Bullet Catcher 3: Johnny
abgelenkt zu werden. Sie nickte, spielte mit ihrem Haar, dehnte ihre Beine und ließ sich auf dem Rasen nieder. Einmal lachte sie sogar. Jede ihrer Gesten weckte in ihm ein kleines Stückchen Hoffnung.
Aber meistens hörte sie nur zu … während Lucy redete. Das Gespräch dauerte nun schon so lange, dass er sich des Erfolgs seiner gewagten Idee, die Lucy gern aufgegriffen hatte, fast schon zu sicher war.
Irgendwann klappte Sage ihr Handy zu. Er verließ seinen Beobachtungsposten und strebte auf die Bank zu, wo sie sich sonst auch immer nach dem Joggen trafen. Ein paar Minuten später trabte sie schon auf ihn zu, mit strahlendem Lächeln, ebenso schlank und anmutig wie beim ersten Mal, als sie mitten in der Nacht direkt in die Gefahr gelaufen war.
Seit all diese Dinge hinter ihnen lagen, fanden sie beieinander Trost, Anerkennung und Liebe. Doch die Atempause war von begrenzter Dauer. Er musste irgendwann wieder arbeiten, und dann …
Und da war er auf die Idee gekommen.
»He, schöner Mann « , rief sie ihm entgegen und ließ sich aufatmend auf die Bank sinken. Sie zog ihm einen Ohrstöpsel heraus und küsste ihn auf die Wange. »Was hörst du ?«
»Zweimal darfst du raten .«
Sie verdrehte die Augen. »Wir müssen dir mal was richtig Angesagtes auf die Ohren geben, Süßer .«
Warum sagte sie denn nichts über den Anruf? Er hob ihren Pferdeschwanz und blies ihr sanft in den Nacken. »Du schwitzt .«
Sie zwinkerte. »So magst du mich doch am liebsten .«
»Ich mag dich immer und in jedem Zustand, das weißt du doch .« Er legte einen Arm um sie und widerstand dem Drang, ihr Telefon zu nehmen und zu schauen, ob wirklich Lucy angerufen hatte. »Wie war’s beim Rennen ?«
»Okay. Ich wurde unterbrochen .« Sie fächelte sich mit beiden Händen Luft zu und lehnte sich auf der Bank zurück. »Aber jetzt habe ich Kohldampf. Was kochst du heute Abend für mich ?«
»Was ich koche ?« Er konnte seine Verblüffung nicht verbergen. Gerade hatte ihr Lucy am Telefon ein Angebot gemacht, das sie unmöglich ablehnen konnte, und sie dachte ans Essen?
»Ja, ich meine den Gang zwischen dem Limoncello am Nachmittag und den Cannolis um Mitternacht. Du kochst, ich esse .«
Er lachte. »Du denkst immer nur ans Essen, Sage .«
»Und an den Sex, der danach kommt .« Sie stupste ihn an.
Und wann würde sie ihm erzählen, dass Lucy angerufen hatte? »Was ist mit der Zukunft? Deiner Arbeit? Dem Leben? Denkst du darüber auch gelegentlich nach ?«
Ihr Mund streckte sich ganz langsam zu einem Lächeln, doch ihr Blick blieb an einem vorbeiziehenden Schwanenboot hängen. »Aber sicher. Immer, wenn wir nicht essen oder uns lieben. Viel Zeit bleibt da nicht, wie du gewiss bemerkt hast .«
»Ja .« Sie fand die Idee schrecklich. Das musste es sein. Sie hielt Lucy immer noch für den schwarzen Todesengel und das mit Johnny für eine kurzlebige Affäre. »Wenn du rennst, denkst du dann an die Zukunft ?«
»Manchmal .« Sie streckte und flexte die Füße. »Heute schon .«
Endlich. »Und was denkst du darüber ?«
Ein Schwanenboot glitt vorbei, dann kamen zwei Rollerblader. Zäh verstrichen die Minuten.
»Ich denke « , sagte sie langsam, »dass die Zukunft … « Jede Unterbrechung machte ihn umso nervöser. »… rosig aussieht .«
»Sage, jetzt sag schon !« Er stöhnte gereizt auf. »Hat sie angerufen oder nicht? Nimmst du den Job in New York an oder nicht? Ziehst du mit mir nach Upstate New York oder nicht? Willst du – « Er unterbrach sich und nahm ihre Hände. »Ich muss es wissen, principessa .«
Sie verwob ihre Finger mit seinen und hob seine Hände an ihren Mund. »Ja .« Sie küsste die Knöchel seiner rechten Hand. »Ja .« Dann die der linken. »Ja .« Sie öffnete seine Hände und küsste die Innenflächen. »Was war noch die letzte Frage? Ob ich will, dass du mein Freund bist, wenn ich als Lucys Assistentin arbeite ?«
Er lächelte, und die Sonne wärmte ihn ebenso wie die Liebe in seinem Herzen. »Nein, das war nicht die Frage. Du willst es also machen? Du wirst den Job bei Bullet Catcher annehmen ?«
Sie sah ihn mit einem zugekniffenen Auge an. »Glaubst du, ich kann das ?«
»Aus tiefstem Herzen .« Er klopfte sich auf die Brust, was ihm ein Lächeln und einen Kuss einbrachte.
»Danke für die Empfehlung. Wenn ich das richtig verstehe, lebst du dort, wenn du nicht gerade mit einem Auftrag unterwegs bist .«
»Meist im Hotel, aber ich habe da ein Auge auf ein Haus am Fluss geworfen. Es hat eine große
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