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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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zurückgeschickt, abgewiesen, ausgelacht. Irgendwann ging ihr das Geld aus. Sie meldete sich erneut bei Koschak und bat um Hilfe.
    »Wann war das?«
    »Vorgestern Abend. Am Donnerstag.«
    »Wo haben Sie eigentlich die ganze Zeit geschlafen? Sie müssen doch tagelang unterwegs gewesen sein.«
    Achselzucken. »In Zügen, auf dem Bahnhof. Überall.«
    »Und Koschak bestellte Sie nach Heidelberg? Warum?«
    »Komische Frage«, näselte der Journalist. »Wir hatten eine Abmachung. Die Story, klar? Sie glauben nicht, was mir die Bildzeitung zahlt, ich meine, was sie uns zahlt, wenn wir damit rausrücken. Ich habe einen Vorvertrag mit Stern TV abgeschlossen, und beim Jahresrückblick im ZDF kann Romana auch auftreten, wenn sie will.«
    »Ich will aber nicht!«, fuhr Agata auf.
    »Beim letzten Mal wolltest du noch.«
    »Zu gefährlich. Ich will nicht sterben!«
    »Verdammt, ich habe doch nicht meine Nase geopfert, nur um …«
    »Schon gut«, ging ich dazwischen. »Klären Sie das untereinander. Mich interessiert, warum Sie die Frau zum Wehrsteg bestellt haben.«
    Koschak zog einen Flunsch, der als Kontrapunkt zu seiner Nasenruine wirklich allerliebst aussah. »Das lag doch auf der Hand. Ich war ja selbst in meinen Bewegungen eingeschränkt. Wo ich auch hinging, ich musste damit rechnen, dass mir diese Albaner auflauerten. Da schien es mir am sichersten, wenn ich Sie als Verstärkung dabei hätte. Also legte ich das Treffen mit dem Russen und das mit Romana zusammen. Dass der Russe am Samstag nach Deutschland kommen wollte, war ja schon länger ausgemacht.«
    »Ach, schon länger? Seit wann?«
    »Eine Woche mindestens.«
    »Und warum weiß ich nichts davon? Warum weiß Frau Deininger nichts davon?«
    »Immer ruhig mit den jungen Pferden«, brummte Koschak. »Informationen sind Kapital für mich. Außerdem habe ich Sie informiert, alle beide.«
    »Ja, gestern!«
    »Genau. Und vorgestern ließ ich der Deininger durch Sie ausrichten, dass die Übergabe sehr bald stattfinden würde. Also regen Sie sich nicht auf.«
    »Ich rege mich nicht auf«, lachte ich ihn an. »Hab ja auch keinen Grund dazu. Meine Nase ist noch heil.«
    »Männer!«, machte Eva verächtlich. »Warum bietest du Agata eigentlich keinen Schnaps an, Max?«
    Tatsächlich, das hatte ich vergessen. Holte es nach und ergriff wieder das Wort: »Das heißt also, Herr Koschak, dass Sie mich benutzt haben: zur Absicherung gegenüber den Albanern, während ich dachte, es geht bloß um die Übergabe der Dokumente.«
    »Wieso benutzt? Sie wollten doch unbedingt dabei sein.«
    »Ja, aber von Schlägerbanden im Hintergrund hatte ich keinen blassen Schimmer, Sie Schlaumeier!«
    »Na, und? Sie sind doch ein cooler Typ, oder? Außerdem sagte ich, Sie sollten eine Waffe mitnehmen. Wie der Herr Safranski.«
    »Sawatzki!«, plärrte Fatty wütend. »Sie Äppelwoikosake!« Nachsichtig den Kopf schüttelnd, kraulte ihm Eva den Nacken.
    »Benutzt haben Sie mich«, wiederholte ich, »und so etwas kann ich auf den Tod nicht ausstehen. Aber das Leben ist manchmal gerecht. Ihre Bilanz des heutigen Abends fällt vernichtend aus, Koschak, und damit meine ich nicht Ihre Nasenkorrektur. Der Russe hat Ihnen eins gepfiffen, und von Agata werden Sie auch keine Story bekommen.«
    »Darüber reden wir noch.«
    »Sie hat gesagt, dass sie nicht mehr will. Vor Zeugen, laut und deutlich.«
    »Abwarten. So katastrophal ist meine Bilanz gar nicht. Ihr Freund mit der Knarre hat dafür gesorgt, dass wir zumindest für diese Nacht einen kleinen Vorsprung haben. Morgen bringe ich Romana und mich in Sicherheit, und dann sehen wir weiter.«
    »Nein.«
    »Wie, nein?«
    »Wenn Agata das möchte, meinetwegen. Ansonsten aber: nein. Wir bringen Sie beide morgen zur Polizei, und die wird für Ihre Sicherheit sorgen, sonst keiner.«
    Die Kroatin nickte. Die Vorstellung, sich der Polizei anzuvertrauen, schien ihr zwar wenig Freude zu bereiten, aber was blieb ihr übrig? Koschaks Proteste hielten sich, schon aus Rücksicht auf die eben erst geschlossenen Blutschleusen seines Riechorgans, in Grenzen. Von Eva erjammerte er sich eine Handvoll Schmerztabletten, die er mit einem kräftigen Schluck Schnaps hinunterspülte.
    »Dann sind wir uns ja einig«, bilanzierte ich in bester Politikermanier. »Und jetzt zu dir, Fatty. Woher stammt die Pistole?«
    Mein dicker Freund verschränkte die Arme vor der Brust und machte auf trotzig. »Sag ich nicht.«
    Ich verdrehte die Augen. Was für ein Kindergarten! Und das stimmte sogar,

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