wie immer. Sie waren beide noch nicht vierzig, hatten aber jede schon mehr als zwei Leben hinter sich. »Vielleicht kommst du noch einmal auf mein Angebot zurück, bei Bullet Catcher einzusteigen.«
»Kannst du mir tatsächlich verzeihen, dass ich dich dazu überredet habe, für Miles Kimball Parrish hinterherzuschnüffeln? Wenn ich nicht gewesen wäre, hättest du diesen Auftrag doch nie angenommen.«
»Ich werde doch nicht die Verantwortung für meine Kurzsichtigkeit auf dich abwälzen. Bullet Catcher braucht brillante, engagierte Mitarbeiter mehr denn je. Ich weite mein Geschäft auf verdeckte Ermittlungen aus, und du bist einfach genial, wenn es darum geht, sich Zugang zu Informationen zu verschaffen.«
Valerie lächelte traurig. »Aber lausig bei Persönlichkeitsanalysen.«
»Wir machen alle mal Fehler, Süße. Steig bei mir ein, wir werden viel Spaß haben.«
Valerie zog die Decke höher, aber ihr Mund verzog sich zu dem ersten echten Lächeln seit Stunden oder gar Tagen. »Mal sehen. Jetzt geh schon, Luce! In der Bibliothek warten sie auf dich.«
»Sollen sie doch.«
»Du schiebst es auf, das sieht dir gar nicht ähnlich. Geh und sag ihnen, dass du Scheiße gebaut hast! Sie haben ein Recht darauf.«
Sie hatte weit mehr als Scheiße gebaut. Sie hatte ihre Angestellten und andere Menschen in Lebensgefahr gebracht. »Immer musst du recht haben.« Sie beugte sich vor und küsste Valerie auf die Stirn. »Denk über mein Angebot nach! Du bist sehr talentiert, Valerie Yoder.«
»Brooks.«
Lucy lachte leise auf. »Hast ja nicht lange gefackelt.«
»Yoder hat mir nie gefallen.« Valerie schubste Lucy vom Bett. »Stell dich deinen Truppen! Steh zu deinen Fehlern! Sei ihre furchtlose Anführerin.«
Lucy verließ das Zimmer mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen. Furchtlos? Ha!
In der Bibliothek warteten die drei Männer auf ihre jeweils eigene Art und Weise.
Dan strich an den großen Fenstern vorbei, den Blick in die Ferne gerichtet, auf das herbstliche Gold und Dunkelblau im Hudson River Valley.
Max stand regungslos wie eine Statue, die Arme über der Brust gekreuzt, und starrte vor sich hin, sein Gesichtsausdruck gab nichts preis.
Alex lümmelte sich auf einem napoleonischen Sofa und trank Kaffee.
»Vielen Dank, dass ihr so schnell gekommen seid!«, sagte Lucy und ging zum mächtigen
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