Bullet Catcher 3: Johnny
er seinen Stuhl zurückzog und einen flüchtigen Blick durch das gebogene Fenster des Restaurants warf. »Es ist immer noch kalt. Wir werden wie jedes Jahr unseren einen Frühlingstag irgendwann gegen Ende des Monats haben, und dann ist es wieder bis September stickig und heiß. Ich verbringe den Sommer am liebsten in unserem Haus in Marblehead Neck .«
»Direkt am Wasser ?«
»Genau. Sie müssen mal mitkommen. Es ist traumhaft .«
»Gern .« Sie war nicht hier, um Freizeitpläne zu schmieden, aber ein bisschen Small Talk ließ sich nicht vermeiden. »Wie läuft die Praxis ?«
Er nickte und schlug seine Serviette aus, sodass sie im eleganten Segelflug auf seinem Schoß landete. »Ich bin im Nirwana angekommen, meine Liebe .«
»Hatten Sie nicht schon früher mal eine eigene Praxis, bevor Sie die Abteilung im Krankenhaus übernommen haben ?«
Er winkte ab. »Ich habe Babys zur Welt gebracht, Pap-Tests gemacht, Eileiter abgeklemmt und die Pille verschrieben .«
Sie lachte leicht. »Und jetzt, keine Babys, keine Pap-Tests, keine Pille, keine Eileiter mehr ?«
»Eileiter schon « , gab er zu. »Nur andersherum .«
Der Kellner brachte zwei Speisekarten. Sage schlug ihre auf. »Kinderwunschbehandlung ?« , mutmaßte sie.
Er hob seine silbern gesprenkelten Brauen und legte seine Schädeldecke in Falten, wie es nur ein attraktiver Kahlkopf zustande brachte. »Ich sage es, wie es ist: Mit reichen Frauen jenseits der vierzig, die nicht rechtzeitig ans Kinderkriegen gedacht haben, lässt sich ein Haufen Geld verdienen .«
Sie nickte, von einem Anflug von schlechtem Gewissen geplagt. Er machte Träume wahr für Frauen, die sich sehnlichst ein Kind wünschten, und sie wollte etwas von ihm, das seinem Berufsethos widersprach – widersprechen musste .
»Aber Ihnen geht es doch nicht ums Geld « , sagte sie, um das unangenehme Thema noch ein wenig hinauszuzögern. Die Bemerkung schien ihm zu schmeicheln.
»Es macht mir immer wieder sehr viel Freude, den Frauen die frohe Botschaft zu überbringen .« Er streckte die Hände über den Tisch und legte sie auf ihre. »Und wie sieht es bei Ihnen mit der Familienplanung aus ?«
Sie tat, als hätte sie sich verschluckt, und er griff lachend zu seinem kobaltblauen Wasserglas.
»Ich rufe Sie an, wenn ich so weit bin. Aber richten Sie sich darauf ein, dass das noch eine Weile dauern kann .«
»Und was ist mit dem hübschen jungen Mann? Dem Koch ?«
»Wir sind nur Freunde .«
Diesmal war sein Lachen trocken, nicht herzlich. »Wenn Sie das wirklich glauben, müssen Sie blind sein. Oder mich für blind halten .«
»Nein, im Ernst « , beharrte sie. »Wir haben uns gerade erst kennengelernt .«
»Trotzdem hat er mich gemustert, als wäre ich ein Rivale .«
Sage lächelte. »Er hat einen ausgeprägten Beschützerinstinkt .«
»Das sollte er auch haben. Sie sind eine bildschöne, kluge, talentierte Frau, die einem Mann viel zu bieten hat. Er sollte Sie beschützen, halten und … ernähren können .«
Ihre Wangen röteten sich leicht. Bestimmt hielt er das für eine Reaktion auf das Kompliment, und das war auch gut so. In Wahrheit wurde Sage ganz heiß bei dem Gedanken, dass Johnny durchaus eine Arbeit hatte – als Erfüller schlüpfriger Frauenfantasien. »Danke, Dr. Garron! Für Ihre freundlichen Worte und dafür, dass Sie das Vorstellungsgespräch ermöglicht haben .«
»Bitte, Sage, nennen Sie mich Alonzo !« Er schlug seine Speisekarte auf und zog eine schlanke Lesebrille aus der Tasche. »Lassen Sie mich für Sie bestellen. Ich kenne den Koch persönlich .« Er zwinkerte ihr zu und setzte seine Brille wieder auf. »Und wenn heute in der Küche alles glattgeht, kennen Sie ihn auch bald .«
Nachdem er bestellt hatte und der Kellner mit den Speisekarten weg war, beugte er sich vor und senkte die Stimme. »Wenn Sie an einem Italiener nicht interessiert sind – wie wär’s dann mit einem Latin Lover ?«
Meinte er das ernst? Sie lachte überrascht auf. »Ist das ein Flirtversuch ?«
Ohne die Augen von ihr zu nehmen, fischte er ein Stück Brot aus dem Korb. »Von dem Moment an, in dem ich Sie zum ersten Mal sah, Sage, da wusste ich, dass Sie die Frau sind, die ich immer wollte – «
Ihre Kinnlade fiel herunter, doch er fuhr lachend fort: »Als Tochter wollte. Der Typ Frau, den ich gern als Tochter gehabt hätte .«
»Oh .« Ihr war nicht klar, wohin dieses Gespräch führen sollte, beschloss aber, ihn erst einmal gewähren zu lassen. »Danke schön .« Sie nahm einen
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