Bullet Catcher 1: Alex
mottest das Teil für immer ein.«
Das war der Mann, mit dem sie gestern telefoniert hatte, sie hatte die Stimme sofort erkannt. »Macht mir immer wieder Spaß, dich in Erstaunen zu versetzen«, sagte sie und setzte ihr bestes Jessica-Lächeln auf.
Sein Blick glitt zu dem Mann an ihrer rechten Seite, und er hob fragend die Augenbrauen. »Und Sie sind …?«
»Das ist Alex Romero.« Sie gab sich Mühe, ihre Stimme etwas tiefer und sanfter klingen zu lassen, wie Jessica es bei einem sündhaft teuren Sprachlehrer gelernt hatte. Sie hatte ihre Erfahrungen kostenlos weitergegeben.
»Gehören Sie zur Presseabteilung des Bürgermeisters?«
Ja, genau. Als würde Alex wie ein Fuzzi aus dem Rathaus aussehen. »Ganz oben ist man offenbar der Meinung, ich bräuchte einen Bodyguard«, erklärte Jazz.
Die Augenbrauen gingen ein weiteres Mal erstaunt nach oben. Beide Männer reichten sich die Hände und stellten sich vor. Ihre Vermutung wurde bestätigt, vor ihnen saß Oliver Jergen.
Er zeigte in den zweiten Stock, auf die Eingangstür zu einem weiteren Bürotrakt. »Zufällig ist der mächtige Mann heute früh vor Ort, um deinen landesweiten Auftritt mitzuerleben. Mr Parrish war so begeistert, dass du dieses Interview ergattert hast, da wollte er dir seine moralische Unterstützung nicht versagen.«
Das hatte ihr gerade noch gefehlt – der neue Boss des Senders wollte sich ihren Auftritt ansehen. »Dann muss ich heute wohl perfekt sein.«
Ollie verdrehte die Augen. »Offensichtlich gehen ihm die Ausreden nie aus, um seinen Aufenthalt in Miami zu verlängern. Wird er in New York nicht gebraucht?«
Jazz zuckte die Achseln, das war hoffentlich eine rhetorische Frage. »Ich werde lieber noch mal die Fragen durchgehen.«
»Yvonne wird um halb sieben hier sein, um dich zurechtzumachen«, sagte Ollie und maß sie mit einem Blick, den man entweder als neckend oder beleidigend interpretieren konnte, je nachdem, was für eine Beziehung sie hatten. »Du könntest ein bisschen was von ihrem Zauber-Concealer brauchen.«
Unbewusst fuhr sie mit der Hand an ihre Augen. Nach kalifornischer Zeit war es jetzt drei Uhr morgens, und sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich zu schminken, denn sie würde sowieso ein professionelles Make-up bekommen.
»Danke für den Hinweis«, sagte sie in dem leicht sarkastischen Tonfall, den sie schon tausendmal von ihrer Schwester gehört hatte, und ging in ihr Büro. Natürlich klebte ihr Schatten weiterhin an ihren Fersen.
»Sie können draußen warten«, sagte sie an der Tür. »Hier kann ich nicht entkommen.«
Alex schüttelte den Kopf und hielt ihr die Glastür auf. »Sie müssen den Computer Ihrer Schwester durchgehen und mir sagen, was Sie gefunden haben.«
»Aber zuerst muss ich den Bürgermeister von Miami für eine landesweite Übertragung interviewen«, antwortete sie leise, als sie eintraten. »Halten Sie ein bisschen Abstand, bitte!«
»Nervös?«, fragte er und schloss die Tür.
»Nur den Kopf voll, da brauche ich nicht auch noch ständig Ihren Atem in meinem Nacken spüren.« Wie heute Morgen in meinem Bett.
Er nahm sich einen Stuhl und drehte ihn so, dass er die Nachrichtenredaktion im Auge behalten konnte. »Fahren Sie so schnell wie möglich den Computer hoch«, sagte er. »Suchen Sie nach einem Kalender und dem Adressbuch, und drucken Sie mir die Seiten aus.«
Sie drückte den Einschaltknopf, und der Computer sprang summend an. Der Schreibtisch ihrer Schwester war genauso aufgeräumt wie ihre Wohnung. Eine ordentliche Aktenablage auf der einen Seite, ein antiker Glasbehälter mit Stiften, ein auf einer leeren Seite aufgeschlagenes Notizbuch, Heftklammern, Tesafilm, ein paar Visitenkarten, ungeöffnete Post und zwei gerahmte Fotos.
Alex sah sich die Visitenkarten an, und Jazz schaute auf die Bilder.
Das eine zeigte ihre Eltern an ihrem fünfundzwanzigsten Hochzeitstag auf Hawaii. Auch sie besaß dieses Foto, irgendwo jedenfalls. Ihr Herz zog sich ein wenig zusammen. Jessica war so gut darin, mit ihnen Kontakt zu halten, schickte kleine Päckchen mit Geschenken und hielt ihren Vater per E-Mail auf dem Laufenden, seit er die Universität verlassen hatte. Jazz hatte ihre Eltern zuletzt vor vier Jahren in Chicago besucht.
Auf dem anderen Foto sah man Jessica und Jasmine, die ihre Abschlusszeugnisse der Northwestern Medill School of Journalism schwenkten.
Jazz schnappte nach Luft und griff nach dem Foto. Wer von den Leuten hier wusste, dass Jessica eine eineiige
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