Butenschön
Forschungsprojekte, mit Proteinen in speziellen Versuchsanordnungen – von so was verstehe ich keine Zeile!«
»Und ich soll es Ihnen erklären?«
»Ist doch kein großer Aufwand für Sie, oder? Wenn es Ihnen am Telefon nicht passt, komme ich gerne noch einmal vorbei.«
Jetzt seufzte sie erst recht. Wand sich, quälte sich, nölte. »Meinetwegen«, sagte sie schließlich. »Aber ich komme zu Ihnen. Haben Sie einen DVD-Spieler?«
»Meine Mitbewohnerin.«
»Sie wohnen in einer WG?«
»Quasi. Mit meiner Ex-Frau. Und die hat einen DVD-Player in die Ex-Ehe mitgebracht.«
Ich hörte ein kleines Lachen am anderen Ende der Leitung. »Schade, dass ich keine Soziologin bin. Klingt spannend, Ihr Wohnarrangement. Vor sieben schaffe ich es allerdings nicht. Passt Ihnen das?«
Das passte sogar hervorragend. Bis dahin war Christine zurück und konnte mir zur Not erklären, wie das DVD-Ding funktionierte. Von wegen Arrangement! Ich sagte Dankeschön und legte auf.
Meine nächste Gesprächspartnerin war Dörte Malewski. Ihre Telefonnummer, die ich ja bereits besaß, hatte ich von Knödelchen um folgende Angaben ergänzen lassen: Anfang 60, pensionierte Lehrerin, Doktorandin bei B. in den Siebzigern. Eine reife Dame also. Dachte ich. Vielleicht war sie es auch, bloß klang sie nicht danach. Ihre Stimme war tief und hatte etwas Schepperndes, im Hintergrund lief Creedence Clearwater Revival. Und kaum fiel ein bestimmter Name, als mich Dörte Malewski auch schon unterbrach: »Butenschön? Satteln Sie die Hühner und kommen Sie vorbei, junger Mann!«
»Meine Hühner? Gerne. Wann?«
»Wann Sie wollen, ich habe Zeit.«
Wir verabredeten uns für den folgenden Nachmittag. Frau Malewski nannte mir ihre Adresse und legte grußlos auf. Sie hatte nicht einmal gefragt, warum ich mit ihr über Butenschön sprechen wollte.
Dann kam Fatty an die Reihe. Er war eben aus dem Kindergarten zurück und gähnte in einem fort. Was ich über den Fall Butenschön erzählte, schien ihn nur mäßig zu interessieren. Wollte stattdessen wissen, ob es schon einen Bericht über die Lesung gegeben habe, und klagte über Gertrud, seine vierrädrige Gefährtin, die wieder mal Zicken machte. Vielleicht war er deshalb so komisch drauf. Oder er probierte gerade eine neue Diät aus.
»Bis die Tage«, verabschiedete er sich unbestimmt.
Ich wollte mir eben das Buch über Butenschön noch einmal vornehmen, als das Telefon läutete. »Hallo, Detektiv«, hörte ich eine Stimme sagen, die ich sofort wiedererkannte.
»Hallo, Susanne Rabe. Na, heute schon gestreikt?«
»Nicht schlecht. Du liest also Zeitung.«
»Aus purer Langeweile.« Geduzt hatten wir uns am Vormittag noch nicht, aber inzwischen kannten wir uns ja viel besser, wir zwei. »Du wolltest dich heute Abend melden und auch nur eventuell. Jetzt tust du es tatsächlich, und es ist gerade mal drei durch. Hört sich nach einer dringenden Sache an.«
»Überhaupt nicht. Ich fand es bloß nett, mit einem Bestsellerautor ins Gespräch zu kommen. Als ich das meinem Freund erzählte, war er hin und weg.«
»Wers glaubt! Hören tue ich es trotzdem gerne. Sonst noch was?«
»Nee, wieso? Ach, Moment, da fällt mir ein: Du wolltest doch unbedingt mit dem alten Butenschön sprechen.«
»Will ich immer noch.«
»Oder mit seiner Frau.«
»Ja.«
»Es gäbe vielleicht eine Möglichkeit, dich ins Haus zu lassen.«
»Wenn die beiden mal auf Reisen sind?«
»Nein, wenn sie Geburtstag feiern.«
Ich schwieg. Vor meinem inneren Auge erschien Susannes schmales Gesicht. Ihre Stimme passte dazu: klar, wenig Sprachmelodie, da klang jeder Satz gleich, ob ironisch oder ernst gemeint. »Geburtstag?«, fragte ich schließlich zurück.
»Wir sprachen doch über den offiziellen Festakt in der Alten Aula, nicht wahr? Der findet am Sonntag statt. Einen Tag vorher feiern sie im privaten Kreis, bei Butenschöns zuhause. Wobei privat in diesem Fall heißt, dass 80 Gäste kommen werden. Sind ja eine ganze Menge Urenkel dabei.«
»80 Personen in der Panoramastraße? Das wird eng.«
»Aber gemütlich.«
»Und wie soll ich mich da einschleichen?«
»Einziger Programmpunkt ist das Mittagessen. Das Büffet wird geliefert, trotzdem braucht man ein paar dienstfertige Geister für die niederen Tätigkeiten. Abräumen, Wein nachschenken, Zahnseide bringen. Die Organisation dieser Dinge liegt in Händen einer gewissen Susanne Rabe.«
»Sieh an. Du bist also nicht nur Putze.«
»Partys schmeißen ist mein Zweitberuf. Und als
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