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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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2B-Club befindet –, während wir auf den Bus warteten. Vader, der ... , hatte nichts Besseres zu tun, als mit seinem Edding die komplette Plexiglasscheibe der Bushaltestelle vollzutaggen. Ich meinte noch zu ihm, dass er das ausnahmsweise mal lassen sollte, aber er grinste nur und machte weiter. Wie der Zufall so wollte, fuhr genau in dem Moment die Kripo in einem Zivilfahrzeug vorbei und konnte alles genau beobachten. Sie warteten, bis wir in den Bus stiegen, nahmen über Funk mit dem Busfahrer Kontakt auf und zogen uns an der nächsten Haltestelle raus. Als die Bullen in den Bus kamen, wusste ich intuitiv schon Bescheid. Es war einfach nicht mein Tag. Fuck!
    Vorsichtig nahm ich meinen Rucksack von der Sitzbank, legte ihn langsam zu meinen Füßen und kickte ihn am Boden entlang zwei Reihen nach vorn. Es half nichts. Die beiden Bullen liefen schnurstracks auf Vader und mich zu.
    »Personenkontrolle, bitte aussteigen!«, meinte der eine, während der zweite uns aus sicherer Entfernung in Schach hielt. Wir stiegen aus. Sicherheitshalber legten sie uns Handschellen um. Das war in Berlin Standard, also noch kein Grund zur Beunruhigung. Noch! Während wir an der Haltestelle chillten, kontrollierte Bulle Nummer eins unsere Personalausweise. Bulle Nummer zwei war noch im Bus. So eine abgefuckte Kacke. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Ich schloss die Augen und betete, dass sie meinen Rucksack nicht finden würden. Vergeblich.
    »Was haben wir denn hier?«, fragte mich plötzlich Bulle Nummer zwei und hielt meinen Rucksack in die Luft.
    »Keine Ahnung!«, tat ich unschuldig. »Na, wenn Sie mich fragen, sieht das aus wie ein Rucksack.«
    Der Bulle schaute mich böse an. Er fand meinen Witz anscheinend nicht so lustig wie ich. Als er den Rucksack auf die Vorderseite drehte, fing er an zu grinsen und ich wusste warum. In einer kleinen durchsichtigen Tasche befand sich meine Monatskarte inklusive Name und Unterschrift. Was für ein dummer Anfängerfehler!
    Sie fanden 800 Gramm Gras, 50 Gramm Kokain und eine Digitalwaage. Ich war am Arsch. Und alles nur, weil Vader die Bushaltestelle beschmieren musste. Sie brachten mich aufs Revier und hielten mich erst mal 24 Stunden fest. Natürlich wollten sie wissen, woher ich den Stoff hatte, aber ich hielt mich an den Ehrenkodex und sagte kein Wort. Ich dachte mir irgendwas aus, von wegen, ich hätte das Zeug von einem Schwarzen im Mauerpark gekauft. Natürlich glaubten sie mir nicht, das war schon klar, aber was hätte ich schon sagen sollen – die Wahrheit? Auf gar keinen Fall. Ich war kein Verräter. Ganz so schlecht, wie ich zuerst dachte, war meine Lage aber doch nicht. Die Bullen hatten mich weder observiert noch direkt beim Dealen er-wischt. Durch einen dummen Zufall schnappten sie halt einen Dealer. Sie waren zwar genervt, dass ich nichts ausplauderte, hatten aber kein persönliches Interesse daran, mich einzubuchten. Das war mein Glück im Unglück.
    Morgens um vier standen die Bullen dann bei meiner Mutter vor der Wohnungstür, um mein Zimmer zu durchsuchen. Auf diesen Moment hatte ich sie ja immer vorbereitet. Meine Mutter wusste Bescheid, sie kannte ihre Rechte und Pflichten. Als sie versuchten, ihr mit ihrem Psychoterror-Gerede Angst einzujagen – nach dem Motto: »Wenn Sie uns nicht helfen, muss ihr Sohn zehn Jahre ins Gefängnis!« –, blieb sie ganz cool und sagte: »Meine Herren, das ist Ihr Problem! Da ich nicht davon ausgehe, dass Sie die Schuhe ausziehen, folgen Sie mir bitte in sein Zimmer. Hier geht’s lang.«
    Natürlich fanden sie nichts. Was für eine Mama!

Die Jugendgerichtshilfe
    Mein Verfahren kam vor das Jugendgericht. Da ich erst 17 und somit noch nicht volljährig war, wurde die Jugendgerichtshilfe hinzugezogen. Die Aufgabe dieser ... ist es, die sozialen, fürsorglichen und erzieherischen Aspekte in Strafverfahren vor den Jugendgerichten zum Ausdruck zu bringen. Sie unterstützen zu diesem Zweck die Behörden durch die Ergründung der Persönlichkeit, der Entwicklung und der Umwelt des Beschuldigten und geben Empfehlungen zu den Maßnahmen, die ergriffen werden sollen. Während der Verhandlung kann so ein Jugendgerichtshelfer dann mildernd auf das Urteil
einwirken. Doch zwischen Theorie und Praxis liegt wie so oft ein meilenweiter Unterschied. Ich dachte, der Jugendgerichtshelfer war, wie der Name schon sagt, da, um mir zu helfen. Da hatte ich leider falsch gedacht.
    Am Anfang war noch alles ganz cool. Ich saß in seiner Praxis und wir

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