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Burning Wings (Das Erwachen) (German Edition)

Burning Wings (Das Erwachen) (German Edition)

Titel: Burning Wings (Das Erwachen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
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zuckte mit den Schultern .» Deal ?« , fragte ich ihn ein zweites Mal und hielt ihm meine Hand entgegen.
» In Ordnung .« Er schlug ein und schüttelte amüsiert den Kopf.
Schließlich liefen wir weiter. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir schon längst den Pfad verlassen hatten. Wir befanden uns am Rand von Agnon, mitten auf einer Straße mit Kopfsteinpflaster. Ich wagte einen flüchtigen Blick nach hinten und sah auf dem Hügel die dreißig seltsamen Gebäude. Sie wirkten von hier unglaublich fehl am Platz, wie ein Hochhaus in Grimms Märchenwald. Mit wachen Augen musterte ich die Häuser, an denen ich gestern achtlos vorbeigegangen war. Agnon hätte jede größere Stadt im Mittelalter sein können, soweit ich es beurteilen konnte. Mit einem Unterschied, die Häuser waren aus weißem, glänzendem Kalkstein, der mich an Marmor erinnerte. Vielleicht bestanden einige der größeren Gebäude auch genau daraus. Selbst die Bewohner, von denen eine Handvoll an uns vorbeihastete und keinerlei Beachtung schenkte, erinnerten mich mit ihrer schlichten Baumwollkleidung an eine Zeit, die auf der Erde Jahrhunderte zurücklag. Doch damit endete der Vergleich. Männer mit seltsam anmutenden Maschinenpistolen liefen ebenfalls durch die Straßen. Es wunderte mich, dass sie so offen ihre Waffen zur Schau trugen, wo doch offensichtlich alles ruhig und gesittet zuging.
Eljakim erklärte mir, die Wachen – die er Gewalten nannte – sorgten für Recht und Ordnung in der gesamten Himmelssphäre. Ich konnte es mir schwer vorstellen, denn Agnon schien ein friedlicher Ort zu sein. Als wir den nächsten Wachen begegneten, schielte ich herüber und nahm sie näher in Augenschein. Wenn ich mich nicht täuschte, ähnelten ihre Maschinenpistolen Strahlenwaffen aus einem Science-Fiction-Film. Dem nicht genug trugen sie schwarze Lederuniformen, Stiefel , und Helme mit heruntergelassenem Visier, in dem man sich spiegeln konnte. Einen größeren Gegensatz zwischen altertümlich und modern hätte ich noch eher in einem Fantasybuch erwartet, aber niemals in Agnon.
Nachdem wir mehrere verlassen wirkende Straßenkreuzungen hinter uns gebracht hatten, kamen wir an einem weitläufigen Marktplatz vorbei. Auch hier hätten die Kontraste der Zeitepochen kaum größer sein können. Während Händler an ihren Ständen Obst, Gemüse, Kräuter, Fisch, Fleisch und Brot verkauften, boten andere äußerst fremdartig aussehende Dinge feil, die ich zuvor nie gesehen hatte und die ich auch nicht beschreiben konnte. Wieder fielen mir dazu nur Science-Fiction-Filme ein. Ich konnte aber auch nicht viel erkennen, denn Eljakim beschleunigte seine Schritte, kurz bevor wir den Markt überhaupt erreicht hatten. Seine einzige Erklärung war, dass wir uns beeilen müssten. Doch ich hegte einen Verdacht. Kaum dass uns die Bewohner von Agnon sahen, versuchten sie Abstand zwischen sich und uns zu gewinnen. Hinter unseren Rücken hörte ich Getuschel. Ich wollte schon fragen, was das bedeutete, da legte Eljakim einen Zeigefinger auf die Lippen und gebot mir zu schweigen. Gleichzeitig zog er unser Schritttempo weiter an.
Erst als wir in eine schmale Gasse einbogen , wurde er langsamer, und schließlich blieben wir stehen. Dankbar über die Atempause schnappte ich keuchend Luft. Wir waren nicht mehr gelaufen, wir waren gerannt. Ich hatte Seitenstechen. Er dagegen war nicht einmal aus der Puste gekommen.
» Damian, es tut mir leid. Ich hätte besser einen anderen Weg wählen sollen .« Er schaute mich enttäuscht über sich selbst an.
» Ähm …« , gab ich geistreich zurück .» Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht langsam an Überraschungen gewöhne, aber was sollte das eben ? «
Eljakim schluckte merklich. Als er antwortete, senkte er den Kopf, als würde er sich schämen .» Nun ja, die Bewohner von Agnon mögen uns nicht sonderlich. Die Wachen sorgen dafür, dass es zu keinen großen Ausschreitungen kommt . «
» Du hast gerade uns gesagt .« Ich war eindeutig verwirrt.
» Ja … uns .« Plötzlich wirkte er geknickt und sah mich immer noch nicht an .» Es hat mit der Hierarchie zu tun. Aus diesem Grund bist du, aber vor allem ich, in Agnon lediglich geduldet. Deshalb wohnen alle bestraften Seelen auf dem Hügel, so weit entfernt, wie es geht,und trotzdem unter Aufsicht. Und ich bin ein Wächter. Das ist die höchste Strafe, die ein Engel erhalten kann. Sie ist gleichbedeutend mit einem Sklaven . «
Das letzte Wort hatte er nur geflüstert, dennoch hatte ich es gehört.

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