Burning Wings (Das Erwachen) (German Edition)
zappelnden Fisch am Angelhaken.
»Wie anders? Und was heißt hier gnädig? Schau dir nur mal meine Kleidung an!Damit gehe ich glatt als Bauer durch .« Dieses Mal giftete ich ihn nicht an. Im Gegenteil. Ich zwinkerte ihm zu. Die Kleidung war zwar bequem, aber das war auch schon alles. Wenn ich mich mit Eljakim verglich, war er der König und ich der arme Bettler.
Meine Wut, die ich anfänglich ihm gegenüber verspürte, war verraucht und hatte einer unersättlichen Neugier Platz gemacht. In der letzten Viertelstunde hatte ich begriffen, dass Eljakim nicht mein Feind war. Er war aber auch nicht mein Freund. Nichtsdestotrotz hatten seine Schilderungen meine Angst und meine Unsicherheit geschmälert. Womöglich, weil er so einfühlsam erzählte. Seine Worte erfüllten mich sogar mit einem Hauch Hoffnung. Zuversicht, eventuell doch in den Kreislauf der Wiedergeburt zurückkehren zu können, um diese Station meiner Existenz zu vergessen. Für immer und ewig. Jener Gedanke brachte mich zu einer völlig anderen Sicht der Dinge.
» Wenn ich hier existiere, lebe ich dann überhaupt? Wer sagt mir denn, dass nicht nur meine Seele in einem anderen Zustand existiert, der mir nur vorgaukelt, am Leben zu sein ? «
Für einen winzigen Augenblick hatte ich das untrügliche Gefühl, Eljakim wäre bei dieser Frage zusammengezuckt, als hätte ich etwas ausgesprochen, das ich nicht hätte aussprechen dürfen. Aber als er mich wieder ansah, grinste er frech. Dieser Ausdruck verlieh ihm etwas Verwegenes, etwas Geheimnisvolles. Unweigerlich musste ich mir eingestehen, dass es mir gefiel, ihn so zu sehen. Nicht so steif wie zu Anfang und nicht zu perfekt.
„Diese Frage kann nicht dein Ernst sein. Diese Frage hat sich bisher kaum einer gestellt, und wenn schon, dann bestimmtnicht laut formuliert .« Sein Grinsen wurde breiter .» Oriphiel hat recht, wenn er denkt, du bist anders . «
» Das hat er wirklich gesagt ?« Insgeheim fragte ich mich etwas ganz anderes. Wieso nahm er bei fast jeder seiner Antworten Oriphiel als Schutzschild, um nicht direkt antworten zu müssen? Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber genauso kam es mir vor. Außerdem mochte ich den Namen des Engels nicht, der über mich gerichtet hatte. Es genügte schon die Erwähnung seines Namens, um ihn wieder leibhaftig vor mir auftauchen zu lassen. Sein strenger Blick, seine gewaltige Stimme. Sie jagten mir eine Gänsehaut über den Rücken.
» Er hat gar nichts gesagt, Damia n« , antwortete Eljakim, und der forsche Ausdruck auf seinem Gesicht verschwand .» Doch wenn er dich nach Ephis schickt, dann hat er etwas gespürt, das nur er spüren kann. Er redet mit niemandem darüber. Und ich befolge nur … «
» … seine Befehl e« , beendete ich für ihn den Satz und verschränkte beide Arme vor der Brust .» Ja, ich weiß. Kann es sein, dass du meiner Frage ausweichst? Ich habe dir nur eine einfache … «
» Damian, bitt e« , unterbrach er mich.
» Ich möchte doch nur eine Antwor t« , beharrte ich.
Wir blieben erneut stehen, und ich schaute ihm tief in die Augen .» Sag mir, ob ich lebe. So schwer kann es doch nicht sein . «
» Ist es auch nich t« , räumte er widerwillig ein.
Wiederholt glaubte ich eine gewisse Traurigkeit auf seinem Gesicht aufblitzen zu sehen. Mir fiel dazu kein Grund ein, ich hatte ihm doch nur eine einfache Frage gestellt. Von mir aus hätte es genügt, wenn er sie mit einem ebenso einfachen ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ beantworten würde. Mehr wollte ich gar nicht. Stattdessen zog er Ausflüchte vor.
» Reicht es dir, wenn ich dir sage, dass du existierst und lebst ? «
Eigentlich nicht. Laut sagte ich :» Ja. Irgendwie schon. Wie wäre es denn, wenn du mir erst einmal mehr von dem Ort erzählst, an dem wir sind. Was ist die Himmelssphäre?«
Doch am liebsten hätte ich mich selbst geohrfeigt. Ich gab mir nichts , dir nichts klein bei. Hatte ich das schon in meinem vergangenen Leben getan? Natürlich konnte ich mich nicht erinnern. Womöglich tat ich es auch nur, weil er mir einen flehenden Blick zuwarf. Das Thema war ihm eindeutig unangenehm. Und er machte auf mich den Eindruck, als würde er mir etwas verheimlichen.
»Ich mache dir einen Vorschlag«, sagte ich und grinste. » Demnächst erklärst du mir die Sache mit dem Leben und Existieren genauer. Vorerst lasse ich dich damit in Ruhe. Deal?«
»Du gibst wohl nie auf«, stellte er trocken fest. Seine Dankbarkeit spiegelte sich jedoch in seinen Mundwinkeln wider. Er lächelte wieder.
Ich
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