Bullet Catcher - Ben
meine Sache.«
Er ließ den Daumen kreisen, die Berührung war irgendwie gleichzeitig tröstend und sinnlich. »Lassen Sie es mich zu meiner Sache machen. Auf diese Weise kann ich Sie daran erinnern, falls Sie beschließen zu kneifen oder auszuflippen.«
»Ich werde weder das eine noch das andere tun«, versicherte sie ihm. »Aber wenn Ihnen das wichtig ist: Ich will das Geld, um meine Urgroßmutter nach Paris zu bringen.«
Auf seinem Gesicht zeigte sich ein Lächeln absoluter Überraschung. Oder Freude. Oder beides. »Wirklich?«
»Wirklich.«
Eine Weile schaute er sie nur an, dann strich er mit den Knöcheln über ihre Wange und verursachte ein Kribbeln von dort bis in ihre Zehen.
»Ist das so schwer zu glauben?«, fragte sie.
»Was schwer zu glauben ist …« Er strich mit einer Fingerspitze über ihre Unterlippe. »Ich wusste gar nicht, dass es heute noch Mädchen wie Sie gibt.«
Sie lächelte nur. »Gibt es auch nicht.«
»Ein Jammer.« Er legte ihr den Arm um die Schulter. Während sie durch das leere Parkhaus gingen und Granny Belles uralte Pumps den gleichen Rhythmus schlugen wie Callies Herz, begann Ben ganz leise zu pfeifen.
La Vie en Rose.
Genau in diesem Moment hätte sie für eine irrsinnig frohe Sekunde schwören können, ihre Urgroßmutter zu hören, wie sie vor purem Entzücken quiekte. Er pfiff weiter, bis sie an das obere Ende einer ewig langen Rolltreppe kamen. Mindestens tausend Menschen schlenderten durch die Hotellobby, und Callie blieb wie angewurzelt stehen.
»Oh Gott.« Sie griff mit einem leisen Ausruf nach dem Handlauf. »Ich wusste nicht, dass so viele Leute …«
»Entschuldigung!« Eine Männerstimme durchschnitt ihre Gedanken. »Warten Sie, Youngblood!«
Bens Hand verschwand sofort von ihrem Rücken, aber ihre Füße waren bereits auf der obersten Rolltreppenstufe, und die bewegte sich schnell. Sie drehte sich genau in dem Moment um, als zwei Männer ihn von ihr wegzogen.
»Ben!«
Er fing ihren Blick auf, gerade als einer der Männer ihn weiter wegzerrte. »Hiergeblieben, Kumpel. Sie sind nicht autorisiert, an dieser Veranstaltung teilzunehmen.«
»Ich bin mit einer Klientin hier …« Seine Worte verwehten, während die Rolltreppe Callie in die Menge hinunterbrachte, aber sein Blick wich nicht von ihrem Gesicht.
Sie wusste, dass er die Panik, die Furcht und die Verwirrung in ihren Augen sehen musste, aber er nickte nur einmal und erinnerte sie so daran, dass sie versprochen hatte nicht zu kneifen oder auszuflippen.
Ein Jammer, denn beide Möglichkeiten schienen ihr in diesem Augenblick wirklich sehr reizvoll.
Kapitel 3
In einem riesigen, schwach beleuchteten Ballsaal sah Callie Hunderte von Tischen und Menschen, als sei die ganze Bevölkerung eines kleinen Landes anwesend. Sie liefen umher, saßen auf Stühlen, lachten, redeten und standen im Allgemeinen nicht lange genug still, um sie in Ruhe mustern zu können. Es würde schwierig werden. Wenn nicht unmöglich …
Und dann sah sie den Tischschmuck.
Heiliger Strohsack! Jedes einzelne Blumenarrangement wurde von einer BlackCherry-Rose gekrönt. Einer ihrer BlackCherry-Rosen.
Die Versuchung abzuhauen löste sich in Luft auf. Diese schleimige, hinterhältige, nichtsnutzige Diebin hatte ihr Blumen im Wert von dreitausend Dollar gestohlen und sie als Tischschmuck benutzt?
Einen Moment stand Callie bewegungslos da, starr vor Zorn, aber dann betrat hinter ihr eine Menschentraube den Saal und schob sie ebenso mühelos weiter, wie die Rolltreppe es getan hatte, trug sie tiefer in den Raum hinein.
Am nächsten Tisch konnte sie nicht umhin, die Art zu bewundern, wie die Rosen einem schwarzen Flor gleich auf einer Kugel von weißen Hortensien, Orchideen und Gerberas thronten, jedes Arrangement ein Kunstwerk. Der Schmuck des ganzen Raumes war in Schwarz-Weiß gehalten, und der Tischschmuck gab dem Ganzen einen verblüffenden Akzent und Kontrapunkt.
Der Tischschmuck, der ihr eine Menge Geld hätte eintragen sollen, verdammt noch mal.
War es möglich, dass Ben Youngblood vollkommen auf der falschen Spur war? Oder zumindest falsch lag, was das Motiv betraf? Vielleicht war die Diebin die Frau, die, scheinbar um nach dem Weg zu fragen, in ihre Gärtnerei gekommen war, obwohl sie in Wirklichkeit nach einer Quelle für Black Cherries gesucht hatte. Und zwar nicht weil die Blumen giftig waren und sie jemanden damit töten wollte, sondern weil sie sie von einer dämlichen Gärtnerin stehlen und drei Riesen sparen konnte. Nicht
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