Burning Wings (Das Erwachen) (German Edition)
vorwärts.
Verwirrt schüttelte ich den Kopf und versuchte diese kuriose Szene abzuschütteln. Doch es fiel mir schwer. Die Bilder schienen so real zu sein. Für einen Moment glaubte ich sogar, das alles schon einmal mit meinen eigenen Augen gesehen zu haben. Unmöglich. Mein Geist war jedoch fest davon überzeugt.
Das ist dein schlechtes Gewissen , meldete sich meine innere Stimme. Und du hast eine blühende Phantasie. Also reiß dich zusammen und verschwinde, bevor sie dich entdecken.
Eljakim wollte ich nicht enttäuschen. Vorsichtig, sodass er und Uriel mich nicht bemerkten, schlich ich zurück in die Bibliothek. Ich musste mich jetzt unbedingt ablenken und wollte dabei brav auf Eljakim warten.
Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen und mich umgedreht, hätte ich vor Schreck beinahe aufgeschrien. Ich war nicht alleine. Auf dem Diwan saß eine verführerisch aussehende, junge Frau. Sie verströmte einen herrlichen Rosenduft im Zimmer.
Sie starrte mich mit unverblümter Neugier aus veilchenblauen Augen an. Ihr langes, schwarz gelocktes Haar war kunstvoll auf ihrem Kopf drapiert, während ein paar Strähnen auf schmale Schultern fielen. Ihre Miene schien sanft, aber dennoch unnachgiebig zu sein. Rote Lippen verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. Aber das Lächeln erreichte nicht ihre Augen. Die Frau erhob sich und rückte ein marineblaues Seidenkleid zurecht. Sie und das Kleid erinnerten mich an einen berühmten Film. Darin hatte eine heißblütige Südstaatenschönheit während des amerikanischen Bürgerkriegs um einen Mann gebuhlt, den sie nicht haben konnte. Aus Frust, Sturheit und eiskalter Berechnung hatte sie sich schließlich in eine Ehe mit einem anderen Mann gestürzt und alles getan, um zu überleben.
»Wer bist du?« Ihre Stimme war ein wunderschöner Sopran. Die perfekte Stimme zu einer perfekt aussehenden Frau. Für mich stand außer Frage, auch sie war ein Engel.
Unweigerlich schoss mir das Blut ins Gesicht, und ich fühlte mich nicht zum ersten Mal an diesem Tag ertappt. Ich schämte mich. Ganz besonders wegen meiner einfachen Sachen am Leib, die nicht zu ihrem glanzvollen Auftreten passten. Eine Königin in der Gegenwart eines Bettlers.
» D … Da … Damia n« , brachte ich stotternd heraus. Ich schluckte merklich. Benimm dich wie ein Mann, du Idiot!
Eine quälende Sekunde lang glaubte ich, mich in der Tür geirrt zu haben. Aber ein prüfender Blick verriet mir, ich befand mich wieder in Eljakims Bibliothek. Und Eljakim würde bestimmt gleich auftauchen.
» Und wer bist du? Diese Räume gehören … «
»Eljakim. Ich weiß. Und genau ihn hatte ich gehofft hier anzutreffen.« Ihr Lächeln wurde breiter , und ihre Augen nahmen einen sehnsüchtigen Ausdruck an. »Er hat die letzte Nacht nicht im Palast verbracht. Daher habe ich mir Sorgen gemacht. Einen Damian wollte ich eigentlich nicht besuchen.« Sie zwinkerte mir auf fesche Weise zu und näherte sich mir.
Langsam umrundete sie mich und schien dabei jeden Quadratzentimeters meines Körpers zu mustern. Das gefiel mir. Trotzdem konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, als prüfe sie mich wie ein Stück frisch geschlachtetes Fleisch, um anschließend dem Koch zu sagen, welchen Teil von mir er zubereiten sollte. Aber ich war genauso neugierig wie sie und folgte ihr mit meinem Blick, bis sie wieder vor mir stand.
Plötzlich raste mein Puls, meine Kehle war trocken, meine Hände nass. In meiner Lendengegend machte ein verräterisches Ziehen auf sich aufmerksam. Diese Frau und ihr einladendes Dekolleté waren auf jeden Fall eine Sünde wert, und ich wäre nur zu gerne bereit.
Verdammt! Reiß dich zusammen!
»Bist du Eljakims neues Spielzeug?« Sie kicherte. Ihre Augen wanderten von meinem Gesicht bis zur Körpermitte und wieder zurück. Anschließend nickte sie verzückt.
Wiederholt schluckte ich und bemerkte, dass mein Mund offen stand. Ich stierte sie an und konnte mir eine Menge mit ihr vorstellen, bis mir der Sinn ihrer Worte klar wurde.
Was hatte sie gesagt? Eljakims neues Spielzeug? Was sollte das denn bedeuten? Und von einem Moment zum nächsten begann der Zauber, der sie umgab, zu bröckeln. Es klang wie eine Beleidigung, und ich wollte nicht, dass sie über Eljakim so herablassend sprach. Ganz besonders nicht vor mir.
»Verrätst du mir, wer du bist?« Auf eine förmliche Anrede verzichtete ich geflissentlich.
»Du weißt nicht, wer ich bin?« Ihr darauf folgendes Lachen war laut. Sie schien sich offensichtlich köstlich zu
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