Bullet Catcher 1: Alex
Fernsehen. Und dabei ging es wirklich nur um einen kleinen Marktanteil.« Sie biss in die Tomate und deutete mit der leeren Gabel auf den Teil von Miami, der vor den Fenstern lag. »Ich kann mir nur ausmalen, was hier los ist.«
»Hat Ihre Schwester denn nichts erzählt?«
Jazz zuckte die Achseln. »Sie ist über solche Sachen hinaus. Ist wie der Wind von unten nach oben gesaust. Während der Zeit, als ich von Lubbock – das war wirklich Müll – nach Fresno ging, ließ sie vier Sender hinter sich und saß in Miami auf dem besten Moderatorenposten.«
»Dann muss sie sich auf dem Weg Feinde gemacht haben. Vielleicht ist der Stalker gar kein Fan, sondern ein neidischer Mitarbeiter.«
»Es ist schwer, Jess nicht zu mögen. Glauben Sie mir, ich habe es versucht.«
Diese Ehrlichkeit entlockte ihm ein Lächeln. »Sie sind eineiige Zwillinge, nicht wahr?«
Jazz grinste. »Stimmt. Absolut gleiche DNA . Damit ist der Beweis erbracht, dass Ehrgeiz und Disziplin nicht genetisch bedingt sind.«
Er wusste zwar nicht, wie ehrgeizig sie war, aber solche Fertigkeiten in Selbstverteidigung konnte man nicht ohne Disziplin erreichen. »Warum müssen Sie für sie einspringen? Gehören Recherchen denn nicht zu ihrem Job?«
»Wenn irgendwer beim Sender Wind von der Sache kriegt, könnte sie die Exklusivrechte an der Story verlieren. Aber wenn ich ihren Platz einnehme, bemerkt keiner, dass sie recherchiert.«
»Irgendjemand beim Sender muss doch Bescheid wissen. Vielleicht ihr Vorgesetzter? Der Nachrichtenchef?« Jessica konnte nicht im völligen Vakuum arbeiten. Das ergab keinen Sinn.
»Keine Ahnung«, sagte Jazz. »In ihrer letzten Mail bat sie mich dringend, keinem zu erzählen, wer ich wirklich bin. Was auch immer sie herausgefunden hat, sie ist sicher, dass es ihr landesweite Aufmerksamkeit verschaffen wird, und die möchte sie. Hier bekommt sie nicht viel Unterstützung für diese Art von Recherche. Die wollen, dass sie im Studio sitzt, perfekt aussieht, vorliest, was andere geschrieben haben, und Channel Five ein Gesicht gibt.«
»Hört sich nicht nach einer sehr fordernden Aufgabe an.«
»Ist es auch nicht. Darum will sie ja ins überregionale Fernsehen.« Jazz verdrehte die Augen. »Da wir gerade beim Thema fordernde Aufgaben sind, hoffentlich gehört das morgige Interview nicht dazu.«
»Sie werden nach fünf Minuten auffliegen«, prophezeite er.
»Vielen Dank für Ihr Vertrauen, Romero!«
Alex legte die Gabel zur Seite und kippte mit einem lang gezogenen Seufzer den Stuhl nach hinten. Er hatte keine Ahnung, wo seine Klientin war, und am Ende musste er sogar noch die falsche Schwester beschützen. Wie zum Teufel sollte er das Lucy beibringen? »Die ganze Sache ist irgendwie kindisch, wenn Sie mich fragen.«
Ein silberner Blitz streifte ihn. »Ich frage Sie aber nicht.«
»Sie glauben also nicht, dass irgendjemand der Mitarbeiter darauf kommt, dass Sie nicht Jessica sind? Ich habe auch nicht besonders lange gebraucht.«
»Sie haben mich auf dem falschen Fuß erwischt.«
Er ließ den Stuhl wieder nach vorne kippen. »Genau das wollte ich auch.«
Sie stützte ihre Ellbogen auf dem Tisch ab und sah zu, wie er sich ein weiteres Stück Steak abschnitt. »Gehe ich recht in der Annahme, dass ich Sie auch morgen nicht loswerde?«
So etwas hörte er nicht oft von einer schönen Frau. »Warum sollten Sie mich loswerden wollen? Jessicas Chef hat einen Bodyguard für sie angeheuert. Wenn sie bei der Arbeit aufkreuzt, ohne einen im Schlepptau zu haben, wird Parrish vermuten, dass was im Busch ist. Sie sollten ein wenig vorausdenken, wenn Sie Ihr Geheimnis so unbedingt bewahren wollen.« Absichtlich senkte er den Blick auf das einladende Dekolleté. »Und Sie sollten die Garderobe wechseln.«
Sie zuckte nicht zurück und wurde auch nicht rot. »Heißt das etwa, Sie machen mit?«
Er wischte sich den Mund ab und überdachte die Konsequenzen. Wenn er Lucy mitteilte, dass er nicht die richtige Klientin vorgefunden hatte, zog ihn Parrish vielleicht ab. Da seine Stelle bei Bullet Catcher im Augenblick auf Messers Schneide stand, wollte er nicht unnötig Staub aufwirbeln. »Fürs Erste ja. Mein Auftrag ist es, Jessica Adams zu schützen. Doch dafür muss ich sie finden. In ihrem Büro gibt es vielleicht Hinweise, wo sie sich aufhält.«
»Ich glaube nicht, dass es für einen Bodyguard angemessen ist, ihren Schreibtisch und Computer zu durchwühlen.«
»Sicher nicht, aber Sie können das ohne Weiteres.« Er sah auf das
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