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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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Spaniel auf mich zu, um mich versuchsweise abzuschlecken und für harmlos zu befinden. Wenn der wüsste!
    Mein Tisch befand sich hinten links. Ich war spät dran, wie so oft in letzter Zeit, wenn ich erst noch mit Christine zu Abend essen musste, bevor ich frei bekam. Natürlich musste ich nicht mit ihr essen, und natürlich musste ich mir nicht frei nehmen, nie und nimmer hätte sie so etwas verlangt. Aber ich war ja nicht blind. Also las ich ihr den stummen Wunsch von den Augen ab und riskierte, dass sie mir im Englischen Jäger irgendwann den Pantoffel vor die Nase hielten, unter dem ich angeblich stünde.
    Heute war es noch nicht so weit. Heute wurde ich ganz anders begrüßt.
    »Na, Herr Schriftsteller!«, plärrte Tischfußball-Kurt durch den ganzen Raum, sobald er meiner ansichtig wurde. »Kennst du deine alten Freunde noch?«
    Das war kein guter Anfang. Wenn Kurt etwas hasst, dann Dinge, die im Ruch der Intellektualität stehen, und je nach Tagesform zählt für ihn bereits Kopfrechnen dazu. Ich selbst pflegte ja ebenfalls eine sattsame Akademikerphobie, aber im Vergleich zu Kurt war ich eine Toleranztaube. Darum hatte ich ihm kein Wort von meiner neuen Nebentätigkeit erzählt, in der Hoffnung, als strikter Zeitungs- und Radioverweigerer werde ihm das nicht weiter auffallen.
    »Das muss eine Verwechslung sein«, wehrte ich wenig originell ab und ließ mich auf einem Stuhl nieder.
    »Herbert hat es mir verklickert. Das ist ein Ding, Alter! Da trifft man einen jahrelang in der Kneipe und ahnt nicht, mit wem man es zu tun hat. Seit wann kannst du so was: Bücher schreiben?«
    »Kann ich gar nicht. Lass mich erst mal was bestellen.« Ich winkte der Verlebten hinterm Tresen mit einer leeren Bierflasche zu, bis sie nickte. Dann drehte ich mich wieder um. Außer Kurt saßen der schöne Herbert, Leander mit dem Rauschebart und zwei weitere Bekannte am Tisch. »Ich habe das Buch nicht geschrieben«, sagte ich. »Ein Freund von mir. Covet, der Journalist. Es war auch seine Idee. Ich hätte doch niemals …«
    »Covet?«, unterbrach Tischfußball-Kurt stirnrunzelnd. »Der Schnösel?«
    »Kein Schnösel. Sieht nur so aus. Er verträgt mehr Whisky als wir alle zusammen.«
    »Sein Problem. Was steht denn drin in deinem Buch?«
    »Das habe ich ihm alles erzählt«, warf Herbert ein. »Haarklein.«
    »Na, und? Hab’s halt vergessen.« Kurt schickte wütende Blicke über den Tisch. »Außerdem will ich es von ihm hören. Kommen wir auch drin vor?«
    »Ihr? Wieso das denn? Um euch geht es doch gar nicht. Jedenfalls nicht direkt.«
    »Was nun? Kommen wir vor oder nicht?«
    »Wenn du dich und Herbert meinst: nur am Rande. Ganz nebenbei.«
    »Ach? Einfach so? Mit Namen und allem?«
    »Nein, nicht mit euren richtigen. Ihr seid überhaupt ganz schön verändert, man erkennt euch kaum.«
    »Kaum? Also doch.« Drohend kniff er die Augen zusammen. »Max, das gefällt mir nicht. Gefällt mir überhaupt nicht.«
    Das Bier kam. Ich setzte die Flasche an und leerte sie zur Hälfte. »Mach dir mal keine Sorge, Kurt. Covet weiß, was er tut. Ist ja Profi. Ein bisschen dings, authentisch muss es sein, sagt er, sonst kauft das Buch keiner.«
    »So?«
    »Wo er recht hat, hat er recht«, murmelte Herbert.
    Tischfußball-Kurt schwieg. Noch immer waren seine Augen schmale Schlitze. Schließlich sagte er: »Und Coppick und Hansen? Werden die auch erwähnt?« Unterm Tisch war ein kurzes Gebell zu hören.
    »Klar. Ohne Dackel geht es nicht.«
    »Das ist gut.« Er entspannte sich. »Alles in Butter, Max. Dein Buch wird ein Knaller, das sage ich dir.«
    Tischfußball-Kurt hatte ich also auf meine Seite gebracht. Dafür fragten mir die anderen Löcher in den Bauch: in welchem Verlag das Buch erschienen sei, wie viele Seiten es habe, ob ordentlich Sex darin vorkomme, ob ich jetzt reich sei.
    »Reich?« Ich tippte mir an die Stirn. »Ihr spinnt wohl.«
    »Hast du überhaupt schon eins verkauft?«, erkundigte sich Herbert maliziös.
    »Gestern bei der Lesung bestimmt zwanzig Stück. Und alle musste ich signieren.«
    »Lesung?«, fragte Kurt. »Was für eine Lesung?«
    »Die Buchvorstellung.«
    »Warum nennst du das Lesung?«
    »Weil ich draus vorgelesen habe.«
    »Aus dem Buch?«
    »Mann, Kurti! Stell dich nicht blöder an, als du bist!«
    »Schnauze!«, brüllte er und schlug mit der Faust auf den Tisch, dass die leeren Flaschen gegeneinander purzelten. »Warum liest du diesen Deppen aus deinem Buch vor, verdammt noch mal? Können die nicht selbst

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