Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
Vom Netzwerk:
»Ich habe die Zeitungen gesehen. Oben, im Zimmer. Was dort drinsteht, ist schon viel zu viel.«
    »Nichts zu machen, Herr Koschak.« Mitfühlend hob ich die Schultern. Wer mochte den Stapel Neckar-Nachrichten nur neben das Sofa gelegt haben?
    »Mensch, überleg es dir, Mädchen! Du ahnst nicht, wie viel Kohle dein Wissen wert ist. Wenn die Zeitungen durch sind, legen wir eine satte Bio nach. Ich brauche unbedingt eine Adresse oder Telefonnummer, unter der ich dich erreichen kann!«
    »Besprechen Sie das mit Kommissar Fischer«, ging ich dazwischen. »Mich interessiert noch etwas ganz anderes, Herr Koschak. Nämlich, warum Sie mich und Frau Deininger belogen haben. Sagten Sie nicht, dass Sie niemals Kontakt zu den Butenschöns aufgenommen hätten?«
    »Habe ich auch nicht.«
    »Und wieso hat sich Frau Butenschön dann Ihren Namen und Ihre Adresse notiert?«
    Koschak starrte mich sprachlos an.
    »Im Büro der Butenschöns fielen mir Unterlagen über Frau Deiningers Doktorarbeit in die Hände. Dabei auch ein Zettel mit Ihrem Namen, Herr Koschak. Wie erklären Sie sich das?«
    »Gar nicht!«, rief er nach einer Schrecksekunde. »Damit habe ich nichts zu tun. Warum sollte ich Kontakt zu den Butenschöns aufnehmen? Das hätte den Deal mit dem Russen doch nur gefährdet!«
    »Vielleicht haben Sie sich zuerst an Frau Butenschön gewandt, um zu hören, welchen Preis sie für die Geheimdokumente zahlen würde. Und als der zu niedrig war, meldeten Sie sich bei Frau Deininger.«
    »So ein Quatsch! Das klingt ja, als wäre ich ein Erpresser. Und ein ziemlich dämlicher dazu. Sagen Sie es ihm, dass das nicht stimmt, Frau Deininger.« Mit schmerzverzerrtem Gesicht griff er sich an die Nase. Sie schien wieder zu bluten; jedenfalls legte er wie zehn Stunden zuvor den Kopf in den Nacken und suchte nach einem Papiertaschentuch.
    »Was soll ich da sagen?«, wich Knödelchen aus. »Ich habe mich darauf verlassen, dass niemand von unserer Abmachung weiß. Sicher, ich fände es auch absurd, wenn Sie   …   Was sind das für Unterlagen, Herr Koller?«
    »Nur ein paar Blätter. Ihr Brief an Butenschön, in dem Sie Ihr Promotionsvorhaben schildern, Exzerpte Ihrer Arbeit, außerdem ein paar Informationen über Ihren wissenschaftlichen Werdegang.« Ich deutete auf Koschak. »Und ganz vorne seine Adresse und Telefonnummer.«
    »Verstehe ich nicht. Hat Frau Butenschön Sie angerufen, Herr Koschak?«
    »Aber nein«, antwortete der Journalist in beschwörendem Ton, das Taschentuch vor der Nase. »Hören Sie, ich habe mit der Frau nie gesprochen. Auch nicht mit ihrem Mann oder jemandem aus ihrer Umgebung. Mir ist völlig schleierhaft, wie diese Leute an meinen Namen kommen!«
    »Da ich einmal annehme, dass Sie auch nicht dahinter stecken«, sagte ich in Richtung Michael Deininger, der verblüfft die Brauen hochzog, »bleibt nur einer: Ihr Doktorvater, Frau Deininger. Er ist außer uns der Einzige, der von Ihrem Kontakt zu Herrn Koschak wusste. Was für einen Grund könnte Professor Gärtner gehabt haben, die Butenschöns zu informieren?«
    Sie sah mir fest ins Gesicht. »Überhaupt keinen. Er hat es nicht getan.«
    Ich erwiderte ihren Blick. »Woher wissen Sie das?«
    »Ich weiß es.«
    »Interessant.« Mehr sagte ich nicht und ließ ihr so alle Zeit der Welt zu begreifen, dass ich ihr Verhältnis kannte. Kam es mir nur so vor, oder wurde Evelyn, die harte, strenge Evelyn, tatsächlich blass?
    »Was ist denn hier los?«, meldete sich ihr Mann, dem unser Blickduell unheimlich wurde. Er lachte ein helles, unsicheres Lachen. »Habe ich etwas nicht mitgekriegt oder worum geht es?«
    »Ich frage mich bloß, warum Ihre Frau so sicher ist, dass ihr Doktorvater nichts mit der Sache zu tun hat. Vielleicht verfolgt er ja eigene Interessen, vielleicht fürchtet er, eine kritische Arbeit über Albert Butenschön könne seinem Institut schaden. Es gibt immerhin eine Butenschön-Stiftung, und wer weiß, wo die überall ihre Finger drin hat?«
    »Das ist kompletter Unsinn!«, fuhr Knödelchen auf. »Absolut lächerlich!«
    »Dann erklären Sie mir, wer der Informant der Butenschöns war! Ich habe Koschaks Adresse mit eigenen Augen gesehen und war genauso platt wie Sie jetzt. Und ich habe noch etwas gesehen: Ihren verehrten Professor Gärtner beim Mittagessen mit dem Anwalt der Familie Butenschön.«
    »Ich weiß, dass er Brouwer getroffen hat. Es war ja nicht das erste Mal.«
    »Aber was die beiden wirklich miteinander zu besprechen hatten, darüber können

Weitere Kostenlose Bücher