Bullet Catcher 3: Johnny
hörte, ließ sie das Bild wieder in den Karton fallen und schaute auf, um dem kühlen Blick ihrer Nichte zu begegnen.
»Das stammt aus Disney World « , sagte Sage mit Blick auf den Karton.
»Ich weiß noch, wie ihr hingefahren seid « , erinnerte sich Lucy. »Deine Mutter hatte grundsätzlich etwas gegen Disney, gab aber dann nach, weil du unbedingt in diese Geisterbahn wolltest .«
»Die ich dann ganz schrecklich fand. Lauter Sachen, die aus dem Dunkeln hüpften und mich zu Tode erschreckten .«
Lucy verschränkte die Arme und verlagerte ihr Gewicht von einem Stilettoabsatz auf den anderen. »Du fragst dich wahrscheinlich, warum ich hier bin .«
»Johnny sagte, du willst mit mir über Dr. Garron reden .«
Unter anderem. »Ja. Hier .« Sie reichte Sage den harmloseren der beiden braunen Umschläge. »Ich konnte so gut wie alle Eizellen ausfindig machen, die den Tänzerinnen entnommen wurden, und sie zerstören, ebenso wie bei einem Ring von Studentinnen, denen es ähnlich ergangen ist. Ein paar waren bereits befruchtet worden, aus einem ist ein Kind entstanden. Ich überlasse es dir, ob du das der biologischen Mutter mitteilen willst .«
Sage nahm den Umschlag. »Danke « , sagte sie, und es klang, als meinte sie es ernst. »Ich werde mit den Tänzerinnen reden .«
»Bist du mit deiner Titelstory fertig ?«
»Ich habe noch ein Interview mit dem Bezirksstaatsanwalt vor mir, nachdem Glenda aus dem Krankenhaus entlassen ist und beide Hewitts in Untersuchungshaft sitzen. Ich habe mit den Ärzten über ihre Tochter gesprochen. Sie lebt, ist aber sehr schwer krank .« Sie drehte den Umschlag in der Hand und sah Lucy erwartungsvoll an. »War es das ?«
Nein. Das war es noch nicht. Der Drang, Sage in die Arme zu schließen, schnürte ihr beinahe die Luft ab. Sie hatte das Schlimmste erlebt, was einer Mutter widerfahren kann, und nichts würde ihr dieses Kind je wieder zurückbringen. Doch jetzt stand diese Frau vor ihr, ihre Nichte, keinen Meter entfernt … und doch trennten sie Welten.
Lucy atmete tief durch. An den Klippen von Marblehead Neck hatte sie eine Entscheidung getroffen. Und wenn Lucy Sharpe einmal etwas beschlossen hatte, stellte sie es nicht mehr infrage. »Was den Besuch in Disney World angeht … «
Sage sah überrascht aus. »Was ist damit ?«
»Vielleicht erinnerst du dich, dass dein Vater nicht dabei war .«
Sage nickte. »Er musste arbeiten. Ein Fall von ihm wurde vor Gericht verhandelt .«
Lucy schluckte. »So war es nicht .« Der Umschlag wog schwer, so schwer, wie es ihr fiel, Sage zu sagen, was sie sich vorgenommen hatte. Sie drehte ihn ganz langsam um und zeigte Sage das Siegel der CIA und den Streng-vertraulich-Stempel. »Und er hat auch nicht als Anwalt für einen Hersteller von Konsumgütern gearbeitet .«
SiehieltSagedenUmschlagentgegen.»DeinVaterwarbeider CIA ,Sage.ErwarGeheimagentinleitenderPosition.UnderwarmeinChef.MeineSchwesterhatihnübermichkennengelernt,undichwarüberglücklich,alsdiebeidengeheiratethaben .«
Sage sah von Wort zu Wort verwirrter aus.
»EswardeinVater,derherausfand,dassLydiaüberdie CIA schreibenwollteunddassdieGeschichteäußerstunangenehmwerdenkönnte.Undzwarnicht,wasirgendeineGeheimoperationanging,sonderndasöffentlicheAnsehender CIA .DiegefährdetenLeute,umdieesdamalsging,warennichteinfachamerikanischeBürger,dieinÜberseelebten.DaswarenAgenten.Hochkarätige Geheimdienstler, deren Arbeit auf dem Spiel stand .«
»Was auch immer in Gefahr war, du hast die Story zunichtegemacht, Lucy .« Mit zitternden Händen griff sie nach dem Umschlag. »Und damit trägst du die Schuld am Tod meiner Mutter .«
»Ich konnte verhindern, dass die Geschichte gedruckt wurde « , räumte Lucy ein. »Es war einer meiner ersten Aufträge beim Dienst .«
»Und ganz nebenbei hast du den Ruf meiner Mutter als Journalistin ruiniert .«
Lucy schloss die Augen. Warum musste das nur sein? »Es war damals eine andere Welt. Und eine andere Organisation. Die Dinge veränderten sich schneller, als so mancher Geheimdienstler es wahrhaben wollte. Es gab welche, die andere manipulierten, um Macht und Kontrolle zu behalten .«
»Da hast du ja bestens reingepasst .«
Lucy überhörte die Spitze. »Es gab welche « , fuhr sie fort, »die fanden, dass ein Top-Spion, der mit einer investigativen Journalistin verheiratet ist, nicht besonders gut zur CIA passt .«
Sage hörte nur zu, doch allmählich wich ihr die Farbe aus dem Gesicht.
»Diese Leute sind nicht mehr da« , versicherte
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