Bullet Catcher 3: Johnny
sagte, für ihn war die Sache vollkommen klar. Einschließlich der Tatsache, dass der Arzt sofort sämtliche Termine abgesagt hatte, um mit Sage im Ritz-Carlton in Back Bay essen zu gehen. Johnny würde auf diese Weise ganz nebenbei zu einem Vorstellungsgespräch mit Hendrick Kane kommen, dem Chefkoch des Ritz Carlton Café.
Eigentlich wollte er Sage nicht für eine Sekunde aus den Augen lassen – schon gar nicht, wenn der Kunde höchstpersönlich dabei war und mitbekam, dass der Bullet Catcher nicht tat, wofür er bezahlt wurde. Aber da Garron selbst das Gespräch in der Küche vermittelt hatte, nahm er an, dass der Mann mit Sage allein sein wollte.
»Ich werde allein auf ihn warten « , sagte Sage, als sie im Restaurant ankamen. »Du willst bestimmt nicht zu spät kommen. Geh bitte !«
»Okay « , stimmte er zu. »Und was ist, wenn ich die Stelle bekomme ?«
Sie hob den Arm und tippte ihm mit der Fingerspitze auf den Mund. »Dann darfst du mein Freund sein .«
Er schloss die Hand über ihrem Finger und küsste ihn. »Na, wenn das kein Anreiz ist !« Nicht, dass er den Job wirklich bekommen würde oder ihn haben wollte, aber er spielte bei Garrons Komödie mit.
In der Hotellobby blieb er kurz stehen, um Lucy anzurufen. Er wusste noch nicht recht, wie er Sage beibringen sollte, woher er die Information hatte. Sie musste denken, er wäre Superman.
»Ich muss wissen, ob Keisha Kingston eine Abtreibung hatte « , bat er Lucy, nachdem sie sich begrüßt hatten.
»Das finden wir heraus « , versicherte sie ihm. Lucy Sharpes Netzwerk war legendär und einer der Gründe dafür, dass Bullet Catcher in der Branche führend war. »Sonst noch was ?«
»Was ganz Einfaches. Ashley McCaffertys Adresse .«
»Moment, ich reiche dich an Nancy weiter .«
Er setzte sich in einen Ohrensessel, von dem aus er den Haupteingang sehen konnte. Das Warten machte ihm nichts aus. Umso länger konnte er sein »Vorstellungsgespräch « mit Hendrick Kane hinausschieben.
In dem Moment, als sich Lucys Assistentin in der Leitung meldete, fuhr draußen ein roter Mercedes vor, und Garron stieg aus, ein Handy am Ohr. Johnny sank tiefer in den Sessel, um seinen Blicken zu entgehen. Er mochte nicht mit dem Mann reden, den er für Sages heimlichen Beschützer hielt.
»Ashley McCafferty wohnt in der Beacon Street in Brookline « , sagte Nancy.
»Bleib einen Moment dran « , bat Johnny, drehte sein Gesicht weg und hielt sich das Telefon vors Gesicht, während er Garrons Gespräch am Handy verfolgte.
»Tut mir leid, Schatz « , sagte der Doktor mit gedämpfter Stimme. »Ich wollte dich wirklich sehen, aber der Termin kam mir ganz unerwartet dazwischen, und ich wollte mich schon lange mit dieser Pharmareferentin treffen .«
Schatz? Pharmareferentin?
»Eines noch « , setzte Johnny hinzu, nachdem der Doktor außer Hörweite war. »Kannst du für mich den Familienstand folgender Person überprüfen: Dr. Alonzo Garron, Boston, ehemaliger Leiter der Geburtshilfeklinik des Massachusetts General Hospital ?«
»Klar.McCaffertywohntin1876BeaconStreet,WohnungNummerfünfhundertzwanzig.EinenAugenblick,dannkommtdieInfoüberGarron .« ImHintergrundertöntedasKlappernvonKeyboard-Tasten,währendNancydieunvergleichlicheBullet-Catcher-Datenbankdurchsuchte.
Ob Lucy einen Mann dabei unterstützen würde, der einer Frau nachstellte, der sie rumkriegen wollte, obwohl er am Ende sogar –
»Verheiratet « , sagte Nancy. »In zweiter Ehe, mit Alicia Garron, fünfunddreißig. Keine Kinder. Sonst noch was ?«
»Das war’s schon. Danke, mein Herz .«
Er konnte Sage sagen, wo Ashley wohnte, er konnte ihr wahrscheinlich sogar sagen, ob ihre Mitbewohnerin abgetrieben hatte oder nicht, bestimmt fand er sogar eine clevere Erklärung dafür, woher er das alles wusste. Aber mit Sicherheit würde er ihr nicht verraten, dass ihr Freund Alonzo verheiratet war und ihr an die Wäsche wollte. Dann würde sie ihm nämlich wieder nur vorwerfen, er wäre eifersüchtig.
Und verdammter Mist: Das war er auch!
»Suchen Sie da draußen was Bestimmtes ?«
Sage wandte sich von dem weiten Ausblick über die Newberry Street ab und blickte in die strahlenden Augen Alonzo Garrons, der sich über den Tisch beugte.
»Ich beobachte nur ein bisschen die Leute « , sagte sie, erwiderte sein Lächeln und stand auf, um sich von ihm nach französischem Vorbild zur Begrüßung auf die Wangen küssen zu lassen. »Nichts ist wie der Frühling in Back Bay .«
Er wartete, bis sie wieder saß, ehe
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