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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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das Frau Butenschön erfuhr, sah sie gleich die Gelegenheit, ein paar Euro zu sparen. Sie hat vier Personen engagiert, drei Kommilitonen und mich.«
    »Und du meinst, ich könnte als Nummer fünf …?«
    »Nein, so viele sind bei der Butenschön nicht drin. Vier Studis waren ausgemacht, keiner mehr.«
    »Also?«
    »Der eine von uns wird am Samstag krank sein. Er weiß es zwar noch nicht, aber wir wissen es.«
    Ich lachte. Wie sie das sagte, war einfach zum Wegschmeißen. Wozu studierte die Frau eigentlich? Sie hatte doch längst alles, was sie zum Leben brauchte! »Macht dein Kommilitone keinen Ärger, wenn ihm der Job durch die Lappen geht?«
    »Das regele ich schon. Natürlich nur, falls du Interesse hast.«
    »Und was wäre meine Aufgabe?«
    »Zur Hand gehen, wie gesagt. Auftragen, abtragen, die Gäste nach ihren Wünschen fragen. Ansprechbar sein. Es geht nicht darum, den Sommelier oder Oberkellner zu spielen, das kann keiner von uns. Der private Rahmen der Feier soll gewahrt bleiben. Wir sind bloß Studenten, und Frau Butenschön weiß das.«
    »Studierende«, murmelte ich zerstreut. »Und du glaubst, ich könnte am Rande der Feier mit den Butenschöns ins Gespräch kommen?«
    »Zumindest würdest du die beiden einmal aus der Nähe erleben. Das Geburtstagskind wird natürlich umlagert sein. Aber mit der Frau zu plaudern, sollte möglich sein. Oder weiß sie, dass du Detektiv bist?«
    »Heute Morgen haben wir nur über die Sprechanlage miteinander kommuniziert. Und wenn sie nicht gerade aus dem Fenster gelinst hat   …   Mir geht allerdings etwas anderes durch den Kopf: eine Frage.«
    »Ja?«
    »Warum du das machst. Deinen Kumpel ausbooten, mir die Gelegenheit geben und all das. Sag nicht, weil du mein Buch so toll fandest!«
    »Das muss ich erst noch lesen. Nein, keine Leistung ohne Gegenleistung. Natürlich will ich etwas von dir, was dachtest du?«
    Also doch. Diese Studierenden, ob weiblich oder männlich, wurden mir immer mehr zum Rätsel. Da streikten und demonstrierten sie, aber wenn sie mit dir verhandelten, klangen sie wie die Ministerlümmel von der FDP. Musste eine neue Generation sein.
    »Und woraus bestünde die Gegenleistung?«
    »Ich würde gerne den Festakt am Sonntag besuchen. Das geht aber nur mit schriftlicher Einladung. Frau Butenschön hat noch ein paar zuhause. Die sollst du mir besorgen.«
    »Wie besorgen?«
    »Entwenden.«
    »Bitte?«, platzte ich los. »Ich soll eine Einladung klauen?«
    »Am Samstag wird sich bestimmt eine Gelegenheit ergeben. Ich kann es nicht tun, weil ich Anwesenheitspflicht im Saal habe. Mein Fehlen würde also auffallen. Außerdem hätte mich die Butenschön sofort in Verdacht. Für dich ist es ein Kinderspiel, Detektiv.«
    »Wo liegen diese Einladungen?«
    »In einer Schublade ihres Schreibtischs. Oben, im ersten Stock. Während des Essens ist der menschenleer, kein Problem. Also, wie siehts aus? Bist du dabei?«
    Ich lachte leise vor mich hin. Das war ja mal eine Bekanntschaft, diese Susanne Rabe! Klar, es reizte mich schon, mir in Kellnermontur Zutritt zur verbotenen Villa zu verschaffen wie einst Kara Ben Nemsi im heiligen Mekka. Und mit Susanne zusammenzuarbeiten, reizte mich noch viel mehr.
    »Warum willst du eigentlich zu dieser Feier in der Alten Aula?«
    »Rein privates Interesse. So einen offiziellen Akt würde ich gerne einmal miterleben. Ich habe Frau Butenschön gefragt, ob ich eine Einladung bekäme, aber sie sagte, sie hätte selbst zu wenige. Was definitiv nicht stimmt.«
    »Gib mir eine Stunde, um darüber nachzudenken. Ich rufe dich an. Aber mir müsste schon ein wichtiger Grund einfallen, um Nein zu sagen.«
    »Ich zähle auf dich, Detektiv.«

     

     

     

     

    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

11

    Für einen Handschuhsheimer Großbauern war Kleinfeld der perfekte Name. Er fand sich ganz unten auf dem Aushang, den ich im Englischen Jäger mitgenommen hatte. Ansprechpartner von Pro Hendesse e.V.: Gerhard Kleinfeld, In den Heroldsäckern. Angesichts der Adresse wäre Ausrufer der bessere Titel gewesen, Verkünder der Unabhängigkeit Handschuhsheims von Heidelberg. Konnte ja noch werden.
    Kleinfelds Hof lag mitten in den Feldern, vom Technologiepark keinen Kilometer entfernt. Ich hatte mich gegen Christines Wagen entschieden und war mit dem Rad unterwegs, mit meiner rotlackierten Mühle, die schon fast so viele Jahre auf dem Buckel hatte wie die Handschuhsheimer Tiefburg. Am Gepäckträger hingen

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