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Burgfrieden

Burgfrieden

Titel: Burgfrieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Neureiter
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Xenia Schmied-Schmiedhausen, die ob dieser nach ihrem Dafürhalten groben Verletzung der politischen Korrektheit verächtlich die Mundwinkel nach unten zog. Wie kam sie als Dozentin dazu, sich von diesem Möchtegern-Walther als »liebreizende Dame« bezeichnen zu lassen. Mit hochgezogenen Augenbrauen wandte sie sich dem neben ihr stehenden Arthur Kammelbach zu. In dem Moment wurde auch dieser wieder Herr seines Bewegungsapparates. Mit weit ausholender Geste ging er ostentativ applaudierend auf den Redner zu.
    »Lieber Freund, du hast uns einen höchst originellen Empfang bereitet. Kolleginnen und Kollegen«, Arthur wandte sich ermunternd an seine immer noch ein wenig traumatisiert wirkende Schar, »ich bitte um einen Applaus für Burgdirektor Blasius Botsch und seine Dame, Frau Minne, wie ich annehme.«
    Wie zur Bekräftigung begann er neuerlich zu klatschen. Jenny war die Erste, die in den Beifall einstimmte. Bald darauf taten es ihr Lenz Hofer und Tina Ebner gleich, Mordred Leitner und Lukas Gruber folgten nach einigem Zögern deren Beispiel. Einzig Xenia Schmied-Schmiedhausen konnte sich nicht dazu überwinden. Stattdessen öffnete sie ihre Umhängetasche aus grobem, recycelbarem Stoff und entnahm ihr einen Notizblock und einen Stift, wie um daran zu erinnern, dass sie nicht um des – in ihren Augen ohnehin zweifelhaften – Vergnügens, sondern um des Arbeitens willen hierhergekommen waren.
    Nun ergriff Blasius wieder das Wort.
    »Hochwerte Gäste, ich bitte Euch nun, uns in die Burg zu folgen, wo Speis und Trank nach echter Ritterart unserer harren. Zuvor aber erlaubt mir und meiner hochgeschätzten Mitarbeiterin Francesca Rossi« – hier machte er eine Verneigung in die Richtung seiner Dame, die diese mit einem huldvollen Nicken quittierte – »Euch eine Führung durch die Räumlichkeiten unseres weithin gerühmten Kleinodes angedeihen zu lassen.«
     
    Die Gruppe setzte sich in Bewegung, als plötzlich eine hohe, leicht singende Stimme die einsetzenden Geräusche durchschnitt.
    »Herr Direktor, ich bin sicher, wir alle wissen Ihre Bemühungen zu schätzen. Doch ich darf Sie darauf aufmerksam machen, dass wir zu Prüf- und Studienzwecken hierhergekommen sind. Ein großes Pensum liegt vor uns. Ich muss Sie daher auffordern, die Zeit nicht zu vertändeln, sondern uns stattdessen unverzüglich die Handschrift, die hier gefunden wurde, zu zeigen.«
    Xenia Schmied-Schmiedhausen hatte sich um wohlgesetzte Worte bemüht, doch weder diese noch der melodiöse Tonfall konnten dem Gesagten die Schärfe nehmen. Der Professor war wie vom Donner gerührt stehengeblieben und sah entgeistert zu der Dozentin hin. Die Studenten schauten scheinbar verlegen zu Boden. Ihre Blicke, mit denen sie sich aus den Augenwinkeln heraus verständigten, entbehrten jedoch nicht einer gewissen Schadenfreude, wobei nicht klar hervorging, wem diese galt. Jenny hatte den Mund geöffnet. Es sah ganz so aus, als wolle sie zu einer Entgegnung ansetzen, müsse aber zunächst einmal ihrer Verblüffung Herr werden. Lenz’ Gesichtsausdruck war undurchdringlich, der von Francesca wirkte bestürzt. Mit einem Mal richteten sich sämtliche Augenpaare auf Blasius Botsch.
    »Wie wahr, meine hochgelehrte Dame, wie wahr.« Immer noch lächelnd und unter mehrmaligem Nicken seines behüteten Kopfes ging er auf die so Angesprochene zu. Vor ihr angekommen verbeugte er sich, winkelte seinen rechten Arm an und bot ihn ihr mit galanter Geste dar. »Dozentin Schmied-Schmiedhausen, wenn sich meine schon etwas ergrauten kleinen Zellen nicht sehr täuschen. Darf ich Sie um die Ehre bitten, mich in die Burg zu begleiten?«
    Jetzt war es Xenia, deren Mund offen stehenblieb. Langsam klappte sie ihn wieder zu, zuckte mit den knochigen Schultern und legte ihre Linke auf den Handrücken des Direktors, den sie um Haupteslänge überragte. Solcherart vereint schritt das ungleiche Paar durch das Burgtor.
     
    Professor Kammelbach fasste sich wieder und bot seinerseits Francesca Rossi den Arm an, den diese mit einem freundlichen Lächeln ergriff. Lukas Gruber und Mordred Leitner folgten dem Beispiel auf ihre Art, indem sie Tina Ebner links und rechts unterhakten. Jenny sah zögernd zu Lenz hin, der bis jetzt noch keinerlei Anstalten gemacht hatte, sich den anderen anzuschließen.
    »Sind wir jetzt das Schlusslicht.« Hinter seinen Brillengläsern zwinkerte er ihr zu und reichte ihr den Arm. Gemeinsam betraten sie den Innenhof.
     
    *
     
    In der Burgschänke beendeten Blasius

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