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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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Kommentare später war das Gespräch schon wieder zu Ende.
    »Mein Chef«, erläuterte er und stand auf. »Tut mir leid, das wars mit meiner Mittagspause. Lassen Sie sich nicht stören und essen Sie in Ruhe fertig. Die Rechnung übernehme ich.«
    »War es vielleicht wegen meines Buchs?«
    Er war schon im Mantel. »Was denn?«
    »Dass Sie auf mich kamen.«
    »Genau.« Sein Zeigefinger richtete sich auf mich. »Das Buch wars. Kurzer Anruf bei der Auskunft, und ich hatte Ihre Nummer. So viele Max Koller gibt es ja nicht in Heidelberg.«
    Und das ist gut so, dachte ich. Mehr als einen hatte diese Stadt auch nicht verdient.

     

     

     

     

    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

10

    Am Nachmittag telefonierte ich. Das heißt, zunächst legte ich mich eine Runde aufs Ohr, um für alles Weitere gewappnet zu sein. Auch der erfolgreichste Privatflic braucht seine Erholungsphasen; das war mein persönlicher Beitrag zum Thema Realismus. Michael Deininger hätte mir sicher beigepflichtet.
    Als es klingelte, schreckte ich hoch und war sofort hellwach. Ein Mann meldete sich und sagte in ausgesucht höflichem Ton, er habe von meiner Lesung gelesen.
    »Schön«, sagte ich.
    »Dann ermitteln Sie jetzt bestimmt in dieser Rotlichtaffäre.«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Mich würde interessieren, ob unser Pfarrer in Rohrbach zu den Betroffenen gehört.« Er räusperte sich, ebenfalls höflich. »Klingelt da etwas bei Ihnen?«
    »Wieso Ihr Pfarrer?«
    »In der Zeitung stand doch, dass diese Romana mit allen möglichen Heidelbergern   …   auch mit Pfarrern. Und mein Sohn will sich nächste Woche trauen lassen. Da fragt man sich jetzt natürlich …«
    »Tut mir leid, ich ermittle in dem Fall nicht.«
    »Ach so? Aber vielleicht ein Kollege von Ihnen?«
    »Solche Kollegen habe ich nicht. Wiederhören.«
    Ich starrte das Telefon in meiner Hand noch lange an. Hatten die Leute keine anderen Sorgen mehr als das Geschwätz einer ausrangierten Hure? Selbst in Rohrbach musste es doch wichtigere Themen geben. Aber wenn ich schon mal am Telefonieren war   …   Als Erstes wählte ich die Nummer des promovierenden Knödelchens und fragte nach Koschak. Wo er sich gerade aufhalte, warum er nicht auf meine Nachrichten reagiere, wie er zu erreichen sei.
    »Ich habe keine Ahnung, wo er steckt«, lautete die Antwort. »Wir hatten vereinbart, dass er sich meldet, sobald der Termin für die Übergabe feststeht.«
    »Ist er vielleicht verreist? Recherche im Ausland oder so?«
    »Möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich. Er will ja dabei sein, wenn die Dokumente ins Land gebracht werden.«
    »Und warum ruft er mich nicht zurück?«
    »Ich weiß es wirklich nicht. In diesen Dingen ist er eigentlich sehr zuverlässig.«
    »Gut.« Ich bat sie, ihm ebenfalls eine Nachricht auf der Mailbox zu hinterlassen, er möge sich dringend bei mir melden. »Morgen muss ich privat nach Frankfurt. Wenn ich bis dahin nichts von Koschak gehört habe, fahre ich bei ihm zuhause vorbei. Ich glaube nicht, dass ihm etwas zugestoßen ist, aber man kann nie wissen.«
    »Zugestoßen? Wie das denn?«
    »Jetzt muss ich passen. Komisch finde ich es allerdings schon, wenn sich ein Journalist partout nicht zurückmeldet.«
    »Hören Sie auf! Das sind doch Hirngespinste. Erst schickt Butenschön einen Feuerteufel los, und jetzt soll er Koschak beseitigt haben.«
    »Das habe ich nicht behauptet.«
    »Was ist mit den anderen Möglichkeiten, die ich Ihnen genannt habe? Sind Sie dem mal nachgegangen?«
    »Der Sache mit den Studenten? Ich bin dran. Ich glaube aber kaum, dass die dahinterstecken.«
    »Vergessen Sie den Streit mit den Handschuhsheimer Bauern nicht. Ich habe mich im Institut mal umgehört. Es gibt da einen Verein, der sich einer Erweiterung der Uni massiv widersetzt. Pro Handschuhsheim heißt der. Mit diesen Leuten sollten Sie mal sprechen.«
    »Pro Hendesse. Hab schon recherchiert, Frau Deininger. Ich werde dem nachgehen, und zwar noch heute. Unter einer Bedingung.«
    Sie seufzte. »Die wäre?«
    »Sie verraten mir, was Albert Butenschön mit Auschwitz zu tun hat.«
    »Das ist schnell beantwortet: nichts.«
    »Über dieses Nichts breitet sich das Buch, das Sie mir gegeben haben, aber ein ganzes Kapitel lang aus.«
    »Warum fragen Sie mich, wenn Sie den Beitrag selbst gelesen haben?«
    »Ich habe angefangen, ihn zu lesen, und bin gescheitert. Gleich nach der Überschrift. Frau Deininger, da geht es um irgendwelche heiklen

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