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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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ganz okay, so wie es ist. Jedenfalls dachte ich das, bis sich das Schicksal wieder bei mir meldete.

Bonuskapitel:
Reich mir deine Hand
    März 2008. Es war Donnerstag, ein ruhiger Frühlingsabend in Berlin und ungewöhnlich kalt für diese Jahreszeit. Wer konnte, blieb zu Hause und machte es sich in seiner Wohnung gemütlich. Ich dagegen war den ganzen Tag mit Arafat in der Stadt unterwegs gewesen, um Besorgungen für mein Haus zu erledigen, und freute mich auf einen entspannten Abend im Café mit Wasserpfeife, Kartenspiel und dummem Geschwätz. Arafat parkte seinen Mercedes in der schmalen Einbahnstraße um die Ecke und schaltete den Motor ab. Ich wollte gerade aussteigen, als er mich mit seinem Arm zurückhielt.
    »Bu, ich muss was mit dir bereden«, sagte er mit ernster Stimme.
    »Was denn?«, fragte ich.
    Arafat schaltete auf beiden Seiten die Sitzheizung an. Anscheinend hatte er vor, hier etwas länger zu bleiben. Es hatte wieder angefangen zu schneien und die Schneeflocken legten sich geschmeidig auf unsere Windschutzscheibe, wo sie noch im selben Moment wegschmolzen.
    »Ich möchte dir vorschlagen, dass wir deinen Vater besuchen«, sagte er, ohne um den heißen Brei herumzureden.
    Äh, was? Ich hatte so ziemlich mit allem gerechnet, nur nicht damit. Vor allem nicht von Arafat, der besser als jeder andere über meine Familiensituation Bescheid weiß.
    »Wie – meinen Vater besuchen gehen?«, fragte ich etwas durcheinander.
    Arafat schaute mich ernst an, antwortete aber nicht. Er wollte wohl, dass ich seine Worte erst mal sacken ließe.
    »Wie kommst du denn jetzt darauf?«, fragte ich, ohne ihn anzusehen. Ich beobachtete aus meinem Seitenfenster die Schneeflocken, die lautlos vom Himmel fielen. Was ich in dem Moment dachte, weiß ich nicht mehr. Dann hörte ich wieder Arafats Stimme.
    »Ich habe erfahren, dass dein Vater schwer krank ist und es ihm sehr, sehr schlecht geht. Ich weiß, dass du ihn nicht sehen willst, aber ich würde mich freuen, für dich und für deinen Vater, wenn du den ersten Schritt machst, ihn besuchst, ihm vergibst und ein für alle Mal das Kriegsbeil begräbst.«
    Seine Worte trafen mich mit voller Wucht. Er hätte mir auch mit einem Baseballschläger eine vor den Latz knallen können. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    »Egal, was passiert ist«, fuhr Arafat fort, »und egal, was ihr voneinander haltet, dieser Mann ist nun mal dein Vater. Er ist dein Vater, Bushido. Mach reinen Tisch mit ihm.«
    Am liebsten hätte ich laut geschrien. Was läuft denn hier gerade für ein Film, fragte ich mich. Ich war darauf einfach nicht vorbereitet. Aus gutem Grund hatte ich immer versucht, dieses Thema zu meiden, weil ich eben nie die Notwendigkeit gesehen hatte, einzulenken und meinen Vater noch ein letztes Mal zu besuchen. Für mich gab es da nichts zu klären.
    »Bushido, schau mal«, redete Arafat weiter. »Ich würde nie etwas von dir verlangen, was du nicht möchtest. Vor allem wenn es um deine Familie geht. Ich kann mir nur zu gut vorstellen, was gerade in deinem Kopf vor sich geht, aber lass mich dir einen Rat geben. Du denkst bestimmt, dass es für deinen Vater wichtiger ist als für dich, aber bitte glaube mir, für dich ist es mindestens genauso wichtig. Auch wenn du es jetzt vielleicht noch nicht verstehst.«
    »Aber wie kommst du denn ausgerechnet jetzt darauf?«, wollte ich wissen.
    »Das ist doch erst mal egal. Vertraue mir. Ich sage dir das von Freund zu Freund. Mach es! Gib dir einen Ruck, egal, wie schwer es für dich ist. Ich lass dich auch nicht allein, sondern werde dich auf deinem Weg begleiten, wenn du möchtest.«
    In der Sekunde, als Arafat seinen Satz beendet hatte, wusste ich, dass er recht hatte. Natürlich wusste ich es. Hier war es mal wieder, das Energieprinzip: Befreie dich von allem Schlechten und versuche, durch gute Taten deine eigenen, inneren Blockaden zu lösen. Nur aus dem Mund meines Freundes, der mittlerweile wie ein Bruder für mich ist, klangen diese Worte einfach überzeugender als in meiner wirren Gedankenwelt.
    »Arafat, ich möchte nicht lange drum herumreden«, sagte ich. »Ich mache das. Kein Problem.«
    »Du musst nicht, Bu. Es bleibt deine Entscheidung. Niemand ist sauer auf dich, wenn du nicht willst. Und mache es bitte nicht meinetwegen, hörst du?«
    »Natürlich nicht, Arafat.«
    »Es geht auch nicht darum, dass ihr beste Freunde werdet. Triff deinen Vater nur noch einmal und vergib ihm.«
    »Okay.«
    »Wann?«
    »Ist mir relativ egal.

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