Burning Wings (Das Erwachen) (German Edition)
das gefiel mir noch weniger.
» Nein. Ich erinnere dich nur.« Es folgte ein Seufzer, als würde Uriel seine Worte bereuen. Dann fuhr er leise fort :» Eljakim, du bist mein Freund. Es macht mich traurig, weil du nicht vorsichtig bist. Bisher können wir von Glück reden, dass noch niemand Verdacht geschöpft hat. Von mir aus könnte es auch lange so bleiben. Bisher meint das Schicksal es gut … vor allem mit dir. Aber vergiss nie, wir stehen alle unter Beobachtung. Noch lenkt sie ihn ab, doch keiner weiß, wie lange. Vielleicht schon bald … «
» Pssst. Ich glaube, da kommt jemand . «
Beide verstummten. Ich hielt die Luft an und traute mich nicht einmal zu blinzeln, aus Angst, mich zu verraten. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich sogar meinen Herzschlag angehalten, der plötzlich lauter geworden war.
» Er ist we g« , hörte ich nach etlichen anspannenden Sekunden Eljakim sagen. »Es war nur ein Diener.«
Noch immer traute ich mich nicht zu atmen, obwohl mir allmählich die Luft ausging. Umso erleichterter schnappte ich nach Atem, als Eljakims Stimme wieder an mein Ohr drang. Ich wollte nicht beim Lauschen erwischt werden. Daher drehte ich mich um, doch bei den nächsten Worten schlug mir mein Herz bis zum Hals, und ich blieb wie versteinert stehen.
» Uriel, er ist hier. Dieses Mal bin ich mir ganz sicher. Ihm fehlen allerdings alle … «
»Bist du wahnsinnig? Hat dich jemand gesehen? Weiß jemand davon? Wo ist er?«
» Nein. Keiner weiß irgendwas oder ahnt auch nur etwas. Ich habe ihn versteckt, wo ihn keiner vermutet . «
» Sag mir, mein Freund: Woher willst du wissen, dass er es ist? Du kennst den Fluch und auch seine Auswirkungen. Zwei Jahre sind eine verdammt lange Zeit, beinahe eine Ewigkeit. Der Fluch war stark, und Metatron ist der Älteste. Seine Macht übertrifft alle unsere Fähigkeiten. Nur Luzifer hat die Kraft, so einen Fluch … «
» Du sagst es .« Eljakim schien zu grinsen.
» Das glaube ich nicht. Du lügst. Wie … wie hast … wie hast du? Das ist ein Tabu . «
» Ganz einfach, Uriel. Nicht alles an meiner Strafe ist so schrecklich, wie Metatron denkt. Es gibt immer noch Verbündete, und einer von ihnen hat mir geholfen. Er wiederum hat auch Verbindungen . «
» Das heißt, du warst wirklich in Oxan? Bei ihm ?« Uriel wirkte wie vor den Kopf gestoßen. Ich konnte ihn bildlich vor mir sehen, mit weit aufgerissenen Augen, offenem Mund und ungläubigem Blick.
» Das war ich, und du siehst, mir ist nichts passier t« , verkündete Eljakim stolz. »Und dieses Mal ist alles anders. Luzifers Macht ist inzwischen genauso stark wie Metatrons. Er hat ihn gefunden. Und genau deswegen brauche ich deine Hilfe. Niemand wird es erfahren. In seinen Gedanken konnte ich zwar noch nichts Eindeutiges lesen, aber du kannst in seine Seele …«
»Sei leise«, unterbrach ihn Uriel schnell .» Es darf niemand wissen. Sonst war alles, was wir getan haben, umsonst . «
» Entschuldige. Ich bin nur so wahnsinnig aufgeregt . «
Es entstand eine Pause. Ich konnte nur erahnen, dass sich beide anschauten und über das Gesagte nachdachten. Mir wirbelten die Worte im Kopf herum. Metatron. Fluch. Strafe. Luzifer. Gedankenlesen. Was sollte ich davon halten? Eine befremdliche Ahnung erweckte bei mir den Eindruck, als hätte ich alles schon einmal gehört, was unsinnig war. Mein Verstand stritt es vehement ab, aber mein Bauchgefühl sprach eine ganz andere Sprache. Vielleicht war mein schlechtes Gewissen daran schuld, weil ich sie ohne ihr Wissen belauschte. Nichtsdestotrotz ging plötzlich meine Phantasie auf Reisen und reimte sich aus den unzusammenhängenden Gesprächsfetzen ein kurioses Bild zusammen.
Zwei Engel hielten jeweils einen Speer in der rechten Hand. Sie taxierten sich mit ihren Blicken und keiner wollte seine Position aufgeben. Blitze leuchteten auf, Donner hallte über ihren Köpfen. Und dann standen beide inmitten einer Steinwüste. Die Sonne schien erbarmungslos vom Himmel, Schweißperlen glitzerten auf ihrer Stirn. Lautes Gebrüll und Schlachtrufe erfüllten die Luft. Schließlich griffen sich die Engel gegenseitig an. Die Speere hoch erhoben, schossen Feuerkugeln und dunkle Schatten aus den Spitzen. Einer wich aus, der andere wurde von einer Feuerkugel am Oberarm getroffen. Im Hintergrund wälzte sich ein schwarzer Streifen auf die beiden Kämpfenden zu, die sich mit jedem weiteren Schritt in schemenhafte Krieger verwandelten. Engel, mit Schwertern, Pfeil und Bogen bewaffnet, stürmten unaufhaltsam
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