Bullet Catcher 1: Alex
einer Telefonzelle. Vielleicht gelingt es mir trotzdem herauszufinden, woher der Anruf kam.«
»Warum hat sie gesagt, es täte ihr leid wegen heute Abend?«, überlegte Alex laut.
Jazz zuckte die Achseln. »Vielleicht hatte sie beim Treffen noch nicht die Informationen, die Jessica brauchte.«
»Vielleicht haben sie sich auch gar nicht getroffen. Vielleicht wurde Jessica aufgehalten…« Er sprach erst weiter, als sie ihn erwartungsvoll ansah. »Vielleicht von diesem Stalker.«
Jazz machte eine Handbewegung, als würde sie Spinnweben fortwischen. »Glauben Sie mir, der Scheiß da würde Jessica nicht dazu bringen, sich zu verstecken. Ich kann einfach nicht glauben, dass der Sender Personenschutz wegen dieses belanglosen Geschreibsels anfordert.«
»Belanglos oder nicht. Ich bleibe, bis wir sie gefunden haben.«
»Schön. Sie wird jede Minute auftauchen oder anrufen. Und bis dahin sollten Sie nicht vergessen, dass ich nicht Ihre Klientin bin. Ich brauche keinen Schutz.«
»Dumm gelaufen. Sie kriegen ihn trotzdem.«
Denise Rutledge legte den Hörer in der Telefonzelle auf und beobachtete den Streifenpolizisten, der im abgeschiedenen Teil des Hialeah Parks patrouillierte, auf der Jagd nach Jugendlichen, die über den Zaun stiegen und nachts im öffentlichen Schwimmbad badeten. Als seine Stirnlampe nicht mehr in ihre Richtung zeigte, drückte sie den Rucksack fest an sich, ging zu ihrem Wagen und warf sich in Gedanken alles Mögliche an den Kopf, weil sie so blöd gewesen war, dieser Fernsehlady zu vertrauen. Und weil sie ihre Nachricht mit einem »Tut mir leid« begonnen hatte.
Warum musste sie immer gleich die Schuld auf sich nehmen? Aus reiner Gewohnheit vermutlich. Dabei traf sie überhaupt keine Schuld. Sie hatte wie verabredet genau gegenüber der Rennbahn Posten bezogen. Hatte sich wie eine Blöde die Beine in den Bauch gestanden. Und Jessica Adams hatte sie versetzt.
Bei den ersten Treffen war die Fernsehlady zuckersüß und scheißfreundlich gewesen, hatte sich mitfühlend die ganze Scheiße angehört. Aber jetzt hatte sie wohl alles von Denise bekommen, was sie brauchte, sonst wäre sie heute Abend bestimmt gekommen.
Das Scheißgelaber, sie würde ihr mit der Kamera folgen, um die Sicht eines »Insiders« aufzunehmen. Also bitte.
Denise stieg in einen alten Plymouth Reliant, steckte sich eine Marlboro zwischen die Lippen und verdeckte das Feuerzeug mit den Händen, um sie anzuzünden. Es war wirklich zu dumm von ihr gewesen zu glauben, die Fernsehlady würde ihr helfen, würde irgendeinem von ihnen helfen.
Öffentlichkeit hilft Ihnen bei Ihrem Fall. Sie haben Rechte.
Was für ein Haufen Scheiße. Die hätte ihr doch alles versprochen, um den Stoff in die Hände zu kriegen, und die dusslige Denise hatte ihr alles gegeben, ohne einen Scheißcent dafür zu kriegen. Nun hatte das Miststück wahrscheinlich alles, um die Hälfte der Einwohner von Cocoplum aufs Kreuz zu legen und noch dazu so was wie den Nachrichten-Oscar einzuheimsen.
Und Denise wurde sitzen gelassen. Die Zicke hatte vielleicht Angst gehabt, sie würde sich Läuse holen, wenn sie jemandem zu nahe kam, der sein Geld wie Denise verdiente.
Sie hätte gleich beim ersten Treffen Asche verlangen sollen, dann hätte es sich wenigstens gelohnt. Ihr Arsch war Geschichte, wenn Howie Carpenter jemals rausbekam, was sie hatte mitgehen lassen. Dabei hatte sie immer verdammt gut aufgepasst, ja nie ein Gesetz zu brechen. Nichts von dem, was sie bislang getan hatte, war illegal gewesen … abgesehen davon, dass sie sich nun an Firmeneigentum vergriffen hatte.
Sie blies den Rauch aus und warf die Kippe aus dem Fenster. Das falsche Miststück hatte Denise’ Hand gehalten und ihr in die Augen gesehen, hatte sich so verhalten, als hätten sie so was wie eine Beziehung. Und Denise hatte ihr wie ein sabbernder Blödian von Grady erzählt und dass sie kein Sorgerecht bekäme, solange sie nicht versichert sei.
Denise warf den Rucksack auf den Rücksitz, wo er eine leere Big-Mac-Schachtel unter sich begrub. Verdammt, sie hätte den Scheiß nicht fressen sollen. Das salzige Zeug würde sich morgen bestimmt bemerkbar machen.
Zu Hause musste sie sich ein Abführmittel und eine Entwässerungstablette reinpfeifen. Sie schüttelte den Kopf. Mein Gott, welchen Scheiß sie mit sich anstellte, nur um gut auszusehen und den Job zu behalten! Aber es war die einzige Möglichkeit, nach Minnesota zurückzukommen, bevor der Junge erwachsen war und seine Mutter ihm am
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